Mein Vater ist ein Kontrollfreak, meine Stiefmutter hasse ich, mein Bruder ist tot und meine Mutter... hat Probleme.
Es gab eine Zeit, in der Noah und Echo noch keine Außerseiter waren, in der sie ganz normale Teenager in heilen Familien waren, doch diese Zeiten sind vorbei. Echo hat in kurzer Zeit nicht nur ihre halbe Familie, sondern auch die Erinnerung an einen bestimmten Abend in ihrem Leben verloren. Seitdem verbirgt sie die Narben, die sie von diesem davongetragen hat und schottet sich von ihren Mitschülern ab. Auch Noah hat alles verloren, auch wenn er nach Außen den coolen Draufgänger gibt, der jedes Mädchen haben kann. Er hält sich nicht an die Regeln und will nur eins: Seine Familie zurückbekommen. Als die beiden aufeinandertreffen, spüren sie sofort eine merkwürdige Anziehungskraft zueinander, doch die vielen Geheimnisse und ihre Vergangenheit holt sie immer wieder ein...
"Noah und Echo" liest sich exakt so, wie man es erwarten würde und das ist nicht einmal negativ gemeint. Es ist nur so, dass diese Genre immer einen ganz bestimmten Schreibstil hat - eine Mischung aus jugendlicher und simpler Sprache, die sich zwar flüssig und schnell lesen lässt, zwischenzeitlich aber etwas platt wirkt. So hebt sich auch Katie McGarrys Stil nicht sonderlich hervor, dennoch baut sie sehr schnell eine prickelnde Atmosphäre auf, die dafür sorgt, dass man förmlich am Buch klebt und keine Chance hat, es auch nur wegzulegen. Dafür sorgt natürlich auch der einfache Stil, da man selten länger nachdenken muss - auch das kann zeitweise sehr erfrischend sein. Es geht eben mehr um den Plot, weniger um Beschreibungen und das funktioniert hier wirklich gut und macht Spaß ohne allzu plump zu sein.
Letztendlich gilt für die meisten Genres der Spruch "Kennst du eins, kennst du alle", denn sein wir doch mal ehrlich: Irgendwann hatte irgendjemand eine Idee und prinzipiell wird diese hunderte Male kopiert, nur eben immer wieder anders. Das kann gut verlaufen, kann allerdings auch in die Hose gehen. Katie McGarry lässt sich gut mit Simone Elkeles in eine Schublade werfen und zählt glücklicherweise zu der Ecke "gute Kopie" - was nicht böse gemeint ist, nur irgendwie kennt man diese Geschichten halt schon und weiß meistens, wie sie verlaufen. Das ändert natürlich nichts daran, dass mich diese Geschichte bis zum Ende mitgerissen und vor allen Dingen auch mitgenommen hat. Auch wenn das Grundgerüst nur allzu bekannt ist, so ist doch gerade die Umsetzung sehr gelungen, denn neben einer prickelnden Atmosphäre, viel Romantik und dem typischen Bad-Boy-Crush, bietet "Noah und Echo" vor allen Dingen eines: eine gut durchdachte und sehr emotional-dramatische Geschichte, die von dem (familiären) Schicksal zweier Teenager erzählt, die es definitiv nie leicht hatten.
Es spricht auf jeden Fall für ein Buch, wenn man nicht die Finger davon lassen kann und selbst dann weiterliest, wenn einem vor Müdigkeit um drei Uhr Nachts schon ziemlich übel ist. So kann ich bei all den Parallelen und Übertreibungen, die dieses Buch eben doch beherbergt, irgendwie kaum etwas schlechtes sagen. Schließlich würde letztendlich alles, was ich schreiben würde, der Tatsache wiederspreche, dass ich das Buch in sehr wenigen Stunden durchgelesen habe. Daher nur soviel: Das Buch ist nicht perfekt. Es ist Unterhaltungslektüre, die zwar dann und wann schicksalstechnisch tiefgründiger wird, letztendlich aber eine dramatische Teenagerliebesgeschichte bleibt, die wenig frischen Wind mit sich bringt, aber eben doch einfach wahnsinnig unterhaltsam ist und sich mit Sicherheit in die Herzen vieler Mädchen schleichen wird. Es ist nichts cleveres an diesem Buch, das man sein Leben lang nicht vergessen wird, es ist einfach schnell wegzulesen und bringt zum Schmachten, vor allen Dingen aber ist es nicht ganz so plump wie beispielsweise die meisten Bücher aus dem New Adult Genre.
