Rezension: Roter Mars - Kim Stanley Robinson

Von Niwa

© Random House

Meine Bewertung ★★


SHORT FACTS

Titel: Roter Mars
Autor: Kim Stanley RobinsonVerlag: Heyne 2015Seiten: 816ISBN: 9783453316966

  

Die Eroberung beginnt

Es ist so weit. Die Menschheit ist dabei, den Mars für sich zu erobern. Nach den ersten Marsmissionen soll nun eine menschliche Kolonie geschaffen werden. Dazu treten 100 Frauen und Männer die Reise zum roten Planeten an und eine neue Art des menschlichen Seins beginnt.


2026 stellen sich 50 Frauen und 50 Männer der größten Herausforderung der Menschheit. Sie siedeln sich am Mars an um Lebensraum zu schaffen, von den dortigen Ressourcen zu schöpfen und um eine neue Gesellschaft zu gründen. Werden sie erfolgreich sein?

Am Anfang findet man sich als Leser mitten am Mars wieder. Jedoch sieht es da schon recht beschaulich aus, weil jene ersten Hundert in jahrzehntelanger Arbeit die Marsoberfläche lebenswerter gestaltet haben. Richtige Städte, Marsbewohner aller irdischen Nationalitäten und bessere Möglichkeiten als auf Erden bieten sich hier mittlerweile. Jedoch ist nicht alles eitel Sonnenschein, denn es steht noch nicht fest, wer die Interessen der Marsgesellschaft gegenüber der Erde vertritt und man wird als Leser sofort mit einem ersten politischen Mord konfrontiert.

Kim Stanley Robinson hat ein beeindruckendes und komplexes Werk geschaffen, mit dem ich so nicht gerechnet hatte und dass mich leider als Leserin nicht komplett für sich einnehmen konnte. 

Bevor es überhaupt Richtung Mars geht, müssen sich die ersten Hundert einem jahrelangen Training unterziehen, zahllose Tests bestehen und erste Übungen in der Antarktis absolvieren, damit sie überhaupt fit für dieses neuen Leben sind. Der Autor geht hier auf zahlreiche interessante Details ein und zeigt mit wissenschaftlicher Präzision, wie paradox schon allein die Auswahl dieser ersten Siedler ist. Einerseits müssen sie ruhig und beständig sein, um dem Projekt Stabilität zu verleihen, andrerseits müssen sie offen und extrovertiert agieren, um sich von ihrem Erdenleben zu verabschieden. Auf der einen Seite hat man es mit Alphamenschen zutun, die am Mars die Führung übernehmen, auf der anderen Seite sollen sie vernünftig genug sein, sich dem großen Ganzen unterzuordnen. Da sind die Schwierigkeiten eigentlich vorprogrammiert!

Schon während der Reise zeigt sich, dass die Grundhandlung gar nicht die Marsbesiedlung an sich ist, sondern die politischen Systeme dahinter, was mich leider gar nicht interessiert. Denn fast jeder der Hundert hat seine eigene Idee vom Mars, der Gesellschaft und der damit verbundenen Politik, sie verfolgen unterschiedliche Interessen und Vorstellungen, üben sich in Diplomatie und fädeln hinterrücks manche politische Intrige ein.

Am Mars angekommen setzt sich das Politkonstrukt immer weiter fort. Als Leser begleitet man einige Zeit lang nacheinander die Schlüsselfiguren der ersten Hundert, aber nie lang oder intensiv genug, um zu ihnen eine Beziehung aufzubauen. Trotz privater Details oder Träumereien, hält einen der Autor auf Distanz und treibt die Marspolitik voran, die eben ganz klar im Vordergrund steht.

Richtig gut gefallen haben mir die Beschreibungen der Marsoberfläche. Es gibt roten Sand, eindrucksvolle Canyons und atemberaubend hohe Berge, die allesamt so realistisch geschildert werden, dass man sich schon selbst in der eisigen Kälte am roten Planeten wähnt.

Der Autor hat eindeutig einen bemerkenswerten Marsepos geschaffen, ausgezeichnet recherchiert und brillant durchdacht. Allerdings ist mir persönlich die Politik zu forciert, weshalb es mir leider nicht gefallen hat. Nichtsdestotrotz denke ich, dass es gerade für politisch Interessierte auf jeden Fall eine sehr empfehlenswerte Lektüre ist.

Die Mars-Trilogie:

1) Roter Mars
2) Grüner Mars
3) Blauer Mars
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Ich bedanke mich beim Verlag für das Rezensionsexemplar.