| cbj | Klappbroschur | 384 Seiten | €14,99 | Anja Galic | Finding Audrey | Amazon |
Audrey ist Mitglied einer ziemlich durchgeknallten Familie: Ihr Bruder ist ein Computernerd, ihre Mutter eine hysterische Gesundheitsfanatikerin und ihr Vater ein charmanter, ein bisschen schluffiger Teddybär. Doch damit nicht genug – Audrey schleppt noch ein weiteres Päckchen mit sich herum: Nämlich ihre Sonnenbrille, hinter der sie sich wegen einer Angststörung versteckt. Bloß niemandem in die Augen schauen! Als sie eines Tages auf Anraten ihrer Therapeutin beginnt, einen Dokumentarfilm über ihre verrückte Familie zu drehen, gerät ihr immer häufiger der gar nicht so unansehnliche Freund ihres großen Bruders vor die Linse – Linus. Und langsam bahnt sich etwas an, was viel mehr ist, als der Beginn einer wunderbaren Freundschaft ..."Schau mir in die Augen, Audrey" ist eine jener niedlicher und unterhaltsamer, aber auch schöner Geschichten, die man mit einem permanenten Lächeln im Gesicht (oder im Herzen) liest. Entgegen aller Erwartungen geht es nicht in einer depressiven Schwere um Audreys psychischen Zustand, obwohl der eine tragende Rolle spielt, sondern hauptsächlich um das chaotische Familienleben - ob Frank, der heimlich und gegen alle Verbote hinweg sein liebstes Computerspiel spielt, Audreys Mutter, die ständig damit beschäftigt ist, Erziehungstipps aus der Daily Mail zu fischen, Audreys Vater, der nicht unbedingt immer durchschaut, worum es gerade geht oder der kleine Felix, der gerne mal Tobsuchtanfälle bekommt. Die Turners sind definitiv eine witzige, chaotische und damit völlig chaotische Familie, mit der man sich im Grunde die ganze Zeit identifizieren kann (gerade, wenn man diese Computersache bei den eigenen Geschwistern und Eltern selbst durchgestanden hat!).
Untermalt wird das von einem fluffigen und witzigen Schreibstil und einigen Kapiteln, die wie ein Filmprotokoll gestaltet sind, da Audrey in ihrer Therapie die Aufgabe bekommen hat, ihr Leben zu filmen. Man bekommt so einen Blick in ziemlich kuriose und witzige Szenen, die einfach Spaß machen, lernt aber auch Audrey besser kennen, obwohl man deren Vergangenheit zwar nicht genau kennt, da sie es bis zum Ende nicht verraten will, jedoch erahnen kann. Mit ihrer Angststörung kann sie nicht aus dem Haus gehen und zieht sich immer wieder in ihr Schneckenhaus zurück. Ihre Entwicklung hin zur Besserung ist zwar schön zu lesen, geht jedoch an manchen Stellen ein wenig zu schnell, gerade da viele Szenen sich auf die Familiengeschichte spezialisieren. Einerseits lockert dies das Geschehen sehr auf, andererseits rückt Audrey damit auch oft in den Hintergrund. Je nachdem was man sich von der Geschichte erhofft, kann man so durchaus auch enttäuscht werden. Wer also Familiengeschichten mit chaotischen, aber sehr liebenswerten Figuren mag, wird mit "Schau mir in die Augen, Audrey" definitiv seinen Spaß haben.