Gerade durch die Figuren gewinnt das Buch an Lebendigkeit. Die Geschichte ist abwechselnd aus der Sicht von Echo und Noah geschrieben, sodass man einen guten Einblick in beide Figuren bekommt, wobei ich sagen muss, dass ich fast mehr Spaß an Noahs Perspektive hatte. Echo ist eine sympathische Person, die im Hinblick auf das, was sie durchgemacht ist, prinzipiell noch ziemlich auf dem Boden geblieben ist - dennoch hat sie mich zu keinem Zeitpunkt genervt (was tatsächlich ein kleines Kunststück ist!). Währenddessen wirkte Noah schon fast wie ein Traumtyp, der einfach einen schlechten Ruf hat und eine (oft erwähnte) ordinäre Umgangssprache an den Tag legt. Hier liegt einmal mehr der typische Fall von Verweichlichung vor, was ich aber erwartet habe und demnach weniger störend fand. Besonders überzeugt hat mich die Tatsache, dass von Anfang an eine ganz
besondere Chemie und Spannung zwischen den beiden Figuren herrschte, was natürlich für viel Herzklopfen sorgt - es wirkte selten aufgesetzt oder gewollt und sogar die Dialoge hatten das gewisse Etwas mit einigen Running Gags. Auch die Nebenfiguren (wie Isaiah und Beth) überzeugen, was in diesem Fall wirklich Sinn macht, da die Folgeteile ja von ihnen handeln werden.
Was mich aber letztendlich neben der Liebesgeschichte so an dem Buch gehalten hat, waren die ganzen Probleme - und davon gibt es wirklich viele. Kaum einer in dieser Geschichte ist nicht irgendwie und irgendwo kaputt, aber alles hat Hand und Fuß und man kauft es den Figuren ab. Gerade die familiären Schicksale und Situationen werden näher beleuchtet und teilweise wirklich rührend beschrieben - hier kann man sich bei Bedarf direkt Taschentücher zurecht legen. Es ist einfach erfrischend, dass die Liebesgeschichte zwar wichtig ist, aber letztendlich nicht den allergrößten Teil der Geschichte einnimmt, sondern ganz natürlich neben den verschiedenen Schicksalen herläuft. Die Spannung wurde durch die prickelnde Atmosphäre und die Geheimnisse der Vergangenheit durchweg aufrecht erhalten, sodass man wirklich permanent wissen möchte, wie es weitergeht. Ich kann nur noch eins sagen: Ich freue mich sehr auf die Folgebände, auch wenn es da nicht mehr um Noah und Echo gehen wird.
"Noah und Echo: Liebe kennt keine Grenzen" erfindet das Rad nicht neu, es bringt auch keine weltbewegenden Erkenntnisse mit sich, aber es hat mich eine ganze Nacht lang wachgehalten und das will auf jeden Fall etwas heißen, egal, was man sagt. Neben dem Unterhaltungsfaktor bietet diese Geschichte nämlich noch einiges mehr und schafft es durch eine gekonnte Mischung aus prickelnder Liebesgeschichte, Bad-Boy-Pluspunkten und familiären Schicksalen, eine tolle Leseatmosphäre aufzubauen, sodass man das Buch nur selten aus der Hand legen kann. Die Art von Geschichte kennt man, aber es funktioniert einfach immer wieder - so auch hier. Wer also noch nicht genug von Bad Boys und zerbrochenen Mädchen hat und Lust auf eine fesselnde Geschichte hat, sollte unbedingt einmal reinlesen - aber Vorsicht! Schlaf ist nicht garantiert!
Katie McGarry, geboren in den USA, war zu Zeiten von Grunge und Boy Bands ein Teenager und beschreibt diese Zeit als die besten und schlimmsten Jahre ihres Lebens. Sie liebt Musik, Happy Ends, Reality-TV und Basketball. "Noah und Echo. Liebe kennt keine Grenzen" ist ihr Debüt und der Auftakt einer Reihe, wobei die Bücher unabhängig voneinander gelesen werden können. [via Oetinger]
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[auch ein vierter Teil soll erscheinen, auf Deutsch ist bisher lediglich "Pushing the Limits" erschienen]