Ich kann weder sagen, dass ich das Buch liebe, noch, dass ich es hasse, denn das Problem ist einfach, dass ich absolut keine emotionale Bindung zu der Geschichte habe und es mir um ehrlich zu sein relativ gleichgültig war, wie sie voranschreiten würde. Ich war über jeder Seite froh, die ich gelesen hatte, weil ich das Buch so schnell wie möglich beenden wollte. So lag das Buch mit dem schönen Cover wochenlang auf meinem Nachttisch und spukte mit nervtötend im Kopf herum, weil ich es einfach nicht mag, wenn Bücher angebrochen herumliegen - vor allen Dingen, wenn es Rezensionsexemplare sind. Nun stellt sich natürlich die Frage, was es denn war, was diese negative Haltung gegenüber dem Buch erklärt, aber ehrlich gesagt kann ich das selbst gar nicht so hunderprozentig sagen. Es gibt da so einige Punkte, die mich störten und das Buch für mich nicht sonderlich lesenswert machten:
- Distanz. Das ist wohl einer der Punkte, die hauptsächlich für meine Bewertung verantwortlich sind, denn das Buch ist meiner Meinung sehr distanziert zum Leser geschrieben, sodass es mir kaum möglich war, die Protagonistin wirklich zu mögen oder generell irgendetwas für sie zu empfinden. Die Geschichte spielt auf einer Ebene, die mich leider nicht erreichen konnte und so blieb ich auch für das dramatische Geschehen eher desinteressiert.
- Der Handlungsverlauf war ebenfalls eine größere Problematik, denn obwohl Kelly Creagh einen sehr angenehmen Schreibstil an den Tag legt, den sie in einigen Szenen mit viel Gefühl einzusetzen weiß, verliert sie sich doch zu oft in Details und unnötigen Handlungssträngen, die für die Geschichte nicht relevant waren. Das hat schnell dazu geführt, dass ich einige Seiten nur überflogen habe und mir die Geschichte einfach zu zäh voranging. Die von vielen Seiten versprochene Spannung blieb daher für mich aus.
- Die Figuren blieben für mich weitgehend blass. Allen voran Isobel, zu der ich partout keine Bindung aufbauen konnte. Anfangs wirkte sie wie die klischeeüberhäufte Cheerleaderin, was sich im weiteren Handlungsverlauf jedoch als falsch herausstellte, denn Isobel handelt bald nicht mehr so, wie man es von ihr erwartet hätte. Das hat sie für mich aber irgendwie auch nicht mehr sympathisch gemacht, eher im Gegenteil. Viele der Dinge, die sie getan hat, blieben unverständlich und was mich noch dazu besonders störte, war die typisch amerikanische Haltung der Eltern, Lehrer, etc. Auch mit Varen wurde ich nicht wirklich warm, obwohl er schon deutlich interessanter daherkommt als Isobel. Im Gegensatz dazu gefiel mir aber Pinfeathers wieder ziemlich gut, der sehr lebending beschrieben wurde und einfach ein wenig Pepp und auch den versprochenden Gruseleffekt brachte.
- Ein roter Faden blieb meiner Meinung nach irgendwie aus. Während ich das Buch las, hatte ich das Gefühl, dass selbst die Autorin nicht so wirklich wusste, wo das alles hinführen sollte und so fühlte ich mich mehr als einmal verloren in der Geschichte, was dazu führte, dass mir auch der Antrieb fehlte, sich weiterzulesen.
- Es bleiben zu viele Fragen offen. Normalerweise finde ich es gut, wenn nicht alles direkt erklärt wird, aber hier blieb für mich am Ende einfach nur ein riesengroßes Fragezeichen, weil so gut wie nichts erklärt wird. Ich hätte gehofft, dass Creagh hier mehr auf die Traumwelt eingehen würde, die mich nämlich sehr viel mehr interessiert hat, als der Rest. Sie hätte so viel mehr aus dieser herausholen können, ebenso aus der Poe-Thematik und den Ghulen.
- Die Gefühle zwischen Isobel und Varen kamen aus dem Nichts und waren daher unglaubwürdig. Pluspunkte gibt es dafür, dass dies nicht auf der ersten Seite geschah, aber dennoch habe ich die plötzliche Gefühlswandlung absolut nicht nachvollziehen können, was mich wirklich gestört hat. Erst herrscht zwischen den beiden kriegsähnliche Stimmung und dann, ganz plötzlich, merkt Isobel, dass sie mehr für ihn empfindet - andersherum ebenso.
2. Teil
Die Geschichte bietet dennoch einiges an Potenzial, dass aber für mich nicht genutzt wurde. Positive Punkte waren für mich beispielsweise die Traumwelt, in die Varen sich flüchtet, die szenenweise wirklich toll und verträumt beschrieben wurde, sowie die Thematik rund um Edgar Allen Poe. Ich fand es toll, wie immer wieder Elemente des Gruselautors in die Geschichte eingewebt worden sind und dieses ganze Mysterium um seinen Tod aufgegriffen wurde. Aber auch hier haben mir die Bezüge weitgehend gefehlt, was aber wahrscheinlich im zweiten Teil aufgeklärt werden wird. Eine weitere positive Eigenschaft des Buches ist die düstere Stimmung, die sich durch die gesamte Geschichte zieht. So ist sie stellenweise durchaus atmosphärisch, allerdings wird diese Atmosphäre durch die vielen unnötigen Szenen leider oft verschenkt.
...mehr? *klick* [eine tolle gestaltete Website!]
Mein Dank für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares geht an