Warum wird man von etwas unterhalten, was man schon unzählige Male zuvor, wenn auch etwas abgewandelt, gelesen hat? Wenn ich im Monat zehn Tüten Gummibärchen essen würde, könnte ich die jahrelang nicht mehr sehen, aber warum kann ich dann immer wieder dasselbe Schema lesen und auch noch merken, dass es derselbe Einheitsbrei wie immer ist und es trotzdem gut finden? Was heißt gut - mehr als genug Kritikpunkte haben mit der Zeit dazu geführt, dass ich ein wenig genervt von einigen Dingen in diesem Buch war, was aber nichtsdestotrotz nichts daran geändert hat, dass ich nicht die Finger von der Geschichte um Daemon und Katy lassen konnte. Vielleicht ist es die Tatsache, dass man im Grunde von vorne herein weiß, was geschieht - nicht, was die Details angeht, sondern was die Grundstory betrifft. Man weiß, dass es ein Happy End geben wird, wird abgelenkt von der Unbeständigkeit der Wirklichkeit und kann deswegen so gut in solche Bücher abdriften - was auch immer es ist, Schema F funktioniert immer noch, auch in "Obsidian: Schattendunkel". Von Anfang an wird eine knisternde und unterschwellige Spannung geschaffen, die sich durch das ganze Buch zieht und von Anfang an, weiß man im Grunde, was geschehen wird.
Und wie gesagt, es funktioniert. Schnell lässt man sich auf die Hass-Liebe-Beziehung zwischen Daemon und Katy ein, schnell beginnt man ihre Schlagabtausche witzig und prickelnd zu finden, schnell fängt man an, Daemon wirklich zu hassen und gleichzeitig ziemlich heiß zu finden - ja, die Autorin weiß schon, welche Hebel sie ziehen muss, um genau das zu erreichen. Die Protagonisten sind daher schon echte Typen, obwohl ich nur einmal mehr sagen kann, wie unglaublich nervig ich die typische Rollenverteilung finde - Daemon, (ständig) halbnackter Bad Boy (super muskulös, super braungebrannt, super heiß), spielt Spielchen mit Katy, Mauerblümchen (super zurückhaltend, super langweilig, super 'komplexig') und Buchbloggerin (was ein wenig ausgebauter und relativ sinnloser Fakt über sie war) und schafft es immer wieder, sie durch seine unglaublich dominante Art zu unterwerfen. Zwar merkt man deutlich, dass Armentrout immer wieder versucht, Katy gegen Daemon
Das einzige, was dieses Buch von anderen Büchern seiner Art abhebt, sind die Wesen, um die es letztendlich hauptsächlich geht, zu denen ich hier aber gar nicht so viel sagen möchte, weil ich eigentlich ganz froh war, dass ich bis zu einem bestimmten Punkt nicht wusste, worum es geht - das erhält einfach die Spannung. Was ich aber sagen kann ist, dass ich diese Wesen stellenweise doch etwas überzeichnet fand - sie waren einfach in jeder Hinsicht viel zu perfekt und haben sich so herablassend den Menschen gegenüber benommen, dass ich schnell nur wenig Toleranz übrig hatte. Sicherlich klingt das alles jetzt ziemlich negativ, aber ich kann nur sagen, dass ich dennoch viel Spaß mit dem Buch hatte. Ganz gleich wie nervig es stellenweise war, die Schlagabtausche und die Beziehung zwischen Daemon und Katy hat dem Buch viel Schwung und Abwechslung gegeben, sodass man immer nur darauf gewartet hat, wann die beiden sich wohl das nächste Mal wieder streiten. Wäre das nicht gewesen, hätte ich das Buch wohl schnell relativ langatmig gefunden, aber insgesamt und trotz aller Kritikpunkte, ist der Unterhaltungwert einfach extrem hoch - auch wenn "Obsidian: Schattendunkel" prinzipiell nicht viel neues bietet, Cliffhanger inklusive. Ich bin gespannt, wie die Autorin die Folgebände füllen wird.
...mehr? *klick*