[Rezension] Schmetterling aus Staub von Anna Palm

Von Sheerisan @Sheerisan85
  • Autorin: Anna Palm
  • Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3862652513
  • ISBN-13: 978-3862652518
  • Größe und/oder Gewicht: 20,2 x 13,4 x 3,6
  • Fantasy-Roman
  • Originalausgabe | 14,95 EUR (D)
  • Erscheint am 1.2.2013
  • Einzelband
  • aa

 Kurzbeschreibung

Die Stadt, in der die 16-jährige Mika lebt, gleicht dem Paradies: Blumen blühen überall, die Menschen lächeln einander freundlich an und die Sonne scheint 365 Tage im Jahr. Dennoch ist Mika nicht glücklich. Seit sie vor acht Jahren am staatlich angeordneten Persönlichkeitstest teilnehmen musste, ahnt sie, dass die Realität außerhalb von Seelenheide ganz anders aussieht, als sie das Fernsehen glauben machen will. Ihre Vermutung bestätigt sich, als eines Tages ein fremder Junge auf der Mauer in ihrem Garten sitzt. Aaron gehört zu den »Risi­kos«, die als Kinder von ihren Eltern getrennt werden, weil sie sich zu Freidenkern entwickeln könnten. Die Regierung hat Angst vor ihnen, nennt sie Verbrecher – und sperrt sie ein. Aaron konnte fliehen und will nun das System stürzen, das ihn und Tausende andere aussortiert hat. Mika ist vom ersten Moment an fasziniert von Aaron und begibt sich mit ihm auf die gefährliche Mission. Doch schon bald muss sie sich nicht nur mit Kopfgeldjägern auseinandersetzen, sondern auch mit Janna, die bei dem Test zum »Machtmenschen« erkoren wurde.

»Dürfen Harmoniemenschen galoppieren?«

Unter normalen Umständen muss ich gestehen, dass ich Bücher von deutschen Autoren seltener im Blick habe, als von englischsprachigen Autoren. Zusätzlich bin ich normalerweise auch kein großer Fan von Büchern von noch recht jungen Autoren, denn meistens sind die Ideen sehr gut, aber es hapert noch an der sprachlichen Umsetzung. Hier hat mich das Cover jedoch so neugierig gemacht, dass ich dem Buch und der jungen Autorin Anna Palm eine Chance geben wollte, zumal ich noch nie eine Dystopie von einer deutschen Autorin in den Händen gehalten habe.

Am Anfang war ich leider etwas enttäuscht von der Gesichte, denn zu viele Aspekte hatten mich an andere Dystopien erinnert, klar ist es hier nicht anders als mit den heutigen Filmen, es existiert fast nichts mehr, was es nciht schon in irgendeiner Form gegeben hat, aber zum anderen muss ich auch sagen, dass es einfach Gedankengänge gibt, die in jeden Menschen vorgehen, auch bei Autoren und wenn man bedenkt, wie lange es dauert, bis ein Buch erscheint, dann ist es manchmal nur Zufall, dass sich einige Dinge wiederholen.

Handlungsort der einbändigen Dystopie von Anna Palm ist das zukünftige Deutschland im Jahr 2222. Alemania wird es seit der Neubildung genannt und von einem Diktator namens Caesar regiert. Alemania selber ist noch einmal in vier größere Regionen unterteilt, in denen die vier unterschiedlichen Gruppen der Menschen leben. Jedes Kind wird an seinem achten Lebensjahr selektiert. Dabei wird festgestellt, ob es bei seinen Eltern bleiben kann, oder die Gruppe wechselt und Zieheltern über geben wird. Genau dieser Prozess hier hat mich an die Bestimmung von Veronica Roth erinnert, nur mit dem Unterschied, dass es sich hier um Kinder handelt und nicht wie bei ihr um Jugendliche. Eingeteilt werden die Kinder ab jetzt in Harmoniemenschen, Machtmenschen, Ergeizmenschen und den Risikos, die als Ausgesetzte und als sehr gefährlich gelten (klar, denn von ihnen geht mit ihrem eigenen Willen die meiste Gefahr aus).

Hauptprotagonistin ist Mikaela, genannt Mika, die bei der Selektion als Harmoniemensch eingeteilt wird, was dem entspricht, was ihre Eltern sind. Aber ist Mikaela wirklich tief in ihrem inneren ein Harmoniemädchen? Diese Frage muss sie sich viele Jahre später öfters stellen, als aufeinmal ein Risiko (vielleicht zu vergleichen mit den Unbestimmten bei Divergent), mit dem Namen Aron auf der Mauer zum Garten sitzt. Es kommt wie es kommen muss, Mikaela beißt in den von Aaron vergifteten Apfel und wird von ihm entführt. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten lernen die beiden einander schätzen und entwickeln Gefühle für einander. Die Beziehung der beiden zueinander hat mir hier sehr gut gefallen, da Anna Palm zwar auf die Gefühle der beiden eingeht, dies jedoch angesicht der ernsten Lage der Protagonisten nicht zu sehr strapaziert und zu kitschig werden lässt.

Neben Mika und Aaron lernen wir auch noch Janna und Finn kennen, die beiden fehlenden Teile der Truppe, die gegen Caesar ins Feld ziehen. Besonders Finn hat mir hier wirklich sehr gut gefallen, aber auch alle anderen Charaktere konnten mich überzeugen, obwohl ich gerne etwas mehr über sie erfahren hätte. Die Beschreibung der Welt ist Anna Palm in meinen Augen sehr gut gelungen und auch einige Dinge aus dem Alltag haben mir hier sehr gut gefallen, so zum Beispiel die Erfindung der Schokoletta, einem Getränk ähnlich einer heißen Schokolade mit schönen Kakaogeschmack, aber mit Kräutern und einem Hormon, die den Harmoniemenschen helfen hamonisch zu bleiben.

Trotz des jungen Alters der Autorin, merk man ihr hier sprachlich an, dass es sich nicht mehr um ihren ersten Roman handelt, sondern mittlerweile um ihren dritten. Der Schreibstil ist flüssig und sehr gut zu lesen. Trotz des ernsten Themas konnten mich einige Dialoge zwischen Mika und Aaron zum schmunzeln bringen und nach den kleinen anfänglichen Schwierigkeiten konnte ich das Buch selten aus der Hand nehmen. Selbst eine Träne habe ich vergossen und das kommt wahrlich selten vor. Erzählt wird der Roman übrigens aus Mikas sicht, so das man als Leser einen recht guten Blick auf ihre Gefühle hat.

Alles in allem bietet Schmetterling aus Staub dem Leser eine spannende Geschichte, die sich am Anfang zwar nicht von den vielen  anderen Dystopien abheben kann, da sie nicht viel Neues bietet, aber sie schafft es, durch ihre Protagonisten und den ein oder anderen guten Einfall, ihren eigenen Weg zu gehen und dieser ist der noch recht jungen Autorin sehr gut gelungen. Ich werde Anna Palm ab jetzt jedenfalls ab und an im Auge behalten und hoffe dass sie weiter am Schreiben bleibt.

Wer übrigens mehr über Anna erfahren möchte, der kann sich gerne das schöne Interview auf Leselust & Leseliebe durchlesen.