Rezension: "Nicht mein Märchen" - E.M. Tippetts

Von Tintentraeume @Splitterherz
 
"Ich wäre gerne dein Märchenprinz," sagte er. "Ich bin nicht wirklich das Mädchen, das nach dem Prinzen auf seinem weißen Schimmel sucht. [...] Ich muss nicht von dir gerettet werden." "Ich weiß." Er schien enttäuscht darüber . "Du hast schon alle Drachen erschlagen."[e-Book ~ S. 240]Erster Satz:Ich trat durch die Haustür hinaus in die kühle Albuquerque-Nacht.Inhalt:Chloe ist bodenständig, eine disziplinierte und zielstrebige Studentin und träumt so gar nicht von Prinzen, Schlössern und Schimmeln. Deshalb ist es wohl nicht verwunderlich, dass es sie völlig kalt lässt, als der berühmte, begehrte und äußerst attraktive Jason, junger Schauspieler und aufstrebender Star am Hollywood-Himmel, in ihr Leben stolpert. Chloe will nicht das Aschenputtel im ersten Kapitel eines dicken Märchenschmökers werden, sie will ihr Leben leben, fernab ihrer Vergangenheit, möglischst versteckt vor der Öffentlichkeit, denn auf den Schultern der jungen Frau lasten schon andere, schwer verdauliche Buchkapitel, die das Träumen von einer märchenhaften Geschichte in unendliche Ferne rücken lassen. Doch Jason will und kann nicht aufgeben, denn gerade die vielen Facetten und die Einfachheit von Chloe, wachsen ihm schneller ans Herz, als erwartet. Also versucht er um ein Märchen zu kämpfen, dass kein Märchen sein sollte und muss sich, wie jeder Prinz, der einen oder anderen Komplikation stellen....  Idee/Umsetzung:Ich liege auf einer grünen Decke, auf einer noch grüneren Wiese, mein Blick richtet sich dem Himmel entgegen, der mir mit freier Sicht und lachendem Sonnenschein, einen großartigen Tag verspricht. Langsam schließe ich meine Augen, gebe mich den Träumen hin und versinke in meiner ganz eigenen Traumwelt - eine böse Hexe, ein zu bestehendes Abenteuer, mein Mädchenherz in großen Schwierigkeiten und am Ende des leuchtenden Tunnels dann (zum Glück) der ritterliche, umwerfende und mutige Prinz, welcher der Hexe ihre Warzen aus dem Gesicht schlägt, jedes Abenteuer meistert und mich auf Händen meinem Happy End entgegen trägt. Wer kennt sie nicht, solche Träume, die Kindheiten und Frauen- sowie Mädchengedanken versüßen? Ich kann es euch verraten: Chloe, der Protagonistin dieses Werkes, sind solch kitschige Träume fremd. Sie sehnt sich nach der Realität und will nur eines, kein Teil einer solchen Geschichte sein. Denn ihre eigene Geschichte hatte in der Vergangenheit schon mehr Drama als erwünscht. Diese Idee, dieser Wunsch, verbunden mit der Vergangenheit der Heldin von "Nicht mein Märchen", zeichnen die Geschichte durchaus aus und geben ihr einen eigenen und netten Schliff. Die Umsetzung ist aber leider nicht an allen Stellen reibungslos gelungen. Denn wer hier ein eher anderes Märchen, ohne überschwängliche Gefühle und viele Übertreibungen sucht, wird sich schnell hinter den Buchstaben verlaufen. Wer glaubt, hier kein Märchen vor seinen Leseraugen zu finden, wird sich schon nach den ersten Kapiteln gerade dort wiederfinden. Ich glaube, dass dies das größte Problem des Buches ist. Es baut Erwartungen auf, die es später nicht halten kann und büßt so einiges an Potential ein.Schreibstil:Auch der Schreibstil der Autorin ist trügerisch. Trügerisch in dem Sinne, weil sie durchaus eine gute und lesbare Schreibe hat, diese aber besonders im ersten Teil und etlichen (viel zu vielen) Dialogen, verloren geht. Erst gegen Mitte/Ende von "Nicht mein Märchen", füttert E.M. Tippetts ihre Leser mit einigen Beschreibungen und zeigt ihren sehr angenehmen und schönen Schreibstil. Meiner Meinung nach, sind es doch gerade die Beschreibungen, welche einem Buch ihren Charakter verleihen, weil man erst hier den