Rezension: Petite Noir – “La Vie Est Belle / Life Is Beautiful” (Double Six, 2015)

Erstellt am 14. September 2015 von Wavebuzz

“La Vie Est Belle / Life Is Beautiful” – zwei Sprachen, eine Aussage. Wer jedoch hier bubbly Champagnermusik oder beseelte Kinderchöre erwartet, wird enttäuscht sein. Die Schönheit des Lebens liegt beim Debütalbum von Petite Noir nämlich… nun ja. Im Dunkeln.

NO LIGHT WITHOUT DARKNESS
Petite Noir (in real life: Yannick Ilunga) nennt seine Musik “noir wave”. Im “Intro Noir Wave” weiss man als zuhörende Person auch bereits, was der 24-jährige Musiker damit meint: In diesem Opener geht es um eine eigens geschaffene Dunkelheit, die mit dumpfen Drums, hohlen Xylophon-Synthies und Spoken-Word-Einlagen ausgeschmückt wird.

“The record seamlessly fuses intricate contemporary electronics and raw post-punk energy with Yannick’s stirring, soulful vocals and African shuffles that echo his homeland.” (- Double Six Recordings Homepage)

Musikalisch trifft, gemäss Label-Website, bei diesem Debüt Soul auf modernsten Electro. Und auch wenn teilweise Kategorisierungen von Labels so austauschbar wirken wie schwarze Socken – diese Beschreibung passt äusserst gut. Modulierte Electro-Loops verschwimmen wie Wasser mit der weichen Stimme des südafrikanischen Sängers. “Colour” ist funky wie sphärisch zugleich. Man könnte meinen, dass bei dieser Stilanhäufung gegebenenfalls Verwirrung entstehen könne. Das Gegenteil ist der Fall: Die Vermischung und Überlappung diverser Stile behindert niemals die Klarheit der Produktion.

Klar ist auch, dass im Titelsong des Albums “La Vie Est Belle / Life Is Beautiful” reizvolle Zweisprachigkeit vorhanden ist. Die plätschernden Pianoklänge, der dumpfe Bass und die Cello-Stimme von Ilunga berühren das grosse Wort “Leben” auf exquisite Art. Hier wird keine Lebensbeschreibung abgegeben, hier wird nicht geweint, hier wird berührt. Petite Noir besitzt die Fähigkeit, Nachdenklichkeit in einer dennoch nicht-trivialen Leichtigkeit abzubilden. Wenn ich nur einen Song auf dem Album anhören könnte, es wäre “La Vie Est Belle / Life Is Beautiful” – darin ist alles zu finden.

So paradox es auch sein mag: Der Song “Down” ist ein (weiterer) Höhepunkt. Das ist nicht New Wave, das ist New-New-New-Wave. Die Tanzfläche lockt. Ebenso gehört auch “Best” in die Kategorie Nichts-Wie-Ab-Mit-Dir-Auf-Die-Tanzfläche. “Best” nimmt das beste aus Verzweiflung, Leidenschaft und Hotness und wirft alles in die Luft wie Konfetti.

Auf dem Album “La Vie Est Belle / Life Is Beautiful” besitzt derart viele Überraschungsmomente, dass ich beim ersten Mal hören richtig inne halten musste. Die Musik ist sowohl ausdrucksstark als auch introvertiert. Die Platte strotzt nur so vor angenehmen Widersprüchlichkeiten und – was noch viel wichtiger ist – Überraschungsmomenten. Die Überaschung ist eine Kunst, die Petite Noir perfekt beherrscht. Und da überrascht es auch nicht, dass dieses Album gerade “on repeat” bei uns läuft. Und trotz der partiellen Düsterkeit totale Erheiterung bringt.

TRACKLIST – “LA VIE EST BELLE / LIFE IS BEAUTIFUL”:
01 Intro Noirwave
02 Best
03 Freedom
04 Seventeen (Stay)
05 Just Breathe
06 La Vie Est Belle / Life Is Beautiful
07 MDR
08 Colour
09 Down
10 Inside
11 Chess

TOUR:
(Falls du das liest und gerade in der Nähe eines der untigen Orte bist (und ein Konzert von Petite Noir schauen willst) – Dann geht es hier entlang es zu den Tour-Details)

16 Sep 2015 King Tut’s Wah Wah Hut Glasgow, UK
17 Sep 2015 The Deaf Institute Manchester, UK
19 Sep 2015 Nürnberg Pop Festival 2015 Nuremberg, Germany
21 Sep 2015 Badaboum Paris, France
22 Sep 2015 Botanique – Witloof Bar Brussels, Belgium
23 Sep 2015 Szimpla Badehaus Berlin, Germany
24 Sep 2015 Melkweg Oude Zaal Amsterdam, Netherlands
25 Sep 2015 Reeperbahn Festival 2015 Hamburg, Germany


Tagged: 2015, Album Review, La Vie Est Belle Life Is Beautiful, Musiknews, Noir Wave, Petite Noir, review, Rezension