[REZENSION] "Rubinrotes Herz, eisblaue See"

Von Buechersuechtig
Schönes Cover
Die AutorinMorgan Callan Rogers, Jahrgang 1952, geboren und aufgewachsen im US-Bundesstaat Maine, umgeben von Stränden, Schiffswerften und Fischerdörfern, hat ihr Herz an diese Gegend verloren und lebt noch heute in der Hafenstadt Portland. Sie studierte Anglistik und veröffentlichte mehrere Essays und Erzählungen. »Rubinrotes Herz, eisblaue See« ist ihr erster Roman.
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Gebundene Ausgabe: 432 Seiten

Verlag: Mareverlag; Auflage: 6. (27. Juli 2010) Sprache: Deutsch ISBN-10: 9783866481312 ISBN-13: 978-3866481312 ASIN: 3866481314 Originaltitel: Red Ruby Heart in a Cold Blue SeaGröße und/oder Gewicht: 20,8 x 13,6 x 3,8 cm


Leseprobe
Quelle: buecher.de  *bitte nach unten scrollen*
Die Geschichte...

Maine im Juli 1963: Die 11-jährige Florine Gilham verlebt in ihrer Heimat, dem kleinen Fischerdorf The Point, einen schönen Sommer und unternimmt sehr viel mit ihrer Mutter Carlie. Doch die Idylle wird durch die Streitereien ihrer lebenshungrigen, jungen Mutter und ihrem bodenständigen Vater Leeman getrübt. Während eines Kurzurlaubs mit ihrer Freundin Patty verschwindet Carlie im August 1963 spurlos. Die Nachforschungen ergeben nichts Brauchbares und alle Spuren verlaufen im Sand. Dadurch verändert sich das Leben des Mädchens von Grund auf: Florine versteht die Welt nicht mehr und vermisst ihre Mutter schmerzlich, ihr Vater verfällt immer mehr dem Alkohol und einzig Florines Großmutter bietet der Heranwachsenden Halt. Wird Carlie, der Mittelpunkt im Hause Gilham, irgendwann zurückkehren?**Achtung SPOILER** Zum Lesen bitte Text markierenDoch die Zeit vergeht und Florine reagiert heftig, als die Verkäuferin Stella den Platz an Leemans Seite einnimmt. Denn Florine hat das Gefühl, dass Carlie damit verdrängt wird und wehrt sich mit aller Kraft dagegen. Als Stella zu Leeman zieht, hält es das Mädchen nicht mehr aus und zieht zu ihrer Großmutter "Grand", die sie gern aufnimmt, doch ihre Mutter fehlt der Heranwachsenden sehr und sie kann nicht verstehen, warum Carlie ihre Familie verlassen hat...
Meine Meinung:Über "Rubinrotes Herz, eisblaue" See habe ich nur Gutes gehört & gelesen und auch mich hat dieser Debütroman von Morgan Callan Rogers bewegt.
Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht Florine, deren junge Mutter Carlie (eine einfallsreiche, liebenswerte Kellnerin) spurlos während eines Urlaubs verschwindet und Florine und ihren Vater allein zurücklässt. Niemand weiß, was geschehen ist und das Leben im Hause Gilham läuft immer mehr aus dem Ruder, denn die lebenslustige und liebevolle Carlie hat alles zusammengehalten. Nun aber trinkt ihr Vater, ein Hummerfischer, immer mehr Alkohol und sorgt sich wenig um seine Tochter. Gottseidank gibt es noch Grand, eine großherzige und gottesfürchtige Frau, die sich fürsorglich um ihre Enkelin kümmert. Können sie miteinander die Lücke schließen, die Carlies Verschwinden hinterlassen hat?**Achtung SPOILER** Allerdings kann ich nicht ganz verstehen, warum Florine nach dem Unfall mit Andy die Schule abbricht, sich so gehen lässt und sich letztendlich damit zufrieden gibt, nach dem Tod ihrer Grand, Pullover zu stricken und Brot zu backen...   Und auch die Beziehung mit dem reichen Andy bzw. wie er sie behandelt und dass er augenscheinlich drogenabhängig ist, gefällt mir nicht wirklich.
Außerdem erfährt der Leser nie, was mit Carlie wirklich passiert ist - sehr schade... **SPOILER Ende**
Florine Gilham lernt schon in jungen Jahren, dass das Leben nicht immer gerecht ist, als es ihr die Mutter nimmt. Die 11-jährige weigert sich lange, das Verschwinden ihrer Mutter zu akzeptieren und lässt ihre Gefühle, wie Zorn oder Wut, allzu gern an ihrer Umwelt aus. Und auch wenn Florine kein einfacher Charakter ist, so kann man ihre Empfindungen meistens doch verstehen und mit ihr fühlen.
Alle Figuren wurden überaus authentisch sowie facettenreich gestaltet und fügen sich harmonisch ins Geschehen ein. Jeder hat seine Probleme und sein Päckchen zu tragen. Neben der beharrlichen Florine hat es mir besonders ihre Großmutter angetan, die immer für ihre Mitmenschen da ist und liebend gern "What a friend we have in Jesus" singt.
Diese emotionale Geschichte beginnt im Sommer 1963 und endet im Sommer 1970. Wir sehen Florine beim Erwachsenwerden zu und erleben mit, wie sie die Probleme mit ihrem Vater und ihr Leben meistert. Obwohl die Story durch große Traurigkeit und Melancholie geprägt ist, hat mich die Willensstärke bzw. die Weiterentwicklung der Hauptperson beeindruckt und es blitzt immer wieder ein Hoffnungsschimmer auf, der die Gilhams nach vorne sehen lässt. Kleines Manko: Mit dem Handlungsverlauf bin ich nicht immer einverstanden (siehe Spoiler oben), außerdem kommen ein paar (für mich) unnötige Passagen vor.
Ich-Erzählerin Florine berichtet selbstkritisch und glaubhaft über ihr Leben als Jugendliche und lässt uns an ihrer Gedanken- und Gefühlswelt Anteil haben. Das Thema Verlust und Tod wurde hier überzeugend umgesetzt und zeigt uns, wie Menschen damit umgehen. Und auch Freundschaft sowie Gemeinschaft ziehen sich das durch das ganze Buch.
Als Schauplatz wurde ein idyllisches Fischerdorf in Maine gewählt und die Lebensweisheiten bzw. der Zusammenhalt und der besondere Humor der Dorfbewohner, die sich ihren Lebensunterhalt großteils durch Fischfang verdienen, haben mir gut gefallen. Die Autorin bringt die besondere Atmosphäre von The Point auf den Punkt. :-)
Morgan Callan Rogers wartet mit einem gefühlsbetonten Schreibstil auf, der teilweise so traurig ist, dass man Taschentücher benötigt. Jüngeren Erwachsenen würde ich dieses Werk allerdings nicht empfehlen, dass vor allem das letzte Drittel wegen diverser Sex-Szenen und Ausdrücke nicht für Jugendliche geeignet ist.
FAZIT:Der passende Buchtitel "Rubinrotes Herz, eisblaue See" täuscht vielleicht unbewusst leichte Lektüre vor, was aber definitiv nicht der Fall ist. Denn dieser gefühlsintensive Roman regt zum Nachdenken an und berührt seine Leser. Dafür vergebe ich wunderbare 4 (von 5) Punkte