Für seinen Roman Cosmo Pollite schuf Andreas Winterer seinerzeit den hartgesottenen Commander Scott Bradley, der dort Hauptfigur einer Schundromanserie war, die von einigen Charakteren der Geschichte gerne gelesen wurde. Nun kehrt der Weltraumheld in seinem eigenen Buch Scott Bradley: Blondinen, Blobs & Blaster-Schüsse zurück, das im Mai 2011 beim österreichischen Verlag Evolver Books erschien.
Auf 213 Seiten wurden 18 Kurzgeschichten versammelt, in denen Scott Bradley bis in die hintersten Winkel der Galaxis reist, um seine Missionen erfolgreich auszuführen, wenngleich nicht immer so, wie seine Auftraggeber sich das gedacht haben. Der Großteil der Erzählungen stammt aus der Feder von Andreas Winterer, wobei auch Peter Hostermann und Franz Grieser einzelne Storys beigesteuert haben. Wer sich auf der Suche nach ernsthafter Science-Fiction befindet, der ist hier komplett falsch, denn dieses Buch ist Satire in Reinkultur. Ob nun Star Wars, Star Trek, Dune, Flash Gordon, 2001 oder Alien, vor Winterer und Co ist kein Klassiker sicher, sondern wird gnadenlos angezählt und konsequent zur Strecke gebracht. Was jedoch auch schnell deutlich wird, ist, wie sehr die Autoren die Science-Fiction lieben, denn man muss die Serien und Filme, die hier auf die Schippe genommen werden, schon sehr gut kennen, um so zielgenau ihren wunden Punkt treffen zu können. So wird die Lektüre gleichzeitig zu einer Reise durch die Historie der SF und erinnert den Leser an all die schönen Stunden, die er mit seinem Lieblingsgenre verbracht hat. Aber auch zahlreiche Seitenhiebe auf die Weltpolitik finden sich in dem Buch, etwa wenn Bradley mit Schergen wie Rummsfeld, Scheney und Wolfowicz Urlaub auf Klendathu III macht, im Auftrag des Präsidenten auf seine Art den Feldzug gegen den galaktischen Terror führt oder das Übersetzungsprogramm des Bordcomputers manipuliert, um absichtlich einen Krieg mit Aliens heraufzubeschwören.
Die Geschichten besitzen mit Scott Bradley eine Hauptfigur, der alles egal ist, sich selbst einmal ausgenommen. Politische Korrektheit oder gar Respekt vor dem anderen Geschlecht gehen ihm komplett ab. Die Attitüde „Erst schießen, dann fragen“ hat er ebenfalls bereits hinter sich gelassen, denn Bradley handelt und überlässt das Fragenstellen all jenen angepasst und profillosen Luschen, mit denen er sich abgeben muss. Er ist der einzig verbliebene echte Mann: Hart gegen sich und erst recht den Gegner, unsensibel, frauenverschlingend und immer mit einer Zigarre im Mund. Ein Mann wie es ihn nicht mehr geben darf, wenn es nach dem Willen der Menschenrechtler, Gleichstellungsbeauftragen und Gesundheitsapostel des Universums geht. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Winterer seine Hauptfigur unausgesprochen einen Kampf um die eigene Existenzberechtigung führen lässt, von dem Bradley weiß, dass er ihn nicht gewinnen kann. Er stürzt sich in immer neue Abenteuer um sich zu beweisen, dass er noch gebraucht wird und seine Zeit doch noch nicht abgelaufen ist. Er ist dabei ein Fremdkörper für seine Umwelt, die ihm selbst wiederum fremd ist und für die er nichts als Verachtung empfindet. Eine interessante Tiefgründigkeit, die Winterer hier an den Tag legt und die man von einer Satire dieser Art nicht unbedingt erwartet hätte.
Wer sich auf diesen Aspekt nicht einlassen will, der kann sich auf die abgefahrene Action konzentrieren, die in dem Buch reichhaltig geboten wird. Es mangelt nicht an Splatter oder Weltraumschlachten und Bradley bringt seine Schusswaffen ohne zu zögern zum Einsatz, ehe es sein Gegenüber tut. Ein Fest für SF-Fans ist sicherlich die Erzählung Seminar für Eroberer und Imperatoren, in der Figuren wie Darth Vader oder Ming von Bradley Unterricht darin erhalten, wie sie jene Fehler vermeiden, die in den bekannten Filmen zu ihrem Untergang geführt haben. Auch Der Kobayashi-Maru-Test und Scott Bradley und der Maschinenflüsterer sind für Fans durchaus Highlights dieses Buches, das in einem eingängigen und bildhaften Stil geschrieben wurde, welcher den Erzählungen angemessen ist. Manche Formulierungen wiederholen sich auffällig, doch ist es nicht ganz eindeutig, ob dahinter eine Absicht steckt oder im Lektorat einfach nicht aufgefallen ist. Wortwitz und viele liebenswerte Details machen die Geschichten zu einem kurzweiligen Lesevergnügen, bei dem sich der Spaß, den der Autor beim Schreiben hatte, auch auf das Publikum überträgt. Die Missionsberichte fallen allesamt recht kurz aus und manchmal würde man sich wünschen, Winterer hätte sich auf weniger aber dafür längere Geschichten beschränkt, um noch etwas mehr aus den Szenarien herauszuholen. So präsentieren sich manche Erzählungen zu sehr als SF-Satire-Quickies, die durchaus ansprechend sind, jedoch nicht für lange im Gedächtnis hängen bleiben.
Mit Scott Bradley: Blondinen, Blobs & Blaster-Schüsse liegt ein Buch vor, dass sich an alle SF-Begeisterten richtet, die ihrem bevorzugten Genre auch einmal mit Augenzwinkern begegnen können und sich nicht gleich auf den Schlips getreten fühlen, wenn ihre Lieblingsserie durch den Kakao gezogen wird. Diese Satire soll vor allem unterhalten und dies gelingt ihr auch in einer Weise, dass man sie anderen Interessierten ans Herz legen möchte.
Die Fakten:
Titel: Scott Bradley: Blondinen, Blobs & Blaster-SchüsseVerlag: Evolver Books (Wien)Autor: Andreas Winterer, mit Beiträgen von Franz Grieser und Peter HostermannUmfang: 213 Seiten
Format: TaschenbuchErscheinungsjahr: 2011Preis: 14,00 Euro
ISBN: 9 783950 255836
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