Rezension: Rick Future 17 - Der Geist des Meeres (Sven Matthias & Erdenstern)


Sechs Monate ist es bereits wieder her, dass Serienerfinder Sven Matthias und Erdenstern mit Rick Future 16: Piratenehre den gelungenen Auftakt eines Dreiteilers präsentierten, in dessen Fokus das Besatzungsmitglied Garylin und die Suche nach seiner Herkunft stehen. Wurden gegen Ende der Episode die ersten Schleier bereits gelüftet, so kommt in der Fortsetzung Rick Future 17: Der Geist des Meeres, die man ab dem 18. September 2012 kostenlos downloaden kann, nun die ganze Wahrheit über Ricks nie um einen coolen Spruch verlegenen Freund ans Licht.
Rezension: Rick Future 17 - Der Geist des Meeres (Sven Matthias & Erdenstern)Um Antworten auf die Frage nach Garlyns Herkunft zu finden, reist die Crew der Eric zu dem entlegenen und unwirtlichen Planeten Viridis, der von einem weltweiten Meer aus Schleim bedeckt ist. Die Überraschung ist groß als Rick und Co. feststellen müssen, dass der Konzern Interstar Corporation ebenfalls vor Ort ist, um die Ressourcen des fremdartigen Ozeans von Viridis auszubeuten. Leiter der Mission ist ausgerechnet ein alter Bekannter von Rick - ein Wiedersehen, auf das der Weltraumtrotter gern verzichtet hätte. Obwohl der Planet auf den ersten Blick trostlos und uninteressant wirkt, verbirgt sich offenbar ein uraltes Geheimnis in den Tiefen seines Meeres, denn von dort spricht eine mysteriöse Stimme zu Garlyn, die nur dieser hören kann. Was sie ihm zu berichten weiß, gibt seinem Leben eine ganz neue Wendung.
Zwar findet die Garlyn-Trilogie erst mit der noch ausstehenden achtzehnten Folge der Serie ihren Abschluss, doch zwischendurch beschleicht den Hörer das Gefühl, Dane Rahlmeyer habe dies beim Schreiben von Rick Future 17 glatt vergessen, so sehr feuert der Autor mit dieser Geschichte aus allen Rohren. Die Enthüllung von Garylns Ursprung bildet zwar den Kern der Handlung, doch Rahlmeyer stellt dem primären Erzählstrang, der geprägt ist von Information und Exposition, einen zweiten zur Seite, der wiederum das Herz des Actionfans höherschlagen lässt, denn es gelingt einem der im Vorspann der dritten Staffel beschworenen uralten Feinde endlich, die Crew der Eric zu stellen. Beide Linien kulminieren in einem packenden Showdown, der zudem die Weichen für den finalen Akt des Dreiteilers stellt. Dass es dort auch nicht nur um Action gehen wird, deutet sich bereits mit dieser Folge an, wenn der Autor alle Hauptfiguren einer emotionalen Tour de Force unterzieht. Manche seelische Wunde, die dabei geschlagen wurde, wird wohl noch fatale Auswirkungen haben. Da bei aller Düsternis eine gewisse Prise Humor auch nicht fehlen darf, ist es an Garlyn, einige der trockene Bemerkungen anzubringen, für welche die Figur bekanntlich immer zu haben ist. Sein Redetalent ist jedoch nicht auf One-Liner allein beschränkt, wie man in dieser Folge eindrucksvoll erleben kann.
Die Rückkehr von Jeff Parker, mit dem die Crew der Eric bereits in der ersten Staffel der Serie Bekanntschaft machen durfte, verstärkt die innere Geschlossenheit des Rick-Future-Universums und belohnt langjährige Fans zudem mit einem Wiedererkennungseffekt. Wer Total Recall mit Arnold Schwarzenegger kennt, dem wird jene Hommage an den Film auffallen, die der Autor Parkers Assistentin Miss Balewa in den Mund gelegt hat. Starke Charaktermomente und temporeiche Handlung stehen bei Rick Future 17: Der Geist des Meeres in einem optimalen Gleichgewicht und ergeben einen überzeugenden Plot, der den Hörer über die Spielzeit von ca. 68 Minuten ohne Mühe bei der Stange hält.
Sven Matthias und Erdenstern haben im Zusammenarbeit mit Hoerspielprojekt auch dieses Rahlmeyer-Skript wieder spannend und sehr stimmungsvoll umgesetzt. Neben der tollen Besetzung mit den Stammsprechern Sven Matthias, Michelle Martin, Ralf Pappers, Tom Steinberecher und Erzähler Markus Raab an der Spitze, haben vor allem die Soundeffekte und die Musik großen Anteil daran, dass diese Produktion einen solch starken Eindruck hinterlässt. Detailreich und liebevoll wurde eine Klangkulisse geschaffen, die man nur als absolut hochwertig bezeichnen kann. Wenn Rick und Gefolge auf einer über dem grünen Meer von Viridis schwebenden Plattform stehen, glaubt man die Brise zu spüren, welche die Protagonisten umweht. Und wenn die Piloten der Interstar mit ihren Jets gegen das Raumschiff der Dru'hn in den Kampf ziehen, wähnt man sich neben ihnen im Cockpit. Den Hörer so stark in die Handlung hineinziehen zu können, zeugt von jener großen Kunstfertigkeit, die Sven Matthias bei der Abmischung dieser Folge wieder einmal unter Beweis stellt. Der speziell von Erdenstern für dieses Hörspiel komponierte Soundtrack ist auch dieses Mal eine sichere Bank, denn Andreas Petersen hat ihn erneut so arrangiert, dass sowohl große Momente wie auch intime Situationen ihre volle Wirkung entfalten können.
In tragenden Nebenrollen sind Robert Frank als Jeff Parker und Tim Gössler als der Geist des Meeres zu hören. Beide überzeugen absolut, wobei Gösslers Stimme so stark verfremdet wurde, dass man schon wissen muss, dass er diesen Part spricht, um ihn heraushören zu können. Gut gefallen außerdem Kathryn Rohweder als facettenreiche Miss Balewa und Dorle Hoffmann als Wahrsagerin Madame Skarliss. Auch die Sprecherinnen und Sprecher der weiteren kleineren Rollen sind mit Eifer dabei und geben glaubwürdige Interpretationen ihrer Figuren ab, so dass man von einer wirklich überzeugenden Leistung aller Beteiligten sprechen kann, da sich zudem die Stammsprecher durch die Bank in Hochform präsentieren.
Kam Rick Future 16 als eine Art Mission: Impossible in Space daher, so ist diese Folge nun klassische Space Opera, geprägt von spannenden Abenteuern auf einem zu erforschenden mysteriös fremden Planeten, der erst Stück für Stück seine Geheimnisse preisgibt und daher für einige Überraschungen und Wendungen innerhalb der Story gut ist. Nicht wenige Trilogien leiden darunter, dass der mittlere Teil nicht das Niveau des Auftakts halten kann, doch in diesem Falle liegen die Dinge anders. Rick Future 17: Der Geist des Meeres liefert nicht nur die Antwort auf die Frage nach Garlyns Herkunft, sondern forscht auch die Emotionen der anderen Hauptfiguren aus, während die Handlung gleichzeitig konsequent und actionreich vorangetrieben wird. Das alles macht Rick Future 17: Der Geist des Meeres innerhalb der ohnehin schon sehr guten dritten Staffel nochmals zu einem Highlight, welches große Erwartungen an das Finale des Dreiteilers weckt, auf den uns die Macher hoffentlich nicht allzu lange warten lassen werden.
Link: Homepage der Hörspielserie Rick Future

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