|Rezension| "Selection - Die Elite" von Kiera Cass


  | Selection - Die Elite | Kiera Cass | Hardcover | 483 Seiten | 16,99€ | Sauerländer | Amazon |
In Angeles ging kein Lüftchen, und ich lag still da und lauschte Maxons Atem.
  Von den fünfunddreißig ausgewählten Mädchen, die um die Krone von Ileá und die Gunst von Prinz Maxon kämpfen, sind mittlerweile nur noch sechs übrig - unter ihnen America. Doch sie ist hin- und hergerissen zwischen ihren sanften Gefühlen für Maxon und ihrer vertrauten Zuneigung zu Aspen. Außerdem kann sie sich nicht vorstellen, Prinzessin zu werden. Verzweifelt versucht sie immer wieder auf ihr Herz zu hören bis ein Ereignis auf das nächste folgt und America eine Entscheidung treffen muss, die alles verändern könnte.
Bauschige Kleider, kostbarer Schmuck, Prinzen und die große Liebe - die Buchreihe um America und ihre Herzbuben ist definitiv ein absoluter Mädchenschmöker. Die prickelnde Mischung aus dem Bachelor und Die Tribute von Panem hat schließlich schon im ersten Band super funktioniert und macht Prinzessinnenträume wahr - die Frage ist nur, ob hübsche Ballkleider und wenig tatsächliche Handlung ein gutes Buch ausmachen! Vermutlich eher nicht, aber irgendwie auch wieder doch, denn obwohl erschreckend wenig in der lang ersehnten Fortsetzung geschieht, war auch Selection - Die Elite ein schnell inhalierter Lesespaß, der kaum in die Tiefe geht und wenig neues bietet, dafür aber einfach nett zu lesen ist. Denn sein wir doch mal ehrlich, der Spruch: 'Es glitzert, ich muss es haben' existiert nicht umsonst. Und so ist der zweite Band um America und co. ein wenig facettenreicher Stein, der aber eben doch irgendwie gut aussieht.
Und das obwohl dieses Buch thematisch nicht viel weiter geht als ein unentschlossenes Liebesdreieck, das man als alteingesessener Jugendbuchfanatiker längst in und auswendig kennt. Einziger Lichtblick: Bisher ist man sich tatsächlich noch nicht ganz sicher, wen von den beiden America denn nun wählen wird, obwohl ich eine Ahnung habe. Drumherum geschieht dann aber doch mehr als vermutet, auch wenn die Welt immer noch ziemlich blass bleibt und ich mich frage, wie das im dritten Band beendet wird - ist tatsächlich nur die Liebesgeschichte wichtig inklusive kleiner Rebellionen oder wird es am Ende sogar ausarten? Ich bin mir relativ unsicher, wohin diese Reihe gehen will, dafür aber umso gespannter auf einige Entwicklungen. Gerade in diesem Band haben nämlich einige Figuren deutlich mehr von sich gezeigt, als das noch im ersten Band der Fall war - noch dazu haben sich einige interessante Entwicklungen angedeutet.
Die Figuren sind nach wie vor liebenswert, aber dennoch teilweise einfach zu eindimensional, gerade was America angeht. Sie ist schon eine Miss Perfect, die immer genau die Attribute aufweist, die sie gerade braucht. Das ist einerseits stellenweise schon ein wenig nervig, andererseits bleibt sie doch auch ziemlich blass, weil man ihren wahren Kern einfach nicht wirklich erkennen kann. Maxon hat für mich ein wenig an Sympathie verloren, obwohl ich die meisten seiner Handlungen auf jeden Fall nachvollziehen kann und auch seine Hintergrundgeschichte ein wenig angeschnitten wird. Aspen bleibt weiterhin blass und agiert für mich eher im Hintergrund, ebenso wie viele der übriggebliebenen Mädchen, obwohl auch hier einige Figuren deutlich mehr herausstechen. Sehr interessant fand ich die Entwicklung um Kriss und ich bin mir sicher, dass auch Celeste noch einiges zu bieten haben wird.
Insgesamt ist Selection - Die Elite aber irgendwie sehr wenig - wenig Dreidimensionalität, wenig Handlung, wenig Dinge, die wirklich hundertprozentig neu sind. Umso faszinierender, dass die gewagte Mischung auch im zweiten Band wieder wunderbar funktioniert und sich so schnell liest, dass man beinahe nicht bemerkt, wie wenig eigentlich wirklich geschieht. Trotz Leserfreundlichkeit ist diese Geschichte nicht perfekt, im Gegenteil: Ihr fehlt viel, um wirklich perfekt zu sein. Aber ein schöner Lesespaß für Zwischendurch ist das Buch eben doch und so bleibt Selection - Die Elite nette Unterhaltung, die definitiv in den Bann zieht und verzaubert, letztendlich aber nicht weltbewegend.
Zu der Elite der besten Bücher gehört diese Fortsetzung sicherlich nicht, aber das habe ich auch nicht erwartet. Trotz schnellen Lesens und einiger Unterhaltung bleibt die Geschichte was sie ist: ein Konstrukt ohne wirkliche Handlung mit teils blassem Weltentwurf und flachen Figuren, die erst nach und nach zeigen, was sie tatsächlich zu bieten haben. Aber dennoch! Irgendetwas hat diese Reihe, was sie unglaublich spannend und faszinierend macht und vielleicht ersetzt gerade dieser Prinzessinnenzauber und Charme die fehlenden Elemente. Ein mittelmäßiger, aber trotzdem nett zu lesender Zwischenband, der Lust auf die Fortsetzung macht und schnell zu lesen ist. Nicht schlecht!


Kiera Cass wurde in South Carolina geboren, studierte Geschichte an der Radford University und lebt heute mit ihrer Familie in Virginia. 2009 veröffentlichte sie ihren ersten Jugendroman. Ihre Freizeit verbringt sie mit Lesen, Tanzen, Videodrehen und großen Mengen Kuchen. [via Sauerländer]
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