|Rezension| "Regenbogenasche" von Anke Weber



 http://www.ueberreuter.at/ http://www.amazon.de/Regenbogenasche-Anke-Weber/dp/3764170050/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1385057487&sr=8-1&keywords=anke+weber
Sterben ist wie Kacken - hat was mit loslassen zu tun und muss jeder machen.
Für die vierzehnjährige Rhina Norden ist der Tod eine faszinierende Angelegenheit - und das nicht nur, weil sie bereits drei Menschen- und zwei Tierleichen gesehen hat, sondern sogar zwei von ihnen wieder ausgebuddelt hat: ihren Hamster und - viel gravierender - die Asche ihres verstorbenen Vaters. Dass seine Asche nämlich am falschen Ort begraben liegt, ist für Rhina geradezu eine Blockade, ist doch eines der wenigen Dinge, die sie über ihn weiß, die Tatsache, dass er Namibia geliebt hat. Das Chaos ist perfekt, als Rhina immer mehr Fakten über ihren Vater erfährt, die sie vorher nicht wusste bis sich schließlich tausende Fragen und Rätsel um sein Leben und seinen Tod ranken - da hilft nur eins: gemeinsam mit ihrem besten Freund Uncas, der eigentlich Kevin heißt, begibt Rhina sich auf eine abenteuerliche Reise nach Namibia, um die Geschichte ihres Vaters endlich aufzulösen, seine Asche an seinem Lieblingsort zu verstreuen und die Seite der Welt kennenlernen, die ihr Vater so geliebt hat. Dass Rhina in Afrika noch viel mehr findet, als sie zu hoffen gewagt hat, weiß sie zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht...
Anke Weber malt nicht nur den Tod kunterbunt - ihr Schreibstil ist ein ganzer Farbeimer voll mit den schönsten und schillernsten Farben. Facettenreich und bunt, schräg und doch so normal, lustig und einfühlsam erzählt Weber eine ganz besondere Geschichte, die nicht nur von Anfang bis Ende gut geschrieben, sondern auch atmosphärisch sehr dicht ist. Ob Weihnachten, Friedhofsbesuche oder namibianische Steppe - Weber schafft es alle Szenen und Orte zu ganz besonders lebhaften Bildern zu werden, die sich in den Kopf einbrennen und unbedingt dort bleiben wollen. Aus der Sicht der jungen Rhina geschrieben ist die Geschichte außerdem sehr frech und frisch, liest sich wie etwas ganz Großes und Wichtiges und ist einfach durchweg unterschwellig spannend. Ganz groß und kunterbunt geschrieben - bitte mehr davon!
Geschichten, die das Leben schreibt sind manchmal tatsächlich die besten. Wenn damit noch eine originelle und faszinierende Idee verbunden ist, kann man eigentlich nicht mehr viel falsch machen. Das und mehr beweist Anke Weber mit ihrem unvergleichlichen Debüt "Regenbogenasche" mehr als einmal - schließlich ist es nicht selbstverständlich, dass ein solch skurriles, verrücktes und gleichzeitig warmherziges Buch derart authentisch ist! Wer ein Werk fernab von Klischees, Schubladen und Einheitsbrei sucht, sollte jedenfalls mal einen Blick auf "Regenbogenasche" werfen, wenn er ein erstaunlich ehrliches und feinfühliges Buch lesen möchte, das von Verlust, Tod, Freundschaft und einem ganz besonderen Mädchen handelt. Wie die Geschichte diesen schmalen Grad zwischen abgedreht und glaubwürdig schafft ist mir eigentlich immer noch ein Rätsel - schließlich gibt es mehr als eine Situation zum Kopfschütteln, letztendlich ist es aber diese Einfühlsamkeit, die "Regenbogenasche" so wunderschön und traurig und warm zugleich macht.
Dabei ist es schon einmal Balsam für die Bücherseele, wenn Titel, Cover und Inhalt so gut miteinander harmonieren, dass man beinahe nur staunen kann. Ich betone das an dieser Stelle noch einmal, weil es inzwischen nicht ganz so selbstverständlich ist, dass bei einem Buch einfach alles stimmt. Angefangen vom ersten Satz bis hin zum letzten ist einfach alles im Einklang und überzeugt auf ganzer Linie. Und das obwohl ich mir gewünscht habe, dass es noch lange weitergeht und noch viel ausführlicher ist - was im Grunde mein einziger Kritikpunkt ist und irgendwo auch wieder für das Buch spricht. Die Geschichte teilt sich für mich in zwei Abschnitte: Rhinas Leben in Deutschland und ihr Aufenthalt in Afrika und beide haben diesen besonderen Reiz. Nebenbei schlängelt sich immer mal wieder subtil die Liebesgeschichte um die Protagonisten und gibt dem Buch das gewisse Etwas. Mir hat es einfach wunderbar gefallen, wie natürlich sich alles anfühlte, ja, wie richtig: die Freundschaft, die sich im Laufe des Buches sehr langsam aber deutlich in eine zarte Liebe verwandelt, die Suche nach den Spuren von Rhinas Vater - ja, sogar das Ausbuddeln seiner Asche.

