Rezension | "Selection: Der Erwählte" von Kiera Cass

| Fischer Sauerländer | Hardcover | 384 Seiten | €16,99 | Amazon |

35 perfekte Mädchen waren angetreten. Nun geht das Casting in die letzte Runde: Vier Mädchen träumen von der Krone Illeás und einer Märchenhochzeit. America ist noch immer die Favoritin des Prinzen, doch auch ihre Jugendliebe Aspen umwirbt sie heftig. Sie zögert, denn sie liebt beide. Doch jetzt ist der Moment der Entscheidung gekommen: America hat ihr Herz vergeben, mit allen Konsequenzen. Komme, was wolle …
Die "Selection" Reihe ist ein bisschen so, wie ein Diamant aus Glas. Durchaus hübsch anzusehen mit einigen glänzenden Facetten, die sich im Licht brechen - ein Kratzer hier und da, weil er schon einige Male hinuntergefallen ist. Aber eben auch nicht echt. Was ich damit eigentlich sagen möchte: "Section" ist eine wahnsinnige unterhaltsame Buchreihe - das kann man nun wirklich nicht bestreiten. Man merkt kaum, dass man liest, während man die Geschichte inhaliert, erfreut sich an hübschen Ballkleidern, kitschigen Liebesbekundungen und viel Drama, aber am Ende ist es nicht mehr als das. Nur ein Stein aus Glas, den man gerne betrachtet, der aber sonst nicht viel zu bieten hat: keine Tiefen, kein Strahlen aus sich selbst heraus, nur eine Fassade ohne Inhalt. Das mag hart und negativ klingen, ist aber ehrlicherweise gar nicht so gemeint, ganz im Gegenteil. Selten habe ich so viel Spaß an etwas, das ich objektiv gesehen definitiv als platt bezeichnen kann, subjektiv aber einfach liebe. Und so bietet auch der dritte (und doch nicht letzte Band) einiges an Unterhaltung, Glitzer und Prinzessinnencharme mit Märchencharakter. Als Dystopie möchte man die Bücher eigentlich nicht bezeichnen, denn ein paar Rebellen machen einfach keinen dystopischen Roman.
Das braucht die Reihe aber auch ganz klar nicht, denn eigentlich will man doch nur wissen, für wen America sich entscheidet. Da sind einige Rebellenangriffe hier und da eher lästig und ziehen das Geschehen unnötig in die Länge, bieten aber gleichzeitig auch Stoff für das ein oder andere Drama. So gesehen macht dieses Element also durchaus Sinn, bietet aber keinerlei nervenaufreibender Spannung und Systemstürzung - dafür geht es ab der Mitte ohnehin viel zu schnell, wenn sich alles in Wohlgefallen auflöst, obwohl Kiera Cass merklich versucht einige Wendungen und Twists einzubauen, die aber letztendlich schon gelöst sind, bevor sie überhaupt begonnen haben. Allein das Cover verrät, dass es am Ende eine Hochzeit geben wird und wenn man sich das Kleid ansieht, wird man wohl wissen, wer der Glückliche sein darf. Aber all das stört nicht - im Gegenteil. Es ist gerade das Wissen darum, wie sich die Geschichte entwickelt, die mich dazu bringt, sie so gerne zu lesen. Man wird für einige Stunden aus der Realität gerissen und weiß genau, wohin man kommt, muss nicht rätseln oder bangen, hofft aber trotzdem, leidet und kämpft mit America, was wirklich eine Stärke des Buches ist.
Charaktertechnisch gibt es nämlich nicht ganz so viele Feinheiten, aber auch das kann ich der Reihe verzeihen. America war mir in "Der Erwählte" jedoch schon deutlich lieber, als noch im Vorgängerband, denn auch wenn sie einmal mehr Entscheidungsschwierigkeiten hat, so scheint sie sich doch ein wenig sicherer zu sein, was sie selbst eigentlich will. Aspen ist für mich völlig in den Hintergrund gerückt und das ist auch deutlich so gewollt und trägt dazu bei, dass sich der Fokus mehr auf Maxon verschiebt, den ich zwar in seinen Handlungen beinahe immer verstanden habe, der mir aber dennoch die meiste Zeit den letzten Nerv geraubt hat. In dieser Hinsicht finde ich Americas Zweifel und Entscheidungsprobleme tatsächlich sogar völlig verständlich und war - zu meiner Überraschung - oft der Meinung, dass Frau Cass diesen Zweifel noch mehr hätte hervorbringen können. Ansonsten haben mir die verschiedenen Figuren gut gefallen, auch wenn eine Wandlungen ein bisschen plötzlich kamen - gerade bei Celeste wirkt der Sinneswandel fast schon zu schön um wahr zu sein.
Die Handlung ist in großen Teilen völlig vorhersehbar und bietet keine Ungereimtheiten. Man könnte beinahe sagen, die Handlung ist wie eine klare und direkte Linie, die sich vom ersten bis zum letzten Band zieht und sich auch in "Der Erwählte" nicht einmal ein wenig verbiegt. "Der Erwählte" ist definitiv eine märchenhafte Liebesgeschichte mit bauschigen Ballkleider, glänzendem Schmuck, einem Märchenprinzen und einer stürmischen Protagonistin, die sich nicht klein kriegen lässt und den Königshof ein wenig aufmischt. Mehr nicht. Keine Dystopie, keine spannende Geschichte - einfach nur ein schönes Märchen, dass man gerne liest und dem man jeden kleinen oder großen Fehler irgendwie verzeihen kann.
Mit "Der Erwählte" geht Americas Geschichte genauso zu Ende, wie ich es mir erhofft und wie ich es erwartet habe. Die "Selection" Reihe ist literarisch gesehen sicherlich kein großer Wurf, aber das will sie auch nicht gar nicht sein und deswegen liebe ich die Geschichte um America, Maxon und Aspen und bin ein wenig traurig, dass es nun (fast) zu Ende ist. Ein märchenhafter Charakter, Prinzencharme und viel Lärm um nichts - das macht "Selection" irgendwie zu dem, was es ist und genauso gefällt es mir auch, selbst wenn es objektiv sicherlich viel zu kritisieren gäbe. Subjektiv gesehen ist mir mein objektiver Blickwinkel in diesem Fall aber völlig egal, denn ganz gleich, was man auch sagt: "Der Erwählte" hat mich unterhalten, ebenso wie der Rest der Reihe. Suchtfaktor und Lesenswert!

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