[REZENSION] "Schweig still, mein Kind"

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Die Autorin
Petra Busch, geboren 1967 in Meersburg, arbeitet als freie Texterin und Journalistin für internationale Kunden aus Wissenschaft, Technik und Kultur. Sie studierte Mathematik, Informatik, Literaturgeschichte und Musikwissenschaften und promovierte in Mediävistik. Für ihren Kriminalroman "Schweig still, mein Kind" erhielt sie den renommierten Friedrich-Glauser-Preis für das beste Debüt des Jahres 2010. Sie lebt im Nordschwarzwald.
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Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: Knaur TB (10. September 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3426505576
ISBN-13: 978-3426505571
Originaltitel: Schweig still, mein Kind
Größe und/oder Gewicht: 18 x 11,4 x 3,4 cm
Leseprobe
Quelle: Droemer Knaur  *Krimifans hierher*

Die Geschichte...
Hanna Brock, die an einem Wanderführer über den Schwarzwald schreibt, stößt bei ihren Recherchen in der Nähe der Rabenschlucht auf die Leiche einer jungen Frau. Kriminalhauptkommissar Moritz Ehrlinspiel von der Kripo Freiburg übernimmt den Fall der erschlagenen Elisabeth Kühn und stößt in dem kleinen Dörfchen auf eine Mauer aus Misstrauen, Argwohn und Schweigen. Auch von Angehörigen, den Sommers, bekommt der "Herr Stadtpolizist" wenig Hilfe, doch es stellt sich heraus,  dass die Tote mit 17 ihre Familie und das Dorf verlassen hat und nach 10 Jahren als Hochschwangere wieder zurück gekehrt ist - gerade rechtzeitig zum 60. Geburtstag ihres Vaters. Die Anwesenheit des Hauptkommissars ist in dem Örtchen nicht gern gesehen und nur mit Hilfe der feinfühligen Journalistin Hanna Brock gelingt es Moritz Ehrlinspiel, ein wenig mehr von den Einheimischen zu erfahren. Dabei stößt der Hauptkommissar auf dunkle Geheimnisse und einen alten Aberglauben über den Rabenmann...**Achtung SPOILER** Zum Lesen bitte Text markierenEhrlinspiel muss sich mit Frieda Sommer -der tyrannischen Mutter des Opfers-, dem gütigen Vater sowie den unterschiedlichen Brüdern (Hermann ist der Bürgermeister und Bruno ein Autist mit einer Inselbegabung) von Elisabeth herumschlagen. Außerdem ist sich Moritz Ehrlinspiel unsicher, ob die ehemals beste Freundin des Opfers, Sina Vogel, etwas mit ihrem Ableben zu tun hat. Doch wie soll der Hauptkommissar die Mauer des Schweigens durchbrechen?

Meine Meinung:

"Schweig still, mein Kind" wollte ich schon lange lesen und so war meine Freude groß, als ich den Krimi in der Bücherei entdeckt habe. Der Prolog führt uns in die Vergangenheit, um kurz danach 10 Jahre später am Donnerstag, den 19. November zu starten. Die Geschichte dauert bis zum Mittwoch, den 25. November, um 7 Monate später mit dem Epilog zu enden. Als Schauplatz dient ein kleiner (fiktiver) Ort mit 500 Einwohnern, der irgendwo im Schwarzwald liegt.
Protagonist Moritz Ehrlinspiel (der Name ist etwas gewöhnungsbedürftig ;-)), Jahrgang '73, hat es für sein Alter schnell zum Hauptkommissar bei der Kripo Freiburg gebracht. Der charmante Singlemann genießt sein Leben, liebt -neben seinem Beruf- gutes Essen und seine beiden Katzen Bentley und Bugatti. Hanna Brock ist eine attraktive Großstadtpflanze, um 2 Jahre älter als der Kommissar und spielt Saxophon. Die neugierige, arbeitslose Journalistin schreibt an einem Wanderführer und hat sich deshalb in dem Dorf einquartiert. Interessant ist auch die Familie der Toten: Von der herrschsüchtigen Mutter über den gutmütigen Vater,  bis hin zu den Brüdern Hermann und Bruno ist in der Familie Sommer alles vertreten. Der ältere Hermann ist der Bürgermeister des Ortes und Bruno, der Autist mit einer besonderen Liebe zu seinem Gewächshaus und zu Büchern, wird als zurückgeblieben eingestuft und von seiner Mutter verhätschelt. Alle Charaktere -auch die engstirnigen Dorfbewohner- wurden wunderbar facettenreich und authentisch ausgearbeitet. Durch ihre besonderen Stärken, Schwächen, Ecken & Kanten kann sich der Leser hervorragend in die Hauptpersonen hineinversetzen und sogar die unsympathischen Personen wie Mutter Frieda oder der Nachbar Johannes Beyer erscheinen sehr lebendig. Die Figuren sind sicher noch ausbaufähig, was auf eine Fortsetzung hoffen lässt.
In „Schweig still, mein Kind“ trifft man auf eine eingeschworene Dorfgemeinschaft, die von vielen Geheimnissen, Volksglauben, Neid und Missgunst geprägt ist. Die Idee zu diesem Krimi ist zwar nicht neu, wurde aber so hervorragend umgesetzt, dass einen die Geschichte in ihren Bann zieht. Anfangs entwickelt sich die Handlung etwas langsam, was aber der Spannung keinen Abbruch tut. Denn wenn Hanna Brock durch den unheimlichen Novemberwald wandert oder Kommissar Ehrlinspiel mit den schrulligen Einheimischen in Willis schmuddeliger Kneipe sitzt, dann wird durch die bildhaften Beschreibungen mein Kopfkino aktiviert. Diese Story könnte ich mir wunderbar als Film vorstellen. :)
Auch wenn ich schon Unmengen an Krimis verschlungen habe, ist es mir hier bis zum Schluss nicht gelungen, den Täter zu entlarven. Die Autorin hat für die Leser viele Irrwege sowie falsche Fährten gelegt und mich ständig mit neuen, erstaunlichen Wendungen und mehreren, interessanten Handlungssträngen überrascht. Ebenso gut gelungen finde ich die detaillierten Erläuterungen der Dorfgemeinschaft, die sich wunderbar in die Handlung einfügen und mich vergessen lassen, dass ich normalerweise ungern Regionalkrimis lese.
Erzählt werden die fesselnden Begebenheiten aus unterschiedlichen Perspektiven. Moritz Ehrlinspiel und Hanna Brock plaudern aus dem Nähkästchen, ebenso wie Elisabeth’s Freundin Sina Vogel und der Autist Bruno Sommer. Aber auch andere Nebenfiguren kommen zu Wort und schildern die Geschehnisse glaubwürdig aus ihrer Sicht. Sehr bemerkenswert finde ich die Schilderungen des autistischen Bruno, der die Ereignisse derart realistisch und intensiv erzählt, dass man Gänsehaut bekommt. Den Schreibstil darf man ruhigen Gewissens als ausdrucksstark und fesselnd beschreiben. Die reizvollen Dialoge und die anschaulichen, gut recherchierten Beschreibungen tun ein Übriges, so dass ich die knapp 450 Seiten innerhalb kürzester Zeit durchgelesen hatte.
FAZIT:
Petra Busch hat einen atmosphärisch dichten Kriminalroman mit einer komplexen Handlung und realistisch gestalteten Figuren erschaffen, der sich außergewöhnlich gut lesen lässt. Ich kann gar nicht glauben, dass „Schweig still, mein Kind“ ein Debütroman sein soll.  Deshalb vergebe ich dafür packende 5 (von 5) Punkte.

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