Um ehrlich zu sein: Man merkt dem Werk schon an, dass es etwas älter ist. Es unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von anderen Romanen der Autorin, da hier die (für sie ja eigentlich fast schon typische) Sichtweise der männlichen Hauptperson komplett wegfällt. Schade, denn so hatte ich das Gefühl Avi nicht so nah zu sein, wie ich es mir erhofft hatte. Noch dazu kommt, dass es sich um den ersten Teil einer Trilogie handelt, die (nicht wie bei den Fuentes-Romanen) auch zueinander gehören und die Geschichte um Amy und Avi weitererzählen. Was ebenfalls auffällt, ist, dass Amy doch ein wenig anders ist, als die anderen weiblichen Charaktere der Autorin: Sie ist rotzfrech, steckt voller Power und sagt immer geradeheraus, was ihr durch den Kopf geht. Dabei ist sie der typisch pubertäre Teenie, der alles eklig und nervig findet, was nicht mit Schminken und Jungs zu tun hat - allerdings auf eine angenehme Art und Weise. Mit viel jugendlichem Charme, Ironie und Humor hat sie das Geschehen immer sehr sympathisch kommentiert.
Neben Amy glänzen auch die anderen Figuren durch ihre Authentizität, jede Einzelne (so schwierig die Namen auch manchmal zu lesen waren) glänzt durch Glaubwürdigkeit und einem ganz eigenen Charakter. Vor allen Dingen Osnot, die Amy verhassterweise Snotty tauft und ihr Vater sind Figuren, die man schnell interessant findet und von denen man irgendwie weiß, dass sie ein gutes Herz haben müssen. Immer wieder fiel der fehlende Gedankenpart Avis auf. Zwar war es mal ganz erfrischend, etwas "anderes" von Elkeles zu lesen und doch habe ich gemerkt, wieviel es ausmacht, dass man auch die Gedanken des anderen Parts hört. So wirkte er trotz seinem (ganz leichten) Bad-Boy-Charakter irgendwie ein wenig farblos und es fehlte ihm an Tiefe, was dem "kleinen Sommerflirt" aber nicht schadet. Ganz im Gegenteil: Die Chemie zwischen den beiden stimmt auf jeden Fall, auch wenn es mir nach dem ganzen Rumgezicke letztendlich doch etwas schnell ging. Das Ende fand ich
Ganz besonders fasziniert an der Geschichte hat mich jedoch das Setting. Schließlich spielt sie in Israel, was man ja auch nicht alle Tage zu lesen bekommt und daher eine erfrischende neue Seite der Weltkugel gezeigt hat. Außerdem wird in der Richtung auch viel mit Vorurteilen und Klischees gespielt und vor allen Dingen Schluss gemacht. Amy ist nämlich voll mit solchen und will sich der neuen Welt, die sich ihr ergibt, erst gar nicht öffnen. Doch schließlich zeigen alle Figuren (hauptsächlich Amy) glaubwürdige Entwicklungen, die immer wieder ganz andere Seiten aufzeigen. Weitere Themen des Buches sind die Religion, die vielerseits angesprochen wird, sowie die Selbstfindung der jungen Amy, die nicht wirklich weiß, wo sie hingehört und die Annäherung an ihren biologischen Vater, zu dem ihr Kontakt eher kühl ist. Auch die Tatsache, dass das Augenmerk eher auf Amy und ihrer Entwicklung (in jeder Hinsicht) liegt und nicht nur auf der Liebesgeschichte, hat mir sehr gefallen und dem Buch Tiefe verliehen.
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