Rezension – Rachel Ward: Drowning. Tödliches Element

Drowning - Tödliches Element

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Inhaltsangabe (Carlsen Verlag):

Er kommt zu sich. Ein Tropfen trifft sein linkes Auge. Dann schießt Regen aus dem grauen Himmel. Er dreht den Kopf zur Seite, spuckt Schlamm und Kies aus, entdeckt ein Gesicht, wenige Meter entfernt. Haare kleben wie dünne Schlangen auf der Stirn. Aus dem Mundwinkel rinnt Wasser. Bleiche Haut, dreckverschmiert, geschlossene Augen. Es ist sein eigenes Gesicht! Als Carl aufwacht, ist Rob tot. Doch Carl kann sich an nichts erinnern. Nicht, wie sein Bruder ertrunken ist, oder warum sie an dem See waren und auch nicht, weshalb Neisha, die offensichtlich bei ihnen war, Todesangst vor ihm hat. Er weiß nur, dass er herausfinden muss, was passiert ist. Bevor vollendet wird, was an jenem Tag begann.

Bewertung:

Der Beginn von “Drowning” ist verheißungsvoll. Ein Junge, der sein Bewusstsein verloren hat, erwacht an einem See und sieht wie gerade eine Leiche abtransportiert wird. Dass diese Leiche sich kurze Zeit später als sein Bruder herausstellt, macht das Szenario zusätzlich interessant. Stück für Stück versucht Carl herauszufinden, was sich genau im See abgespielt hat. Dabei begegnet er Neisha, die sich ihm gegenüber sehr distanziert und geheimnisvoll gibt.

Bei seiner Suche hat das Element Wasser eine zentrale Bedeutung. Immer, wenn Carl mit Wasser in Berührung kommt, erscheint ihm sein toter Bruder. Anfänglich hält Carl dies für normale Trauerarbeit, muss aber schnell feststellen, dass Wasser für ihn immer mehr zur Gefahr wird. Dies hat aber auch zur Folge, dass Ward gezwungen ist, dieses Element häufig in das Geschehen einzuflechten. Sei es durch einen tropfenden Wasserhahn, einer übervollen Badewanne, Regen oder Unwetter. Kann der Leser dies anfänglich noch nachvollziehen, wird es mit der Zeit dennoch anstrengend, ja sogar unglaubwürdig, denn ein Unwetter folgt dem nächsten, ja überbietet dieses sogar, weil Ward mehr und mehr Spannung aufbauen möchte. Da sie aber auch ruhige Momente braucht, verschwinden die Unwetter meist so plötzlich, wie sie gekommen sind. Dies lässt sich der Leser ein- oder zweimal gefallen, danach erntet Ward nur Kopfschütteln, bis die Zufälligkeit der Ereignisse völlig an Glaubwürdigkeit verlieren.

Ein weiteres Manko stellt für mich die Hauptfigur Carl dar, der für mich bis zum Schluss schwammig und zu ungenau gezeichnet ist. Ward lässt den Leser sicherlich absichtlich im Unklaren über seinen tatsächlichen psychischen Zustand, um die Spannung aufrecht zu halten, kann dies aber meines Erachtens nicht durch einen faszinierenden und starken Charakter ausgleichen. Sein ganzes Denken und Handeln wird durch die Furcht vor Wasser dominiert und mündet schließlich in der Frage: “ob es eine Zeit geben wird, in der Wasser für mich einfach nur Wasser ist“ (S.275). Dies führt dazu, dass der Hauptcharakter wenig Überraschendes liefert. Neisha hingegen gelingt es, aus dem zugegeben blassen Schatten von Carl herauszutreten, weil ihr Handeln unberechenbar bleibt. So ist auch sie es, die den für mich zentralen Satz des Romans formuliert: “Wenn Leute sterben, dann bleiben sie gestorben.”(S.198.)

Fazit:

Zusammenfassend ist zu sagen, dass der Roman einer interessanten Idee entspringt. Wasser als bedrohliches Element in den Fokus eines Romans zu stellen, ist erfrischend. Leider fehlt dieser guten Idee der starke Hauptcharakter sowie teilweise die Glaubwürdigkeit, die jeder Leser braucht, um in die Handlung eintauchen zu können.

Ich bedanke mich recht herlich bei dem Internetforum bloggdeinbuch.de und dem Carlsen Verlag für die Organisation und Bereitstellung des Leseexemplars.

Daten:The Drowning

Rachel Ward: Drowning. Tödliches Element
Verlag: Carlsen Verlag
ISBN: 978-3551520524
Seitenzahl: 329Erscheinungsdatum: 22.11.2013
Originaltitel: The Drowning


Bewertung:

3 Sterne


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Zusatzinformationen

Autorin

Rachel Ward, 1964 geboren, wuchs in der Grafschaft Surrey südlich von London auf und studierte Geografie in Durham. Erst mit 40 Jahren widmete sie sich dem Schreiben. Ihr Debüt “Numbers – Den Tod im Blick” ist international vielfach ausgezeichnet und 2011 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert worden. Die daraus entstandene “Numbers”-Trilogie wurde weltweit zum Bestseller. Rachel Ward lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Bath, England.

Weitere Informationen zum Autor finden sich hier.


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