Unter dem Hashtag #skandal sollen die Schüler der Abschlussklasse ihre peinlichsten Fotos der großen Abschlussfeier auf der Facebook-Seite von Miss Behave posten. Das peinlichste Foto gewinnt. Miss Behave ist eine anonym geführte Seite, welche die Schüler von Lav Oaks mit dem neuesten Klatsch und Tratsch versorgt.
Als Lucy von ihrer besten, kranken Freundin Ellie gebeten wird, statt ihrer mit ihrem Freund zum Abschlussball zu gehen, sagt sie sofort zu. Denn was Ellie nicht weiß: Lucy ist bereits seit vier Jahren in Cole, den Freund ihrer besten Freundin verliebt. Und am Morgen danach befinden sich eine Menge peinlicher Fotos auf Lucy Facebook-Pinnwand, alle versehen mit #skandal. Es scheint so, als ob Lucy selbst diese veröffentlicht hätte – dabei heißt es doch: was auf der Party passiert, bleibt auf der Party…
Was ich bisher an den Büchern von Sarah Ockler so geschätzt habe, war die Tatsache, dass sich ihre Geschichten niemals nur um eine Teenie-Liebe handeln, sondern immer einen ernsteren Hintergrund haben. Manchmal gerät sogar die Liebesgeschichte in den Hintergrund, so dass ihre Bücher im Grunde nie typische Young-Adult-Geschichten erzählen, voller Unterhaltung, Freude und Klischees. So widmet sich auch “#Skandal” vorrangig dem Thema Cybermobbing – dem Internet, dem Umgang mit diesem, Facebook und den Gefahren hinter einer ständigen und vor allen Dingen verantwortungslosen Online-Präsenz.
Im Grunde gefällt mir diese Thematik, da sie nicht nur unter Jugendlichen übermäßig aktuell ist. Alle Gefahren und Themen, welche im Buch aufgegriffen werden, passen auch in die aktuelle Gegenwart und zu jedem zweiten Jugendlichen mindestens. Doch so interessant und wichtig ich das Thema finde, so fand ich die Umsetzung von der Autorin ein wenig klischeehaft. Natürlich muss das Thema in einer Geschichte verpackt werden, doch stellenweise war es einfach von allem zu viel. Mich erinnerte die gesamte Handlung abwechselnd an ein Anti-Cybermobbing-Lehrbuch, an die TV-Serie Gossip Girl – wegen der erwähnten fiktiven Facebook-Seite Miss Behave – und an einen billigen Teenie-Highschool-Film.
Denn auch die Charaktere mitsamt der Protagonistin scheinen einem Highschool-Film entsprungen zu sein. Da gibt es die freaky Anti-Technologie-Außenseiter-Gruppe mit dem sehr einfallsreichen (abgekürzten) Namen TeuveeL, die etwas überdrehte Schuldirektorin, die im Grunde den Schülern ähnlicher ist, als man annehmen würde, zudem noch weitere Schülergruppen, die vor Klischees nur so triefen und egal, was sie selbst verbrochen haben, auf die Protagonistin Lucy verbal einschlagen, Hauptsache, es gibt einen Schuldigen, der die Aufmerksamkeit von einem selbst ablenkt. Nicht zu vergessen noch die eine ehemalige Schülerin, die es von der Kleinstadt aus tatsächlich nach Hollywood geschafft hat und ganz zufällig in das Ganze mit verwickelt wird.
Auch Ocklers Schreibstil konnte mich diesmal nicht ganz überzeugen. Ich hatte mittendrin irgendwie den Eindruck, dass sich ihr Stil auf einmal änderte. So wurde er bei den wenigen Szenen, in denen es um das Verliebtsein geht, meiner Meinung nach unfassbar blumig – auf einmal benutzte die Autorin Beschreibungen, die vor Kitsch nur so triefen, was dann doch sehr im krassen Gegensatz zu dem vorherigen Stil stand. Der war zwar auch nicht gerade nüchtern, aber weitaus nicht so schlimm wie der in diesen Szenen. Das Gute blieb dann nur, dass Ockler die Liebesgeschichte tatsächlich eher im Hintergrund belassen hat.
Eigentlich ist “#Skandal” eine durchaus lesenswerte YA-Geschichte, welches ein wichtiges und essentielles Thema behandelt. Doch für mich hat es insgesamt zu sehr an einen typischen Highschool-Hollywood-Streifen mit allen gängigen Klischees erinnert, um mich vollkommen begeistern oder gar überzeugen zu können. Für mich ist dies leider definitiv der schwächste Roman der Autorin.