Rezension: Schweig still, süßer Mund von Janet Clark

Rezension: Schweig still, süßer Mund von Janet Clark

Autor: Janet Clark
Titel: Schweig still, süßer Mund
Teil einer Reihe? Nein
Broschierte Ausgabe: 349 Seiten
Verlag: Loewe
ISBN-10: 3785572743 
ISBN-13: 978-3785572740
Preis: 12,00€
Originaltitel: -
Genre: Thriller; Jugendbuch; Realität
Themen: Freundschaft; Misstrauen; Fassade; Liebe; Geheimnisse; Rache

«Das ist so im Leben, immer wieder musst du Entscheidungen treffen und deinen Weg neu wählen. Wie du das machst, kannst nur du selbst bestimmen, aber du solltest dir immer der Konsequenzen bewusst sein und sehr genau abwägen, was für dich und dein Umfeld am besten ist.»
[aus "Schweig still, süßer Mund" von Janet Clark; S. 200]

Erster Satz:
Ich habe es getan.

Inhalt:
Als ihre beste Freundin Ella verschwindet, versucht die siebzehnjährige Jana Rosenthal alles, um sie wiederzufinden, denn im Gegensatz zu der Polizei glaubt sie nicht daran, dass Ella einfach nur für ein paar Tage abgehauen ist ohne ihr Bescheid zu geben. Gemeinsam mit ihrer Schwester und ihrem Kumpel Fabian sucht sie Ella per Internet und erfährt so nach und nach Dinge über ihre beste Freundin, die sie nicht wusste und auch nicht für möglich gehalten hätte. Währenddessen lernt sie den attraktiven Oliver kennen, bei dem sie sich endlich geborgen fühlt und der ihr nicht das Gefühl gibt, nur die zweite Wahl zu sein, so wie es zuvor in Ellas Gegenwart immer der Fall war. Mit den neugewonnenen Informationen über Ella kommt sie auch dem Geheimnis näher - demjenigen, der für Ellas Verschwinden verantwortlich ist und gerät in dessen Aufmerksamkeit.

Schreibstil:
Janet Clarks Schreibstil war für mich leider eher ein Minuspunkt, obwohl sie sehr flüssig und klar schreibt. Zu oft hat mich die Jugendsprache eher genervt und einige Sätze, die meiner Meinung nach nicht zu einer Siebzehnjährigen des 21. Jahrhunderts passen, fand ich eher unangebracht. So wurde für mich persönlich der Lesefluss eher gestört und ich hätte mir eine etwas tiefgründigere Sprache gewünscht. Das Buch ist außerdem abwechselnd in der dritten Person Singular aus der Sicht von Jana, in der Ich-Perspektive aus der Sicht des Täters und aus der dritten Person Singular aus der Sicht von Ella geschrieben, wobei Janas Anteil überwiegt.
Meinung:
Das Problem mit den Menschen ist, dass man immer nur einen winzigkleinen Teil von jemanden kennenlernt, obwohl man glaubt alles zu kennen. Dass man eine Person nie hunderprozentig kennt und dass selbst beste Freundinnen sich nicht alles erzählen, wird in dem Jugendthriller "Schweig still, süßer Mund" durch einen Extremfall dargestellt und behandelt Themen wie Freundschaft, Geheimnisse, die Fassade des Menschen und lässt auch Bereiche wie Liebe und Rache nicht aus. Theoretisch wäre hier also für jeden etwas dabei, nur die leider schon etwas ausgelatschte Idee wird hier nicht besonders ausgebaut und neu dargelegt.
Damit ein Buch sich Thriller nennen kann, muss zumindest an den Wendepunkten ein wenig Spannung auftreten. Von einem Thriller erwarte ich mir schwitzende Hände und einen schnellen Herzschlag, doch "Schweig still, süßer Mund" kann die nicht bedingt erfüllen, denn obwohl es einige, wenige Szenen gab, die doch motivierten weiterzulesen, so kam keinerlei Spannung auf und die Geschichte ist auch nicht so rasant erzählt, wie ich es mir erhofft hatte. Zwar wird der Leser das ein oder andere Mal auf eine falsche Fährte gelockt, doch insgesamt steht sehr schnell fest, was die Lösung des Falls ist und eingefleischte Thrillerfans werden sicherlich nicht viel Spaß mit dem Buch haben - dafür war die Lösung letztendlich doch zu klischeehaft und die Überraschungsmomente zu rar gesäht.
Es fehlt jedoch nicht nur an Spannung, auch die Authentizität der Figuren kommt nur selten durch und so bleiben sie distanziert und blass. Um ein Gefühl für eine Geschichte bekommen zu können, muss zumindest der Protagonist stimmen, aber auch in diesem Fall, fiel es mir schwer, mich mit Jana zu identifizieren oder ihre Taten und Gedanken nachzuvollziehen. Für mich war sie ein ziemlich unreifer, naiver Charakter, der leider mehr Schwächen als Stärken aufwies und mit dem ich partout nicht warm wurde. Daneben bleiben auch die anderen Figuren zweidimensional und Sympathie kann nur in wenigen Fällen aufgebaut werden. So konnte ich viele Handlungsstränge nicht richtig nachvollziehen und noch dazu haben sich die Ermittlungen teilweise wirklich gezogen.
Zwischendrin gibt es allerdings auch Szenen, die meine Neugierde dann wieder wecken konnten (irgendwie muss die 3-Herzen-Bewertung ja zu Stande gekommen sein!) und in denen ich mir dann doch wieder unsicher wurde. Besonders interessant und gleichzeitig auch bedenklich fand ich die Beziehung, die man zum Täter aufbaut, denn man schwankt zwischen Verständnislosigkeit und Mitleid. Ich hätte mir an dieser Stelle etwas mehr Tiefgang erhofft und auch die Lösung war eher unbefriedigend und hat dafür gesorgt, dass Jana mir gegen Ende noch unsympathischer wurde und ich das Buch mit einem Kopfschütteln beendete.
Fazit:
Dass Stillschweigen oftmals eher unangebracht ist und die ein oder andere Konsequenz mit sich ziehen kann, wird spätestens mit "Schweig still, süßer Mund" eine nur allzu deutliche Tatsache. Zwar kann es nur bedingt überzeugen, doch die Botschaft brennt sich dem Leser trotzdem ein. Mit eher blassen und distanzierten Charakteren und einem belanglosen Schreibstil, konnte die Geschichte mich leider nicht auf einer emotionalen Ebene packen, ist aber dennoch eine lesenswerte Lektüre, die kurzweilig und oberflächlich bleibt.
Rezension: Schweig still, süßer Mund von Janet Clark
Trailer zum Buch

Zum Autor
Rezension: Schweig still, süßer Mund von Janet ClarkJanet Clark, geboren 1967 in München, arbeitete nach ihrem Studium als wissenschaftliche Assistentin, Universitätsdozentin, Geschäftsführerin und Marketing-Leiterin in Belgien, England und Deutschland. Nach 12 Jahren Auslandsaufenthalt kehrte sie in ihre Heimatstadt zurück, wo sie seitdem mit ihrer Familie lebt. Im Jahre 2006 gewann sie mit der Kurzgeschichte „Die Helferin“ den zweiten Platz im SZ-Krimiwettbewerb.Inzwischen ist Clark hauptberuflich Autorin. "Ich sehe dich" ist ihr erster Roman. [via Lovelybooks]
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