© Suhrkamp / Insel Verlag
Heimat war nicht das, was man sah, sondern das, was andere niemals sehen würden. - Seite 35Inhaltsangabe:Keinen Job, keinen Freund, keine Perspektive - das ist die nicht gerade erfreuliche Bilanz, als Romy in ihr winziges Dorf im schönsten Nirgendwo heimkehrt. Als Schauspielerin gescheitert, umgeben von schrulligen Alten, fasst sie einen tollkühnen Plan: Sie wird aus ihrer Scheune ein elisabethanisches Theater bauen. Und Romeo & Julia aufführen. Mit den Alten aus ihrem Dorf. Sie haben kein Geld, keine Erfahrung, aber einen Star: Ben, Herzensbrecher und liebenswerter Dilettant, dessen größter Erfolg ein Waschmittelspot war.
Kinder hatten immer Zeit, weil sie Zeit nicht zählten. Weder Minuten noch Stunden noch Tage noch Monate noch Jahre. Im Gegensatz zu Erwachsenen, die nie Zeit hatten und immer zählten und deswegen Kalender und Planer brauchten. - Seite 57
Meine persönliche Meinung:Einige von euch, die meinen Blog bereits länger lesen, wissen, dass ich ein rießengroßer Andreas Izquierdo Fan bin. Sobald ein neues Werk von ihm erscheint, muss ich dieses sofort besitzen und lesen. Ein Autor, dessen Humor ich unglaublich liebe. Er ist einer der wenigen, bei dem ich auf Facebook alles mitlese und mich stets köstlich amüsiere. Romeo & Romy ist schon letztes Jahr im April erschienen und bevor nun bald sein neues Werk ("Fräulein Hedy träumt vom Fliegen, ET November 2017) erscheint, möchte ich euch zu diesem Buch noch ein paar Worte niederschreiben.
Geld machte vielleicht nicht glücklich, aber es machte in jedem Fall frei. Man konnte die Entscheidungen treffen, die man treffen wollte, nicht die, die man treffen musste. Ganz gleich, ob sie gut oder schlecht waren. - Seite 271
Romy ist eine so einzigartige Protagonistin. Wenn ihr sie erst einmal kennengelernt habt, wisst ihr wovon ich rede. Ihr größer Traum ist eine erfolgreiche Schauspielerin zu werden. Als sie dann eine Rolle in dem Theaterstück Romeo & Julia erhält, ist sie superglücklich, bis sie merkt, dass sie nur die Stelle als Souffleuse bekommen hat. Aber nicht nur das. Die zickige Julia möchte sie auch noch loswerden und Romy schmeißt daraufhin das Handtuch. Ganz plötzlich stirbt dann auch noch ihre Oma Lene und Romy beschließt in ihr Heimatdorf, Großzerlitsch, zurückzukehren. Dort angekommen erfährt sie, dass ihre Oma Selbstmord begangen hat, um eines der letzten verbliebenen Gräber auf dem Friedhof zu bekommen, denn wer möchte schon im Nachbardorf begraben werden? Nun wollen plötzlich alle Senioren in Großzerlitsch sterben, um eines der Gräber zu bekommen. Dafür lassen sie sich allerhand kreative Dinge einfallen, um einen ganz zufälligen und spontanen Tod zu erhalten. Romy möchte nicht tatenlos zusehen und hat einen Plan: Sie möchte ein eigenes Theater bauen und alle sollen ihr dabei helfen. Damit sind alle beschäftigt und vergessen hoffentlich ganz bald ihren herbeigesehnten Tod.
Oh ja, ich mag alte Leute und die Senioren in diesem Buch erst recht. Immer wieder hat mich Andreas Izquierdo mit dieser Geschichte zum schmunzeln gebracht. Er hat mich mit seinen Worten berührt und mich nachdenklich gestimmt. Er hat mir in Romeo & Romy gezeigt, was die Liebe kann, wird die Liebe immer wagen. In dieser Geschichte verbirgt sich natürlich auch eine kleine Liebesgeschichte, die vollkommen ohne Kitsch und Schnulze auskommt. Sie ist definitiv etwas anders, da es sich um zwei ganz verschiedene Personen handelt, die erstmals nicht zueinander finden und der Start sich als sehr schwierig erweist. Der Autor beschreibt den Bau dieses Theaters so detailgenau, dass ich es stets vor meinen Augen stehen gesehen hab. Ich wollte am liebsten eintreten, mitwirken und diese Kulisse noch mehr auf mich wirken lassen.
Seit fünfundzwanzig Jahren pflege ich jetzt meine Rosen. Ich sehe sie wachsen, blühen und sterben. Sie kehren zur Erde zurück, und alles beginnt von vorne. Und wissen Sie was? Sie sind wie Menschen. Kompliziert und langweilig. Beides, verstehen Sie? Es gibt keinen Unterschied. Wir erfüllen alle nur den einen Zweck: leben, sterben, leben, sterben. Mehr gibt es nicht. - Seite 331
Natürlich ist in dieser Geschichte nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen. Uns erwarten viele Hürden und Steine, die Romy in den Weg gelegt werden. Ich habe sie sehr gerne auf diesem Weg begleitet. Ich habe sie in mein kleines Leserherz geschlossen und sie bereits an viele Menschen dort draußen weitergegeben, damit auch sie mit Romy Theaterleben schnuppern dürfen. Ich freue mich sehr, dass ich bereits vielen dort draußen mit dieser Geschichte eine große Freude bereiten konnte und ich hoffe, dass auch du dieses Buch schon bald lesen wirst.
Es gehört zu den letzten Rätseln der Menschheit, warum ein angeblich neutrales Schicksal ständig schlechte Nachrichten sammelt, um sie dann alle zusammen loszuschicken. Und warum es das mit guten Nachrichten nie tut. - Seite 405
Eine lockere und humorvolle Geschichte, die immer wieder ins traurige hinüberschwenkt und bittersüß endet. Ein Buch über die Freundschaft, das Vertrauen und über den Sinn des Lebens. Eine Geschichte mit tollem Ende, bei dem keine Fragen offen bleiben. Dieses Buch zeigt uns, dass wir sehr wohl an unsere Träume glauben und festhalten dürfen. Romy's Traum hat sich erfüllt, weil sie daran geglaubt und all ihre Kraft hineingesteckt hat. Für Träume sind wir einfach nie zu alt.
Rechnungen mit dem Schicksal jedoch kann man nicht verhandeln. Weder über die Höhe noch über die Notwendigkeit, sie zu begleichen. Und immer wenn man glaubt, das Schlimmste überstanden zu haben, offenbart sich das wahre Ausmaß des Schreckens. Das ist Teil des letzten großen Rätsels, der Heimsuchungen, denen sich Menschen auf die eine oder andere Weise unterziehen müssen. - Seite 415
- Taschenbuch: 491 Seiten
- Verlag: Insel; Auflage: 1. (11. April 2016)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3458361413
- ISBN-13: 978-3458361411
- Preis: 14,99€ (D) - 15,50€ (A)
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