Rezension | "Schau mir in die Augen, Audrey" von Sophie Kinsella

Rezension |

| cbj | Klappbroschur | 384 Seiten | €14,99 | Anja Galic | Finding Audrey | Amazon |

Audrey ist Mitglied einer ziemlich durchgeknallten Familie: Ihr Bruder ist ein Computernerd, ihre Mutter eine hysterische Gesundheitsfanatikerin und ihr Vater ein charmanter, ein bisschen schluffiger Teddybär. Doch damit nicht genug – Audrey schleppt noch ein weiteres Päckchen mit sich herum: Nämlich ihre Sonnenbrille, hinter der sie sich wegen einer Angststörung versteckt. Bloß niemandem in die Augen schauen! Als sie eines Tages auf Anraten ihrer Therapeutin beginnt, einen Dokumentarfilm über ihre verrückte Familie zu drehen, gerät ihr immer häufiger der gar nicht so unansehnliche Freund ihres großen Bruders vor die Linse – Linus. Und langsam bahnt sich etwas an, was viel mehr ist, als der Beginn einer wunderbaren Freundschaft ...
Rezension | Rezension | Ein chinesisches Sprichwort besagt, dass es einfach sei, ein Reich zu regieren, aber dafür umso schwieriger, die Familie unter einen Hut zu bekommen - in "Schau mir in die Augen, Audrey" ist an diesem Sprichwort wohl eindeutig etwas dran, denn grundsätzlich geht es um eine ziemlich schräge Familie mit den ganz normalen Alltagsproblemen. Nun ja, mehr oder weniger, denn es geht auch  um Audrey, die permanent eine Sonnenbrille trägt, niemandem in die Augen sehen kann auf Grund von unerklärten zurückliegenden Ereignissen, und in einer Familie lebt, in der alles drunter und drüber geht. Mit viel Charme und Witz, aber auch der nötigen Prise Ernst erzählt Sophie Kinsella eine herzenswarme und lockerleichte Geschichte über Familie, Freundschaft, (seelische) Krankheiten und über das Leben selbst, wie es nie geradlinig verläuft, ganz egal, wer man ist.
"Schau mir in die Augen, Audrey" ist eine jener niedlicher und unterhaltsamer, aber auch schöner Geschichten, die man mit einem permanenten Lächeln im Gesicht (oder im Herzen) liest. Entgegen aller Erwartungen geht es nicht in einer depressiven Schwere um Audreys psychischen Zustand, obwohl der eine tragende Rolle spielt, sondern hauptsächlich um das chaotische Familienleben - ob Frank, der heimlich und gegen alle Verbote hinweg sein liebstes Computerspiel spielt, Audreys Mutter, die ständig damit beschäftigt ist, Erziehungstipps aus der Daily Mail zu fischen, Audreys Vater, der nicht unbedingt immer durchschaut, worum es gerade geht oder der kleine Felix, der gerne mal Tobsuchtanfälle bekommt. Die Turners sind definitiv eine witzige, chaotische und damit völlig chaotische Familie, mit der man sich im Grunde die ganze Zeit identifizieren kann (gerade, wenn man diese Computersache bei den eigenen Geschwistern und Eltern selbst durchgestanden hat!).
Untermalt wird das von einem fluffigen und witzigen Schreibstil und einigen Kapiteln, die wie ein Filmprotokoll gestaltet sind, da Audrey in ihrer Therapie die Aufgabe bekommen hat, ihr Leben zu filmen. Man bekommt so einen Blick in ziemlich kuriose und witzige Szenen, die einfach Spaß machen, lernt aber auch Audrey besser kennen, obwohl man deren Vergangenheit zwar nicht genau kennt, da sie es bis zum Ende nicht verraten will, jedoch erahnen kann. Mit ihrer Angststörung kann sie nicht aus dem Haus gehen und zieht sich immer wieder in ihr Schneckenhaus zurück. Ihre Entwicklung hin zur Besserung ist zwar schön zu lesen, geht jedoch an manchen Stellen ein wenig zu schnell, gerade da viele Szenen sich auf die Familiengeschichte spezialisieren. Einerseits lockert dies das Geschehen sehr auf, andererseits rückt Audrey damit auch oft in den Hintergrund. Je nachdem was man sich von der Geschichte erhofft, kann man so durchaus auch enttäuscht werden. Wer also Familiengeschichten mit chaotischen, aber sehr liebenswerten Figuren mag, wird mit "Schau mir in die Augen, Audrey" definitiv seinen Spaß haben.
Rezension |
Rezension | Diesem Buch dürft ihr gerne in die Seiten schauen, denn es ist witzig, lockerleicht, charmant und dabei dennoch nicht zu platt. Im Grunde ist "Schau mir in die Augen, Audrey" hauptsächlich eine Familiengeschichte, die dann und wann näher auf Audrey und ihren psychischen Zustand eingeht, oft aber eben den Fokus anders legt. Da so das Geschehen immer wieder aufgelockert wird, hat mir diese Erzählart gut gefallen, denn so bleibt das Buch auf seine Art leichtfüßig und behält dennoch einen ernsten Aspekt, der sich nach und nach entwickelt. Wer schräge und chaotische Familien mag, wird die Turners vermutlich lieben - da fliegt auch gut und gerne mal ein teurer Computer aus dem Fenster!
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