Rezension | "Open Road Summer" von Emery Lord

Es soll der Sommer ihres Lebens werden: Reagan hat sich gerade von ihrem Freund getrennt und will endlich ihr Leben in den Griff kriegen. Sie begleitet ihre beste Freundin, den Country-Star Lilah Montgomery, auf einer ausverkauften Tour durch die USA. Lilah hat selbst mit Liebeskummer zu kämpfen und die beiden Mädchen vertrauen auf ihre unendliche Freundschaft. Bis der charismatische Matt Finch als Opening Act angeheuert wird und nicht nur Reagans Gefühle komplett durcheinanderbringt ...

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Manche Geschichten haben ihre größte Wirkung, wenn sie schon längst vorbei sind. Wenn die Worte nachhallen und man immer wieder an das Buch zurückdenken muss, spricht das klarerweise für eine ziemlich gut Geschichte, auch wenn man während des Lesens nicht zu jedem Zeitpunkt völlig überzeugt war. "Open Road Summer" ist eine solche Geschichte - eine Geschichte, die sich leicht wie Fahrtwind liest und so sanft und liebevoll wie eine Feder ist. Man kann die Sonne auf der Haut spüren und den Geschmack von Abenteuern auf der Zunge, wenn man gemeinsam mit Dee und Reagan auf einen musikalischen Road Trip geht. Und das schönste ist: Man braucht noch nicht einmal eine Liebesgeschichte. Die gibt es zwar in diesem Buch, aber nötig wäre sie auf gar keinen Fall gewesen und in diesem Fall ist sie tatsächlich mein einzig wirklicher Kritikpunkt. Warum Freundschaft manchmal viel stärker ist und mir dieses Buch mit den eher ruhigen Tönen im Nachhinein so präsent im Kopf herumschwirrt, wie ein lockerleichter Ohrwurm?

Vielleicht weil die beiden Freundinnen Dee und Reagan so unterschiedlich sind. Und vielleicht, weil Protagonistin Reagan mal ein ganz anderer Typ Mädchen ist, den man in Jugendbüchern so gut wie gar nicht antrifft. Vielleicht aber auch weil die Kombination aus Musik, Freundschaft und dem Gefühl unterwegs zu sein, einfach Spaß macht. Was auch immer es ist - "Open Road Summer" ist einfach schön. Eine Lektüre für heiße Tage, an denen man eine Abkühlung braucht oder für kalte, düstere Momente, in denen man die Sonne sucht, ganz gleich, wann man dieses Buch liest, es ist schön. Es hat seine Schwächen hier und da und mir hätte es umso mehr gefallen, wenn die Freundschaft zwischen Dee und Reagan noch eine größere Rolle gespielt hätte, ohne dass sich die Liebesgeschichte so in den Mittelpunkt drängt, aber trotzdem hat es mir einfach gut gefallen, mich zum Schmunzeln gebracht und den ein oder anderen unbekannten Ohrwurm in den Kopf gezaubert.

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Erfrischend ist gerade die Tatsache, dass Reagan kein Sonnenscheinmädchen ist - ganz im Gegenteil, sie ist alles andere als perfekt. Vorbestraft, launisch und aufreizend gekleidet ist sie eher der Typ Antiheld. Sie ist die beste Freundin des Countrystars Lilah Montgomery, die in ihrem wahren Leben Dee genannt wird und begleitet diese auf ihre Sommertour quer durch die USA. Dee hingegen ist ein lebensfrohes und quirliges Mädchen, die mir direkt als absolute Sympathieträgerin aufgefallen ist. Ich finde es faszinierend, dass die Autorin den Mut aufgebracht hat, die wahre Protagonistin (also Reagan, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird) eher schwierig und manchmal auch unsympathisch darzustellen, denn mit Reagan muss man erst einmal warm werden. Ich kann nicht sagen, dass ich am Ende ihre beste Freundin hätte sein können, aber gerade dieser Faktor hat mir irgendwie Spaß gemacht. Es ist einmal etwas neues und dieser Mut aus der Reihe zu tanzen, hat alle Anerkennung verdient. Auf die Liebesgeschichte möchte ich nicht groß eingehen - ich kann nur sagen, dass sie etwas konstruiert wirkt und nicht nötig gewesen wäre. Matt ist ein wenig blass und die Beziehung zwischen ihm und Reagan schafft es einfach nicht, so warmherzig und interessant zu sein, wie ihre Freundschaft zu Dee.

Ein weiterer Pluspunkt der Geschichte ist der Musikaspekt und die vielen Momente, in denen man Dee in ihrer Rolle als Lilah Montgomery begleiten durfte, die einen faszinierenden Einblick in das Showbiz geben. Das Einweben von Problemen und weiteren Konflikten gelingt Emery Lord sehr gut und zu beobachten, wie unterschiedlich sich Dee und Reagan entwickeln und wie sie dennoch zueinander stehen hat die Geschichte für mich ausgemacht. Aber auch die vielen Songtextschnipsel und Lieder, die Lord in das Geschehen einbaut sind gelungen und geben dem Buch noch mehr Atmosphäre und Leben. Manchmal hatte ich selbst das Gefühl auf einem von Lilahs Konzerten zu sein und lauthals Countrysongs mitzugrölen. Der Road Trip Aspekt ist nicht ganz so sehr ausgeprägt, wie erwartet, einfach, weil andere Dinge im Vordergrund der Geschichte stehen, aber man hatte durchaus das Gefühl, auf einer Reise zu sein und etwas in den verschiedenen Städten zu erleben.

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" Riding top down with Reagan beneath the summer sky,

and I swear this car could almost fly, [...]

- it's an open road summer"

[S. 313, aus dem Lied "Open Road Summer" von L. Montgomery]

Na, schon den Song ihm Ohr? Dann wird es Zeit für einen aufregenden, sommerlichen und musikalischen Road Trip mit der besten Freundin quer durch die USA. "Open Road Summer" ist ein besonderes Buch über Freundschaft, Veränderungen und Erwachsenwerden - eine Geschichte, die nicht nur mit einer ungewöhnlichen Protagonistin daher kommt, die ganz anders ist, als man es aus den meisten Jugendbüchern kennt, sondern auch voller kleiner Botschaften steckt und einfach glücklich macht. Die Geschichte hat seine Schwächen, aber irgendwie verzeiht man diese gern, auch wenn ich die Liebesgeschichte zwischen Matt und Reagan gerne aus dem Fenster des Tourbusses kicken würde - denn das hat "Open Road Summer" wirklich nicht nötig. Wer gerne Bücher über ungleiche beste Freundinnen liest, Lust auf einen musikalischen Road Trip hat und einfach gerne die Sonne auf der Haut spürt, ist hier genau richtig.

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