Leseprobe
Inhaltsangabe:
Oscar und sein Vater lieben ihre Modelleisenbahn, die sich über den gesamten Keller ihres Hauses erstreckt. Doch als die Wirtschaftskrise 1931 Amerika zu Fall bringt, verliert der Vater seine Arbeit und damit Oscar sein geliebtes Zuhause. Während der Vater in Kalifornien sein Glück versucht, lebt Oscar mehr recht als schlecht bei seiner Tante Carmen. Einziger Lichtblick ist der alltägliche Besuch bei Nachwächter Applegate, der in der Nationalbank arbeitet, wo es zufällig auch eine Modelleisenbahn zu bestaunen gibt.
Am 24. Dezember erscheinen plötzlich zwei Bankräuber im Foyer und bedrohen Oscar und den Nachtwächter. In höchster Not gibt es für Oscar nur einen Ausweg: Er springt auf die Modelleisenbahn und befindet sich plötzlich in einem echten Zug, einem Zug aus dem Jahre 1941 …
Bewertung:
Dies ist eine Geschichte, wie sie aus den Träumen eines 8-jährigen Jungen entsprungen sein könnte: Eine Geschichte von Abenteuern, Zeitreisen und von Eisenbahnen. Dies ist aber auch eine Geschichte von Armut, Sorgen, Freundschaft und Familie. Und dies ist nicht zuletzt eine Geschichte, die den Leser tief berührt.
Die Geschichte spielt im Jahre 1931, in der Zeit, als viele Menschen bedingt durch die globale Wirtschafts- und Finanzkrise ihre Arbeit verloren und Armut allgegenwärtig war. Auch Oscar und sein Vater bleiben hiervon nicht verschont, mussten sie doch Jahre vorher den Tod von Oscars Mutter verkraften. Dabei bewegt den Leser vorallem die Liebe, Zuneigung und Fürsorge von Vater und Sohn, die sich durch den gesamten Roman ziehen und nicht zuletzt der Antrieb für Oscars Abenteuer ist. Denn er möchte nichts weiter als mit seinem Vater zusammenleben.
Als alle Hoffnung verloren scheint, der Vater in weiter Ferne nach Arbeit und einem neuen Leben sucht, findet Oscar nicht etwa Halt bei Tante Carmen, die das ist, was man heutzutage einen Sparfuchs nennt. Vielmehr flüchtet er sich in die Freundschaft zu Mr. Applegate, der auf seltsame Weise in Oscars Leben tritt und ihm Halt und neue Hoffnung gibt.
Doch auf seine abenteuerliche Reise wird er ihn nicht begleiten. An besagtem Weihnachtsabend springt Oscar aus Angst vor den Bankräubern auf den Blauen Kometen auf, seiner Lieblingsmodelleisenbahn, und fährt direkt ins Jahr 1941, Richtung Kalifornien. Es beginnt eine Reise, auf der Oscar vielen Menschen begegnet, auch seinem gealterten Vater, wobei die Fahrt immer mehr zur schicksalsentscheidenden für Oscar wird.
Dabei ist dem Leser nie ganz bewusst, ob Oscar die Reise wirklich antritt oder ob sie seiner Fantasie entspringt. Und genau hierin liegt der Reiz dieses Kinderromans. Der Leser begibt sich einem Detektiv gleich mit auf die Fahrt und versucht zu ergründen, ob und wie diese Zeitreise funktionieren kann. Dabei bietet Wells dem Leser genügend Material an, die den Leser zum Nachdenken bringen. Ob es am Ende eine Auflösung des Rätsels gibt, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten.
Verraten kann ich aber, dass mich der Roman überzeugt hat. Sicherlich findet man auch hier in der Konzeption einige Schwachstellen, wobei beachtet werden muss, dass es sich hierbei um eine Geschichte für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren handelt, die nicht dazu da ist, irgendwelche wissenschaftlichen sowie geschichtlich fundierten Erkenntnisse abzuarbeiten. Immerhin gelingt es Wells, einen Teil der Geschichte Amerikas auf äußerst charmante Weise zu transportieren.
Fazit:
Ein wunderbarer jugendlicher Zeitreiseroman, der die Herzen besonders von Eisenbahnfans höher schlagen lässt, aber auch für all diejeniges etwas ist, die Geschichten von Freundschaft und Abenteuern lieben.
Daten:
Verlag: dtv-junior-Verlag
ISBN: 978-3423760553Seitenzahl: 368Erscheinungsdatum: Oktober 2012
Originaltitel: On the Blue Komet
Bewertung:
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Zusatzinformationen
Autorin:
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Quellenangaben:
Cover, Autoreninformation und Autorenbild: dtv-junior-Verlag