|Rezension| "So geht Liebe" von Katie Cotugno

| Heyne fliegt | Hardcover | 320 Seiten | €15,99 | Amazon |


Ich suche schon eine halbe Ewigkeit nach Sawyer, als ich ihn im Supermarkt auf dem Federal Highway vor der Slush-Maschine stehen sehe.
Seit sie denken kann ist Serena in den gutaussehenden Sawyer LeGrande verliebt, doch ihre Gefühle würde sie ihm niemals gestehen - zu groß ist die Angst, zurückgewiesen zu werden. Als die beiden eines Tages doch zusammenfinden, ist viel geschehen, viel, das Sawyer dazu gebracht hat, sich zu verändern und als er eines Tages die Stadt verlässt und nicht zurückkehrt, lässt er Reena unwissend mit einem Baby zurück, denn Reena ist schwanger - und allein. Plötzlich sind all ihre Träume vom reisen und studieren ferner denn je - bis Sawyer nach zwei Jahren wiederkommt und mit ihren alten Gefühlen für ihn, auch die Vergangenheit mit sich bringt.
Eine Anleitung zum Lieben gibt es in diesem Roman zwar nicht, doch diese unglaublich einfühlsame und tiefgehende Geschichte über Verlust, Freundschaft, Liebe und Familie zeigt einem dennoch dann und wann, wie Liebe eigentlich geht. So geht Liebe ist eine dieser Geschichten, die das Leben geschrieben haben könnte - voller Makel und Fehler, Traurigkeit und Hoffnung - und diese Authentizität und Ehrlichkeit hat mich tief berühren können. Und das obwohl - oder vielleicht gerade auch genau weil - das Buch voller komplizierter Figuren steckt, die definitiv nicht ganz einfach sind und zwischenzeitlich sogar eher unsympathisch wirken. Und vielleicht auch obwohl - oder gerade weil - dieses Buch ein Themengebiet behandelt, dass viele Jugendbücher gerne mal übergehen, nämlich ein Kind in jungen Jahren zur Welt bringen und verlassen zu werden - all das ist so untypisch Jugendbuch, aber so typisch Leben, dass ich So geht Liebe für ein ganz außergewöhnliches Buch mit vielen Facetten halten, dass mich zum Weinen und zum Lachen bringen konnte. Ein Buch, das mich verzaubert hat.
Bestimmt wird die Geschichte definitiv von ihren Figuren; So geht Liebe ist ein Charakterroman, der von verschiedenen Schicksalen erzählt, die so echt wirken, als wären sie tatsächlich irgendwo so geschehen. Dabei sind die Figuren tatsächlich sogar ziemlich vielschichtig und komplex, gleichzeitig aber auch nicht gerade einfach, was - in Hinblick auf ihre Vergangenheit - aber auch verständlich und glaubwürdig wirkte. Protagonistin Serena (auch Reena genannt) ist eine zurückhaltende Protagonistin, die sehr verletzlich und in sich gekehrt ist, gerade in den Rückblenden. Dennoch ist sie ein starker Mensch, denn sie hat ihre zweijährige Tochter Hannah großgezogen und versucht immer weiterzumachen. Das klingt noch ganz einfach und das ist es auch im Vergleich zu Sawyer. Sawyer ist eine Figur, die man entweder hasst oder hasst. Ich glaube, es gibt wirklich nicht viel anderes, was man für ihn empfinden könnte und es ist wirklich schwer, ihn zu mögen - das liegt aber auch daran, dass Reena einfach nicht von ihm loskommt und er ihr die meiste Zeit das Gefühl gibt, eigentlich gar nicht wirklich etwas für sie zu empfinden. Hier ist die Kombination aus Rückblenden und Gegenwart sehr interessant, um die Entwicklungen und Veränderungen zu beobachten.
Doch auch die Nebenfiguren erschaffen ein realistisches Bild und viele habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Da das Buch abwechselnd von der Zeit "Vorher" und der Zeit "Nachher", als der Vergangenheit und der Gegenwart erzählt, gelingt es dem Leser nach und nach das Mosaik zusammenzusetzen und man bekommt eine Geschichte erzählt, die viel mit der Vergangenheit, aber auch ebenso viel mit der Gegenwart zu tun hat. Tatsächlich geschieht nämlich so einiges in diesem Buch, gerade auch viele Schicksalsschläge, die aber nicht übertrieben wirken, sondern vielmehr ins Bild passen. Dabei beschäftigt sich das Buch mit Verlust, Freundschaft, Loslassen, der (unerwiderten) Liebe, Einsamkeit, (zerplatzten) Träumen und dem Leben, so wie es eben spielt - und letztendlich auch geht.
Ich weiß nicht genau, was es ist, das dieses Buch so eindringlich und groß macht. Vielleicht ist es diese Melancholie, die gleichzeitig immer mit Hoffnung verbunden ist, vielleicht sind es auch die Figuren, die so voller Makel sind, dass sie nur realistisch wirken können. Aber auch die Atmosphäre, die Cotugno mit ihrem jugendlichen aber dennoch anspruchsvollen Schreibstil erschafft und die immer wieder wechselt, gibt dem Buch einfach das besondere Etwas. Dabei ist So geht Liebe eher ein ruhiges Buch, das für viele vermutlich zwischendurch auch einfach so dahinplätschert, aber ich hatte eigentlich nie das Gefühl, dass irgendetwas in diesem Buch zu viel oder zu wenig ist - ganz im Gegenteil, mir hat es unglaublich gut gefallen. So geht ein gutes (Jugend)Buch!
So geht Liebe und so geht ein außergewöhnliches Buch, denn die Geschichte um Reena und ihr Leben, diese sanfte Liebesgeschichte mit all ihren Facetten hat mich einfach verzaubert. Ich habe geweint, gelacht, genervt die Augen verdreht, wollte die Figuren schütteln, wollte, dass sie endlich zueinander finden und gleichzeitig, dass Reena nicht so naiv ist und endlich einmal ihr eigenes Leben lebt. Einfach ist diese Geschichte nun wirklich nicht, genauso wenig wie ihre Figuren, die allesamt besonders, aber auch schwierig sind. So geht Liebe ist eine Geschichte, die aus dem Leben gegriffen sein könnte, sie ist voller Makel und Fehler - und dennoch, oder auch vielleicht gerade deswegen, hat mich diese Geschichte ergreifen und mitreißen können, hat mich neugierig dazu getrieben einen Blick hinter all die Geheimnisse werfen zu wollen und deswegen möchte ich So geht Liebe jedem ans Herz legen, der ein tiefgehendes und außergewöhnliches Jugendbuch über das Leben und die Liebe lesen möchte.

(c) Lisa Burton

Katie Cotugno landete bereits auf der Shortlist für den begehrten Pushcart Prize, bevor sie mit SO GEHT LIEBE ihr erstes Jugendbuch veröffentlichte. Sie ist eine hoffnungslose Romantikerin, liebt Mozzarella-Honig-Sandwiches, ihre kleine Schwester und ihren Freund Tom, mit dem sie in wilder Ehe in Boston zusammenlebt. [via RandomHouse]
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