Wenn jedes Wort am richtigen Fleck und jede Szene zur richtigen Zeit geschieht, kann man einfach nur von einem unglaublichen Buch reden und genau das ist "Regenbogenasche" für mich gewesen. Zuerst war ich skeptisch wegen der sehr jungen Protagonistin (14), aber man merkt Rhina ihre jungen Jahre kaum an. Sie ist eine lebendige, freche und tiefgründige Protagonistin, die durchweg fasziniert. Man kann sie einfach in keine Schublade stecken: sie hat keine Zeit für Banalitäten - wie das Jammern um ihr Aussehen oder falsche Komplexe - und das ist genau das, was mich an ihr so begeistern konnte. Ihre Ehrlichkeit, aber auch ihre Angst vor dem, was sie noch nicht weiß, haben sie unglaublich plastisch und sympathisch gemacht und trotz der ungewöhnlichen Umstände kann man sich hundertprozentig mit ihr identifizieren. Dasselbe gilt eigentlich für jede andere Figur (gerade auch für Uncas, der ein richtig toller Typ ist!) - es gibt hier tatsächlich nur warmherzige und liebevoll gezeichnete Charaktere, die man sofort ins Herz schließt. Ja, man könnte "Regenbogenasche" trotz (oder in diesem Fall vielleicht sogar gerade wegen) der eigentlich ja schweren Thematik um den Tod als absolutes Wohlfühlbuch bezeichnen.
Dieses Buch ist bunt, rührend, witzig, skurril, liebevoll und serviert uns so viele Themen und Fragen, Eindrücke und Bilder, das man sich kaum davon losreißen kann. Selbst Dinge, die wir nicht kennen, präsentiert es uns mit einer solchen Natürlichkeit, dass selbst das so fremde Afrika heimisch wirkt. Es ist durchweg ein roter Faden gegeben und immer wieder führt eins zum Anderen, was zeitweise zu ganz schön verrückten Situationen führt, die aber irgendwie doch so passend sind und immer genau dort treffen, wo sie treffen wollen. Ein wunderschöner und humorvoller Roman, der ein dunkles Thema so bunt und warm angeht, dass man die Schönheit des Lebens in fast jeder Ecke erkennen kann. Ich kann nichts schlechtes zu "Regenbogenasche" sagen und möchte es auch nicht, denn dieses Buch hat mich - wie es Rhina so gerne ausdrückt - mit Regenbogenwasser gefüllt und einfach nur glücklich gemacht. Schade, dass ich die Figuren verlassen muss, ich würde so gerne noch weiter mit Rhina durch das Leben gehen! Ach und übrigens: mit Rhina und Autorin Anke Weber habe ich endlich meine Seelenverwandten in Sachen Hundepfotengeruch gefunden - und ich dachte immer, ich wäre die Einzige!
"Eine skurril-poetische Geschichte über die Lebendigkeit des Todes und über die Liebe. Samtig wie die Wüste im Sonnenuntergang. Überschäumend wie das Meer. Und bunt wie Afrika." [via ueberreuter] - das fasst es perfekt zusammen. Die Geschichte um Rhina, Uncas und den Tod ist so einfühlsam, verrückt und witzig, dass man sie nur lieben kann! Fernab vom Mainstream erzählt Anke Weber eine ganz besondere Geschichte, in der ich mich mehr als einmal verloren und wie zu Hause gefühlt habe. Mit sympathischen und herzerwärmenden Figuren wird man mit kunterbunten Eindrücken nur so überschüttet - selbst dem Tod wird in diesem Roman ein solch faettenreiches Gewand umgeworfen ohne lächerlich zu wirken, dass man nur staunen kann. Ein wunderschöner Roman über das Loslassen, das Erwachsenwerden, das Suchen und Finden, die Freundschaft und die Liebe - poetisch, skurril und unbedingt lesenswert!
  Anke Weber studierte Sozialpädagogik und wandte sich dann dem Journalismus zu. Heute arbeitet sie als Redakteurin beim Radio, schreibt Kolumnen über ihr geliebtes Landleben für die Zeitung und vor allem Geschichten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Anke Weber liebt Hundepfoten-Geruch, Biker-Boots mit Kleidchen und die Magie von Notizbüchern. Mit ihrer Tochter und ihrem Hund lebt sie im niedersächsischen Aller-Leine-Tal bei Hannover. Mit "Regenbogenasche" liegt ihr erster wunderbarer Jugendroman vor. [via ueberreuter]
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