[Rezension] Schattenblüte – Die Wächter

[Rezension] Schattenblüte – Die WächterSchattenblüte – Die Wächter

Escheinungstermin: 01. März 2012

Autorin: Nora Melling

Verlag: Rowohlt Polaris

Preis: 14,95€ (broschiert), 12,99 € (eBook)

Seiten: 320

ISBN: 978-3-86252-010-7

Reiheninfo: Die Verborgenen, Die Wächter, ?

 

Meine Bewertung

[Rezension] Schattenblüte – Die Wächter

 

Inhalt: Luisa und Thursen wollen ihrer tiefen Trauer um den Verlust ihrer geliebten Familienmitglieder endlich den Rücken kehren. Nun, wo Thursen nicht mehr zum Werwolfsrudel gehört, könnten die beiden ein normales Leben führen, sich völlig auf ihre Beziehung konzentrieren. Doch in der Silvesternacht finden Luisa und Thursen im Wald eine Leiche, die anscheinend von Wölfen übel zugerichtet wurde. Während Thursen mit aller Macht versucht, seine früheren Freunde, sein ehemaliges Rudel nicht der Öffentlichkeit auszuliefern, ist Luisa von den Aktivitäten ihres Freunds alles andere als begeistert. Hatte Thursen sich nicht vorgenommen, seinen Fokus nun auf sein menschliches Leben zu legen und nicht mehr der Vergangenheit hinterher zu trauern? Und als sie dann auch noch den Studenten Elias kennenlernt, der sich um ihr Wohl sorgt und so gut zu ihr ist, zweifelt sie immer mehr an Thursen Verhalten. Wenn sie wüsste, dass es etwas gibt, was Thursen und Elias ein dunkles und gefährliches Geheimnis miteinander verbindet…

 

Meine Meinung: Bereits der erste Band der Reihe hat mir sehr gut gefallen. ‘Schattenblüte – Die Wächter’ überzeugt mit Elementen, die bereits im Vorgängerband positiv aufgefallen sind. Doch vor allem schlägt der zweite Teil noch ganz andere Töne an, als noch der erste Band, und zeigt damit einmal mehr, dass es sich bei dieser Reihe um keine gewöhnliche Werwolfgeschichte handelt.

Viele Stimmen haben an ‘Die Verborgenen’ kritisiert, dass Luisa und Thursen schlicht zu depressiv sind und die traurige Atmosphäre an manchen Stellen zu viel des Guten war und keine Lust zum Weiterlesen verursachen konnte. Ich persönlich kann diese Meinung definitiv nachvollziehen, doch war diese Grundstimmung für mich gerade der ausschlaggebende Punkt, der mich zum Weiterlesen animiert hat. Die tiefe Trauer von Luisa um ihren kleinen Bruder Fabi habe ich als sehr authentisch empfunden und Nora Melling hat sowohl die Gefühle der Protagonistin, als auch ihres Freunds Thursen überaus sensibel umgesetzt.

Allen, die von der bedrückten Stimmung eher abgeschreckt waren, sei gesagt, dass Nora Melling in ‘Die Wächter’ eine völlig andere Facette zeigt. Zwar sind Fabi und die Trauer für Luisa noch immer ein großes Thema (verständlicherweise, wenn ihr mich fragt!), doch wird auf den ersten Seiten bereits zur Sprache gemacht, dass sowohl Luisa als auch Thursen nun ein neues, glückliches Leben beginnen wollen. Und auch, wenn die Trauer der Figuren in diesem Teil in den Hintergrund rückt, so ist ‘Die Wächter’ auf eine andere Art bedrückend. Ein harter und brutaler Krieg zieht auf und Nora Melling zeigt, dass sie nicht nur berührende und gefühlsbetone Geschichten schreiben kann. Nein, die Autorin ist auch dazu in der Lage, spannende und fesselnde Ideen umzusetzen, die einen in den Bann ziehen und dann das Buch mit einem fiesen Cliffhanger beenden.

