In ihren letzten beiden Romanen –1813 Kriegsfeuer und 1815 Blutfrieden hat die in Leipzig lebende Autorin, die Zeit zwischen der Völkerschlacht bei Leipzig und Waterloo als Thema behandelt. Diese napoleonische Epoche hat Sabine Ebert schon faszinierend spannend und sehr unterhaltsam erzählt. Anders als in den herkömmlichen historischen Romanen, in denen starke Frauen, ihrem Schicksal trotzen und über sich und andere hinauswachsen, befasst sich die Autorin mit historischen Quellen wie Tagebücher, Chroniken, Aufzeichnungen, Urkunden usw. Sicherlich spielen auch Frauen in ihren Romanen Hauptrollen, aber die Handlung konzentriert sich auf die historischen Elemente und wird nicht wie so oftdurch klischeereiche Ereignisse getrübt.
Im vorliegenden Roman „Schwert und Krone“ bildet das 12. Jahrhundert die historische Kulisse. Ort der Handlung wieder Deutschland – das Heilige Römische Reich deutscher Nation. Es gab in dieser Epoche vier mächtige Familien – Dynastien, die mit aller brutalen Gewalt, Intrigen, Bestechungen und Erpressungen das Spiel um die Throne kompromisslos beherrschen. Allen voran die Fürstenhäuser der Staufer, Welfen, Askanier und Wettiner. Jedes dieser Fürstenhäuser paktiert mal miteinander, gegeneinander, gehen Bündnisse mit der Kirche ein, brechen diese, verraten einander und nicht wenige Menschen sterben in den daraus resultierenden Kriegen. Ganze Herzogtümer wechseln die Besitzer, ganze Landstriche verwüstet. Hungersnöte bedrohen die ländliche Bevölkerung.
Wer die Fernsehserie „Game of Thrones“ aus Buch und Film kennt, wird unweigerlich beim Lesen des Romans von Sabine Ebert einige Ähnlichkeiten feststellen – nur das diese aus Fakten beruhen und nicht ein Konstrukt der Fantasy sind.
In der deutschen Geschichte weisen sich Lücken auf, die den Autoren eine gewisse schriftstellerische Freiheit geben, diese zu interpretieren. Sabine Ebert ist bekannt dafür, dass sie eine detektivische Recherche für ihre Romane durchführt. Genau diese Lücken werden von ihr argumentativ logisch gefüllt. Ob diese nun der Wahrheit entsprechen, ist natürlich nicht belegbar, doch selbst Historiker streiten sie noch mehrere Hundert Jahre später darüber, was ggf. wie und wo abgelaufen ist. Sabine Ebert schlägt eine großartige Epoche auf, eine Zeit, die Deutschland bis heute geprägt hat und deren Spuren und Wirkung wir noch immer spüren. Die Autorin lässt überwiegend historische Figuren auf ihrer historischen Bühne spielen, nur wenige Protagonisten entspringen der Fantasie.
Es gibt nach Tod des Kaisers Lothars (1137) einen erbitterten Kampf um die Thronfolge zwischen den Geschlechtern der Welfen und Staufer. Andere Fürstentümer schätzen ihren Chancen ein, ihre Töchter und Söhne sinnvoll mit anderen Häusern zu verheiraten, um noch mehr an Einfluss und Macht zu gewinnen. Das Schicksal ihrer eigenen Kinder wird gerne vernachlässigt. Die Rolle der Frau, ob nun adelig, oder nicht war in einer von Männern dominierten Welt nicht unbedingt als gleichwertig anzusehen. Doch gab es auch Frauen, die durchaus ihren Mann standen und geschickt manipulativ ihre Kräfte einsetzten. Sie agierten manchmal im Schatten ihrer Männer, oder Kinder – aber durchaus die Hosen an. Nichtsdestotrotz ist das Schicksal einiger junger Frauen Inhalt der Handlung.
Eine Liebegeschichte darf natürlich nicht fehlen, aber diese ist zum Glück nicht der Dreh- und Angelpunkt der gesamten Handlung. Interessanter dagegen sind die daraus entstehenden Szenen, in den mächtige Männer der Kirche ihre Intrigen spinnen und so mancher König im Netz hängen bleibt, oder ein einfacher Spielmann als Spion zwischen den Fürstentümern nachrichtendienstliche Aufgaben erledigt.
Sabine Ebert konzentriert sich in diesem Roman nicht auf das Leiden der Bevölkerung, die unter diesem tödlichen Spiel um die Throne bluten, sondern widmet sich der Motivation und den Argumenten der Herrscher. Das mag sich ggf. noch in den nächsten Bänden ändern, insbesondere dann, wenn schon die Rede eines Kreuzzuges gegen die slawische Bevölkerung ist. Der Feind meines Feindes kann sehr schnell zum Freund werden – auch das findet man in dieser Handlung wieder.
Qualitativ ist der Roman „Schwert und Krone“ ein Meisterwerk. Sabine Ebert ist eine Meisterin, wenn es darum geht historische Puzzlestücke in ein großartiges und sehr komplexes Gebilde einzubauen. Die Spannung entwickelt sich nicht – sie ist immer da – zu jedem Zeitpunkt der Handlung verfolgt der Leser die Perspektiven aus der Sicht der verschiedenen Könige, Herzöge und Grafen ohne das die Story langweilt.
Fazit
„Schwert und Krone“ – Meister der Täuschung ist schon jetzt eins der wichtigsten Werke, wenn man sich unterhaltsam der deutschen Geschichte widmen möchte. Sabine Ebert beweist wieder einmal, dass sie eine großartige Erzählerin ist, die Fußspuren deutscher Geschichte nachhaltig spannend und unterhaltsam wiedergibt.
Rebecca Gable für die Königin der englischen Geschichte im Genre „Historischer Roman“. Sabine Ebert ist die Majestät der deutschen Geschichte.
Ich freue mich auf die nächsten Romane dieser Reihe – das Spiel um die Throne geht weiter. Band 2 wird voraussichtlich auch in diesem Jahr erscheinen.
Michael Sterzik