Autor/die Autorin wirklich erkennt. Klar, manchmal vermögen auch Dialoge zu überzeugen, aber die richtige Mischung erzeugt doch eine gute Wirkung und gerade in Büchern, ist der Leser doch auf Beschreibungen angewiesen um seiner Fantasie einen Schubs zu geben. Charaktere:Wie schon bei der Handlung angesprochen, sind auch die Figuren nicht direkt so, wie man es erwarten würde. Dies zeigt sich besonders stark bei der Protagonistin. Am Anfang fällt sie noch ziemlich aus der Rolle, wehrt sich stark gegen eine märchenhafte Romanze und will einfach ihre schwere Vergangenheit hinter sich lassen, doch je weiter die Handlung sich vorwärts bewegt, desto mehr verändern sich auch ihre Ansichten. Zwar bleibt sie einigen Gedanken treu, jedoch nicht allen. Ich mochte Chloe gerade deshalb zu Beginn sehr gerne, eben weil sie stur ist und ihre eigenen Vorstellungen hat, stark ist... deshalb war ich am Ende etwas enttäuscht. Neben Chloe gibt es natürlich noch einige andere Figuren, die dem Leser schnell ans Herz wachsen. Aber ich bin auch der Meinung, dass diese Figuren, von Anfang an ihren Charakterzügen treu geblieben sind. Wahrscheinlich konnte ich mich deshalb mit ihnen anfreunden, weil ihre Entwicklung nachvollziehbar und so, in meinen Augen, realistischer war.Cover/ Innengestaltung:Das Cover des Werkes gefällt mir sehr gut. Ich mag diese süßen Verschnörkelungen, die man auch aus typischen Märchenbüchern kennt. Auch die Grafik ist ganz niedlich und passt sich dem Inhalt an. Deshalb ist es wohl auch nicht verwunderlich, dass mir die Innengestaltung ebenfalls zusagt, denn hier wird das Design des Titelbildes aufgegriffen. Viele Märchen beginnen mit "Es war einmal..." und starten mit den üblichen Komponenten dieses Genres - hilflose Prinzessin, ritterlicher Prinz, große Herausforderung, Happy End. "Nicht mein Märchen" scheint zunächst diese übliche Thematik brechen zu wollen, entpuppt sich dann aber auch als zuckersüßes, romantisches und leichtes Märchen dieser Sparte. Ich denke, mit den richtigen Erwartungen kann dieses Werk durchaus verzaubern und besonders weibliche Leserherzen zum Flattern bringen. Mich jedoch hat die Geschichte um Chloe und Jason nicht ganz überzeugen können und flattert so auf einen soliden Mittelrang. Ich glaube, im Falle von "Nicht mein Märchen", liegt es an euch, was ihr aus dieser Lesereise macht. Jedenfalls bieten die Buchstaben einen lockeren Buchstabensalat für sommerliche oder auch winterliche Stunden und ein schmackhaftes, zuckriges Happy End, mit Glücksfaktor für hoffnungslos romantische Mädchenherzen. Wer also ein Herz aus Zucker hat, wird sich Hals über Kopf in diese süße Mischung, eines modernen Märchens verlieben und am Ende hachend die letzte Seiten umschlagen. Von mir also eine eingeschränkte Leseempfehlung.Das Buch in Worten:klischeehaft, süß, romantisch, unrealistisch, märchenhaftEmily Mah Tippetts schreibt Liebesromane als E.M. Tippetts und Science Fiction und Fantasy als Emily
Mah. Sie ist ehemalige Anwältin mit Universitäts-Abschlüssen in Philosophie, Politik und Wirtschaft an der Oxford University und einem Abschluss in Wirtschaftsrecht an der University of California, Los Angeles.Ursprünglich aus New Mexiko, lebt sie mittlerweile mit ihrer Familie in London. Sie ist hingebungsvolles Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und bindet deshalb oft mormonische Charaktere in ihre Geschichten ein. Wenn sie nicht gerade schreibt oder ihren kleinen Kindern hinterher jagt, designt sie handgemachten Schmuck für Etsy.[Quelle: Amazon]
Kurzgeschichten der Autorin:emilymah.com   [Mehr? Dann fahrt mit der Maus über das jeweilige Cover...]
Mein herzlicher Dank, für die Unterstützung, geht an den Übersetzer dieses Werkes: