Alleine die Idee ist schon individuell und macht neugierig! Die Umsetzung ist ebenso gelungen! Auf der Spur eines Ur-Parasiten, mit all seinen Höhen und Tiefen!
Ein Roman aus Sicht eines Parasiten, der im Laufe seiner Existenz so einiges mitgemacht hat - mit viel Menschenkenntnis und Humor
Toxoplasma gondii (ToGo) ist ein Parasit, der sich im Nervensystem seiner menschlichen und tierischen Wirte einnistet und sie von dort aus manipuliert. Seine letzten Lebensjahre haben ihn rund um den Globus geführt und alle Laster dieser Welt erleben lassen. ToGo sucht dabei immer den emotionalen Kick, kostet das Leben in all seinen Facetten aus und will vor allem rechtzeitig den Wirt wechseln, bevor der eines natürlichen Todes stirbt. Doch letztendlich kommt er zu dem Schluss, dass alles Streben sinnlos und alles Feiern irgendwann langweilig ist... (© Piper)
Ein Buch über einen Parasiten? Echt jetzt?
Und ich muss sagen, es ist nicht nur unterhaltsam, sondern mit vielen kleinen Aussagen gespickt, sodass man Schmunzeln und gleichzeitig nachdenken kann/muss.
Die Handlung
ToGo ist ein echt altes Urtierchen. Er hat schon so einiges von der Welt gesehen. War schon in x-Lebewesen und hat schon sehr viele Leben miterlebt.
In „Parasit ToGo" erlebt man gemeinsam mit ToGo, dem Urtierchen, seine letzten 2 Jahre auf der Erde. Seinen Weg von einem Wirt in den nächsten und beobachtet ihn dabei, wie er die Lebewesen mit seinen Anregungen steuert und beeinflusst.
Einerseits ist es erschreckend, dass es einen Parasiten gibt, der so viel zu sagen hat, andererseits unglaublich spannend, dass die Evolution so ein Tier erschaffen hat, der so etwas kann.
" Menschen waren meine Lieblingstiere gleich nach den Mäusen. [...] Aber im Endeffekt gingen auch sie dauernd drauf, ich musste mich wieder neu anpassen, neuer Körper, neues Leben, neue einzigartige Wichtigkeit in der Welt. "
[Zitat; „Parasit ToGo" von Claudia Klingenschmid. Seite 158; Print]
Claudia Klingenschmid schafft es, dass das Leben eines Parasiten nicht nur unterhaltsam ist, sondern auch voller Spannung. ToGo springt von einem Wirt zum nächsten, jedenfalls wenn er die Möglichkeit bekommt. Das wie-schafft-er-das ist dabei genauso interessant wie sein Einwirken in den Organismus.
Einen Reiz macht definitiv auch die Handlung aus, die springt, wie es ToGo beliebt. Verlässt er einen Wirt, verlässt er auch die Geschichte. Egal ob es nun abgeschlossen ist oder nicht. Neuer Körper = neuer Lebensabschnitt, denn ToGo blickt nicht zurück!
Ein weiterer Reiz der Geschichte ist definitiv der Humor. Er ist böse, er ist trocken und er ist wahrlich zynisch.
Und ich liebe ihn. ToGo nimmt echt kein Blatt vor dem Mund. Warum auch? Immerhin ist er erfahren und sitzt (machmal) am längeren Hebel. Außerdem könnte man das auch einfach „Ehrlichkeit" nenne, oder?!
" Die Alte lag seit drei Tagen da. Mimi leckte sich die Pfoten, erhob sich und drehte erneut ihre Runde um den leblosen Körper auf dem Wohnzimmerteppich. Perser. Der Teppich, nicht die Katze, wobei mir das jetzt auch schon egal gewesen wäre. "
[Zitat; „Parasit ToGo" von Claudia Klingenschmid. Seite 13; Print]
Die Schreibweise
Flüssig, locker und gut zu lesen. Der Wortschatz ist stilvoll, aber nicht kompliziert. Es ist ein Buch, der aus der Masse heraussticht. Jedenfalls kenne ich kein anderes Buch, das den Lebensweg eines Urtierchens beschreibt.