[REZENSION] "Scherbenparadies"

Cover
[REZENSION]
Die Autorin
Inge Löhnig hat Grafik-Design studiert. Nach einer Karriere als Art-Directorin in verschiedenen Werbeagenturen hat sie sich mit einem Designstudio selbstständig gemacht. Inge Löhnig wohnt mit ihrer Familie in der Nähe von München.
ProduktinformationLink zu Amazon
Broschiert: 264 Seiten
Verlag: Arena (Juli 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3401066021
ISBN-13: 978-3401066028
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 - 17 Jahre
Größe und/oder Gewicht: 20,4 x 13,8 x 3,2 cm

LeseprobeQuelle: book2look.de  *spannende Lesestunden garantiert*
Die Geschichte...
Die 10E der Realschule Neuperlach bekommt einen neuen, attraktiven Klassenlehrer. Während sich eine der Schülerinnen unsterblich in Nils Joswig verliebt und ihn deshalb verfolgt, hat Sandra vollkommen andere Sorgen. Ihre Mutter investiert das Arbeitslosengeld vorwiegend in Alkohol, kümmert sich nur sporadisch um ihre Töchter und lebt stattdessen lieber bei ihrem Freund. Und so muss sich Sandra um ihre kleine Schwester Vanessa und den Haushalt kümmern, obwohl kaum Geld da ist und sie sich doch auf ihre schulischen Leistungen konzentrieren sollte. Denn die Musterschülerin rechnet sich durch super Noten und eine gute Ausbildung eine Chance auf eine bessere Zukunft aus. Doch das tritt alles in den Hintergrund, denn momentan kämpft Sandra ums nackte Überleben - und auch ihrem Klassenlehrer fällt auf, dass mit einer seiner Lieblingsschülerinnen etwas nicht stimmt. Das passt seiner unbekannten Verehrerin nicht in den Kram, die daraufhin mit allen Mitteln versucht, Sandra zu mobben und ihr das Leben mit falschen Gerüchten schwer zu machen. Und kurz darauf kursiert ein gefaktes Foto von Sandra auf Facebook...
Meine Meinung:
"Scherbenparadies" ist nach "Schattenkuss" mein 2. Jugendthriller von Inge Löhnig. Als Handlungsschauplatz dient
Neuperlach, ein Stadtteil von München und der Handlungszeitraum umfasst ca. 3 Monate.

Sandra Plank ist 17 und sollte das Leben genießen, stattdessen muss sie sich um ihre 6-jährige Schwester Vanessa kümmern und tut alles (auch z.B. Lebensmittel aus Müllcontainern besorgen), damit nicht das Jugendamt kommt und ihr Vanessa wegnimmt. Und um das Geld für die Klassenfahrt nach Berlin zusammenzubekommen, geht die Schülerin sogar putzen. Ihrem neuen Lehrer, dem gutaussehenden 26-jährigen Referendar Nils Joswig, fällt auf, wie abgespannt Sandra aussieht und versucht ihr zu helfen. Dabei werden sie von seiner heimlichen Verehrerin beobachtet, die daraufhin beschließt, sich an Sandra zu rächen, um Nils ganz für sich zu haben... Die Protagonisten wurden vielschichtig und menschlich dargestellt, sie alle haben ihre Stärken, aber auch Probleme, Fehler und Ängste.Die Grundidee zu "Scherbenparadies" ist sicherlich nicht neu, wurde aber dennoch ansprechend umgesetzt. Manche Situationen wirken zwar etwas theatralisch und übertrieben, aber vielleicht sehe nur ich das so. Z.B. Wenn Sandra im Supermarkt 5 Cent fehlen und sie kurz darauf ein 5 Cent-Stück am Boden findet. In "Scherbenparadies" finden verschiedene Themen wie Mobbing, Intrigen und Vernachlässigung, aber auch Gefühle wie Eifersucht, Hass, Freundschaft oder verbotene Liebe ihren Platz. Gut finde ich auch den Bezug auf zeitgemäße Social-Media-Plattformen wie Facebook, aber auch auf aktuelle Songs oder Romane, was für jugendliche Leser sicher interessant ist. Inge Löhnig hat sich sehr bemüht, die Handlung, die aus 2 miteinander verwebenden Handlungssträngen besteht, durchwegs spannend zu gestalten bzw. die Story mit einigen unerwarteten Wendungen zu versehen. Diese Irrwege und falschen Fährten tragen dazu bei, den  Spannungsbogen gespannt zu halten, obwohl die Story auch ein paar kleine Längen beinhaltet. Und warum 17-jährige Schüler erst die 10. Klasse besuchen, konnte ich mir auch nicht erklären (meine 15-jährige Tochter besucht nämlich ebenfalls die 10. Klasse, deshalb ist mir das so ins Auge gestochen)Die Geschehnisse werden aus 2 Perspektiven erzählt: Zum einen von einer unbekannten Person, die nach ihren Schilderungen eine Mitschülerin von Sandra ist und der es überhaupt nicht passt, dass sich Sandra dauernd an Nils heranmacht. Diese Abschnitte sind von Hass und anderen negativen Gefühlen geprägt, die mich manchmal erschreckt haben. Zum anderen schildert Sandra ihre momentane missliche Lage, aus der sie manchmal keinen Ausweg sieht. Ich konnte mich von Anfang an in Sandra einfühlen und war oft regelrecht geschockt: über die Armut, in der Sandra und Vanessa aufwachsen und über die Unwahrheiten, mit denen sie ihr Lügengebilde aufrecht zu erhalten versucht. Und diese (erfundene) Geschichte von Sandra beschreibt sicherlich keinen Einzelfall, was mich als Mutter sehr traurig stimmt. Der fesselnde Schreibstil von Inge Löhnig nimmt einen sofort gefangen und hat mich so in ihren Bann gezogen, dass ich den Jugendthriller innerhalb eines Tages ausgelesen hatte. Die verwendete Sprache ist dem heutigen Umgangston der Jugendlichen angepasst und die furchtbar realistische Story lässt sich nicht zuletzt deshalb sehr flüssig lesen. FAZIT:
"Scherbenparadies" ist ein spannender Jugendthriller, der mit einer aktuellen Thematik, interessanten Charakteren und einer bildhaften Schreibweise besticht. Dafür vergebe ich gefühlsintensive 4 1/2
(von 5) Punkte und freue mich auf weitere Werke von Inge Löhnig.


[REZENSION]

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