[Rezension] Petra Schier, Die Gewürzhändlerin

[Rezension] Petra Schier, Die Gewürzhändlerin

(c) Rowohlt


544 SeitenRowohltTaschenbuchErster Teil: Die Eifelgräfin
Inhalt (lt. U4-Text):Von der Eifel an den Rhein: Ein Frauenschicksal im MittelalterLuzia verbringt mit ihrer Herrschaft die Wintermonate in Koblenz. Die bauerntochter ist überwältigt: Das Leben in der Stadt is so aufregend! Ihr Glück scheint vollkommen, als der Gewürzhändler Martin Wied sie um ihre Mitarbeit bittet: Ingwerwurzeln, Safranfäden, Paradieskörner, Zitronenöl, Muskatnuss - Luzia entdeckt ihre Passion.Ihr Verkaufstalent, ebenso wie ihr hübsches Äußeres, bleibt auch anderen nicht verborgen. Ausgrechnet Siegfried Thal, der Sohn von Martins größtem Konkurrenten, will Luzia zur Frau. Noch bevor Martin ihr seine eigenen Gefühle offenbahren kann, wird er des Mordes angeklagt. Überzeugt von seiner Unschuld, beginnt Luzia nach dem wahren Täter zu suchen ...Zum Buch:Die hübsche Luzia hat in der großen Pestwelle vor einigen Jahren ihre gesamte Familie - bis auf ihren Bruder Anton - verloren. Sie arbeitet als Leibmagd für Gräfin Elisabeth, doch die Gräfin und die Bauerstochter verbindet eine tiefe Freundschaft und Elisabeth tut, was sie kann, um Luzias niederen Stand zu vertuschen.In Koblenz trifft Luzia auf den von Brandnarben verunstalteten Martin Wied, einen Weinhändler, dessen Bekanntschaft sie schon zuvor gemacht hat. Die beiden geraten oft in Streit, doch das hindert Martin nicht daran, Luzias außergewöhnliche Intelligenz und ihr Verkaufstalent zu bewundern - und sie als seine Gehilfin einzustellen. Sie soll für ihn exotische Gewürze verkaufen - und Luzia ist äußerst erfolgreich dabei.Doch dass eine ledige Frau allein einen Verkaufsstand führt, erweckt den Argwohn der Stadtbewohner und Gerüchte kommen auf.Im Grunde handelt es sich bei diesem Roman mehr um einen historischen Liebesroman, als um eine strikt historische Geschichte. Es gibt zwar einige sehr interessante Informationen über das mittelalterliche Leben in Koblenz, allerdings kaum Überraschendes. Das schadet der Unterhaltsamkeit der Geschichte allerdings kaum.Wie zu erwarten, verliebt sich der redegewandte Weinhändler Martin in die kratzbürstige Luzia. Die Liebesgeschichte der beiden ist eine würzige Mischung aus "Schöne und das Biest" und Shakespeares "Taming of the Shrew" und im Großen und Ganzen einfach süß.Die Charaktere sind nicht sonderlich tief gestaltet, doch sie sind glaubwürdig genug für die Geschichte im Gesamten. So ist Luzia unglaublich hübsch, intelligenter und gebildeter als  so mancher Mann, stur und vorlaut. Es ist zwar äußerst unwahrscheinlich, dass eine Frau von ihrem Stand im Mittelalter eine solche Ausbildung genießen konnte (sie lernt lesen, schreiben und kennt sich bestens in Mathematik aus), dennoch ist die Idee nett.Martin Wied ist ihr natürlich in allen Bereichen gleichgestellt, nur im Stand steht er weit über ihr. Dank seiner entstellenden Brandnarben ist er aber mit etwa dreißig Jahren noch unverheiratet - anders gesagt, führen alle Umstände bequem dazu, dass es die Möglichkeit einer Liason zwischen Martin und Luzia geben kann.Mir unverständlich ist das Einbringen einer heiligen und magischen Reliquie - welche die Familien von Elisabeth, Luzia und Martin aneinanberbindet - in die Handlung. Diese Reliquie hatte wohl schon Bedeutung in Die Eifelgräfin (hier steht Elisabeth im Zentrum der Aufmerksamkeit). Auch wenn es dieses heilige Kreuz ist, das die drei Familien verbindet, hätte die Geschichte ebenso ohne diesem fantastischen Element funktioniert. De facto ist die ständige Einbringung der Reliquie zumeist nur störend und vernichtet mehr noch als alle anderen Unwahrscheinlichkeiten das Bild einer historischen Handlung. Letztlich ist das Schmuckstück wohl nur dazu da, um die seichte Kriminalhandlung zu erleichtern und Unmögliches plötzlich möglich zu machen.
Die Gewürzhändlerin ist ein unterhaltsamer Roman, der jedoch weit mehr mit seiner romatischen Handlung als mit seinen historischen Elementen punktet. Romantiker kommen hier auf ihre Kosten - geschichtlich Interessierte sollten lieber zu fundierteren Romanen greifen.
[Rezension] Petra Schier, Die Gewürzhändlerin


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