Und so sind die ersten Kapitel des Buchs romantisch und gefühlvoll wie eh und je. Die Liebe zwischen Thursen und Luisa, wie Nora Melling sie bereits im ersten Band, wenn für mein Empfinden vielleicht etwas zu flott, eingeführt hat, hat mein Herz höher schlagen lassen und somit genau das geschafft, was ich mir von einer Liebesgeschichte erhoffe. Während mir die Beziehung der beiden von Anfang an sehr gut gefallen hat, so empfand ich sie stellenweise doch ein wenig anstrengend. Luisa und Thursen sehen sich im Laufe der Geschichte mit vielen Problemsituationen konfrontiert, die wohl oder übel im Streit enden. Hier besteht mein Kritikpunkt nicht aus den Auseinandersetzungen an sich, sondern schlicht am Verhalten der Protagonistin. Ist Luisa ist ersten Moment noch völlig vertieft in ihrer unbändigen Wut (die ich übrigens absolut nachvollziehen konnte), so ist sie schon wenige Minuten später wieder völlig ruhig und liegt in Thursens Armen. Ok, Luisa ist jung, vielleicht noch etwas naiv (was ich von ihr eigentlich nicht erwartet hätte) und schaut durch ihre rosarote Brille. Doch aufgrund ihrer Charakterdarstellung, die sie sowohl im ersten Band als auch im Nachfolgerteil überwiegend als sehr selbstbewusste und starke junge Frau erscheinen ließ, hätte ich mir von Luisa in ihren Streitigkeiten mit Thursen ein wenig mehr Durchhaltevermögen und Standhaftigkeit gewünscht. Natürlich will sie Thursen nicht verlieren, sie kann ihm vertrauen und er hat sich in der Vergangenheit als große Stütze erwiesen, doch manchmal hatte ich das Gefühl, dass Luisa sich selbst verliert und sich nicht treu bleibt.

Auch Thursen hat sich für mein Empfinden im Laufe der Handlung ins Negative entwickelt. Bereits nach dem ersten Band habe ich große Sympathie für den jungen Mann empfunden und das setzte sich auch zunächst im zweiten Teil fort. Doch zum Schluss hin häuften sich die Stellen, an denen ich Thursen liebend gern am Hemdkragen gepackt und ihn ordentlich durchgeschüttelt hätte. Die sonst so positiv aufgefallen Charakterzüge von Thursen waren zeitweise wie weggeblasen und zum Vorschein kam ein junger Mann, der ohne Grund eifersüchtig, arrogant und gemein ist.

Während im ersten Band noch die Wölfe und deren außergewöhnlicher Ursprung im Mittelpunkt stehen, so kommen in dieser Geschichte immer weitere Details der Werwölfe ans Licht. Der Leser erfährt nicht nur, aus welchen Gründen die Personen in Luisas neuer Umgebung ihr Leben als Mensch aufgeben, sondern auch, welcher Aufgabe ihnen in ihrer neuen Welt zu Teil wird. Diese Elemente kommen zwar erst sehr im Handlungsverlauf zur Sprache, doch machen sie damit schon Lust auf den nächsten Band.
Ein weiteres Highlight im Buch ist die Einführung einer weiteren, paranormalen und mysteriöse Welt. An dieser Stelle möchte ich natürlich  nicht zu viel verraten, nur so viel; während mir zu Beginn des Buchs noch nicht wirklich klar war, wie Nora Melling diese beiden Welten, die so völlig unterschiedlich sind, miteinander verbinden will, so muss ich gestehen, dass die Autorin mich bei der Umsetzung überaus positiv überrascht hat. Frau Melling hat hier gezeigt, dass ihre Geschichte mit viel Gefühl und Geschick durchdacht wurde.

Fazit: Stimmt, der zweite Band der Schattenblüten-Reihe ist völlig anders. Aber gerade das hat mir besonders gut gefallen. Nora Melling schafft es mit dem zweiten Band eine hervorragende Balance zwischen traurigen, romantischen und spannenden Momenten zu schaffen. Ausgestattet mit einem gewohnt schönem Sprachstil und neuen mysteriösen Ideen, konnte mich Nora Melling mit diesem Band noch mehr überzeugen. Trotzdem bleibt ein kleiner Wehrmutstropfen, da ich von der Figurenentwicklung von Luisa und Thursen ein wenig enttäuscht war.


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