[Rezension] Röhrenjeans und Schulterpolster (M. Seidensticker)

Maya Seidensticker: we love fashion — Röhrenjeans und Schulterpolster 
[Rezension] Röhrenjeans und Schulterpolster (M. Seidensticker)Ich muss schon sagen, eine Modeschule in der Nachbarschaft ist keine alltägliche Institution. Doch jetzt eröffnete tatsächlich die Fashion School Bernstein inmitten des Brandenburger Grüns ... Zumindest wenn es nach Autorin Maya Seidensticker, die sich stets darum bemüht, ein Stück weit Kind zu bleiben, geht. Eine hübsche Kulisse, die reichlich Stoff — zum Nähen und Geschichtenerzählen — gewährt. 
Ein Dank auch an den Loewe Verlag für das bereits vor der offiziellen Erscheinung zugesandte Rezensionsexemplars!
Bildquelle: Loewe Verlag

~ Rezension ~
Modischer Chic à la Neonleggins reloaded

Mit großer Ambition sieht die fünfzehnjährige Lucy ihrem Schulwechsel entgegen. Denn sie ist Anwärterin auf einen der begehrten Plätze an der Fashion School Bernstein mitten im brandenburgischen Idyll. Dort hätte Lucy endlich die Gelegenheit, sich ganz ihrer Liebe zur Mode zu widmen. Bis es so weit ist, muss sie sich allerdings einer Aufnahmeprüfung stellen, die es in sich hat. Die Aufregung steigt. Als Lucy mitten in den Vorbereitungen dann auch noch gemeinsam mit ihrer Schwester Hanna auf ein Familiengeheimnis stößt, das unglaublich scheint, heißt es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Wer würde den Teenagern schon glauben, tatsächlich in der Zeit reisen und damit die schrille Mode der 1980er Jahre hautnah miterleben zu können? Wer würde sie nicht für verrückt erklären?


Mit Röhrenjeans und Schulterpolster schrieb Maya Seidensticker, ein Pseudonym des Autorenduos Heike Abidi und Tanja Janz, den quirlig bunten Auftakt zu ihrer Reihe we love fashion.

Was beim Lesen dieser ersten Geschichte rund um die aufgeweckten Schwestern Lucy und Hanna sowie deren Freunde auffällt, ist die kreative Detailgenauigkeit, mit der sämtliche Beschreibungen ausgeschmückt worden sind. Die Autorin besticht mit einem überzeugenden Auge für neckische Kleinigkeiten  insbesondere in Hinblick auf die Mode der 1980er Jahre. Wie flippige Accessoires reihen sich unvergessener Chic, charakteristischer Zungenschlag und Rückblicke auf geschichtsträchtige Kulissen aneinander. Ein sehr angenehmes Mischungsverhältnis.

Dass Maya Seidensticker nicht nur Freude am Schreiben der Geschichte, sondern auch an der Recherche zum Buch gehabt haben muss, ist ein Gefühl, das ihre Zeilen transportieren. Ein Eindruck, den ich besonders mochte.

Die Figuren verkörpern einen illustren Querschnitt durch die Bank eines Internats, das Extravaganz ausstrahlt. Die dabei aufgegriffene Klischeehaftigkeit untermalt bildhaft die geschaffene Atmosphäre. Die Charaktere selbst werden (noch) nicht in aller Tiefe ausgeleuchtet, was solides Entfaltungspotenzial für die Folgebände zulässt. Nichtsdestotrotz werden die Grundfeste einzelner Stärken und Schwächen bereits adäquat gezeichnet.

Dadurch dass die Autorin Eckpfeiler wie Freundschaft und Zusammenhalt betont, wird die Stärke eines Zusammengehörigkeitsgefühl geschaffen. Anderseits spart Maya Seidensticker Faktoren wie Missgunst und Konkurrenzempfinden nicht aus, wodurch ein reales Gleichgewicht zwischenmenschlicher Interaktion kreiert wird. 

Einzig mit der sich zum Ende abzeichnenden Entwicklung der Handlung konnte ich mich hinsichtlich der moralischen Konsequenz nicht vollends anfreunden, aber das ist wohl ein persönliches Empfinden.

In der Summe ein Buch mit Pfiff, das die Zielgruppe  Leser(innen) ab 12 Jahren  auf Zeitreise in eine quietschfidele Modeära nimmt, in der Glitzer ebenso unverzichtbar und straßentauglich war wie das schrille Gymnastikoutfit. 

FZIT: Bunt. Leichtfüßig. Kulissenreich.



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