[Rezension] Neunzehn Minuten von Jodi Picoult

[Rezension] Neunzehn Minuten von Jodi Picoult

Keiner guckt sein Baby an und denkt: “Ich hoffe, er betet später jeden Tag in der Schule, dass keiner auf ihn aufmerksam wird.” Aber wissen Sie was? Es gibt Kinder, die das jeden Tag tun.

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★★★★☆

Die Sterling High School ist wie jede andere Schule auf der Welt. Morgens strömen die Schüler in die Klassenzimmer, die Lehrer kopieren noch schnell die Unterrichtsmaterialien, in der Cafeteria arbeitet man schon auf Hochtouren für das Mittagessen. Unter den Schülern sind die Hochbegabten, die Sportler, die Cheerleader, die Unsichtbaren und die… Außenseiter. Peter Houghten gehört zur letzteren Gruppe und das eigentlich schon sein ganzes Leben lang. Er wird von seinen Mitschülern gequält und schikaniert wo auch immer diese Gelegenheit dazu haben. Peters Eltern ignorieren jedes Wahnsignal, das ihr Sohn zu erkennen gibt, die Lehrer greifen nicht energisch ein und die restlichen Mitschüler sehen wie eigentlich überall üblich einfach weg oder machen sogar mit, um nicht selbst das nächste Opfer zu werden.

Freunde hat Peter kaum welche und somit niemanden, der ihm in seinem täglichen Überlebenskampf in der Schule helfen könnte. Irgendwann übersteigen die Gräueltaten seiner Mitschüler jedes bekannte Ausmaß und Peter beschließt, sich einmal, nur ein einziges Mal effizient zur Wehr zu setzen. Was in Computerspielen so einfach aussieht, kann doch auch im richtigen Leben nicht allzu schwer sein, oder? Anleitungen findet man im Internet überall. Die Ziele werden im alten Jahrbuch ausgesucht und markiert. Wo der Schlüssel zum Waffenschrank seines Vaters ist, das weiß Peter schon lange. Und so kommt es am 06. März 2007 zu einem grauenvollen Amoklauf an der Sterling High School, bei dem zehn Menschen ihr Leben verlieren und alle anderen später kontinuierlich fragen: Warum?

Es überrascht mich immer wieder, wie die Menschen nach so einem Ereignis, welches schließlich längst nicht mehr nur mit Begriffen aus den USA wie z.B. Columbine sondern längst auch mit deutschen Städten wie Erfurt und Emsdetten in Verbindung gebracht wird, sich fragen: Warum? Gehen diese Menschen niemals vor die Tür? Man muss nicht mal in einer Schule sein, sondern es reicht eine simple Fahrt mit dem Bus, ein Ausflug in den Park oder einfach ein Tag auf der eigene Arbeitsstelle und man begegnet Menschen, die von anderen erniedrigt, ausgeschlossen und schikaniert werden.

Die Frage nach dem Warum, kann man in meinen Augen ganz einfach erklären: Da ist ein junger Mensch, der jahrelang jeden einzelnen Tag gequält wurde, dem jahrelang zu verstehen gegeben wurde, dass er nichts wert ist. Und eben dieser Mensch will sich ein einziges Mal zu Wehr setzen, wenn natürlich auch auf den denkbar schlechtesten Weg. Die Frage sollte nicht lauten Warum? sondern Was? und vor allem Wer?

Was ist diesem Menschen angetan worden, dass er oder sie nur noch darin einen Ausweg sieht? Wenn es schon die Frage des Warum? sein muss, dann sollte diese lauten: Warum hatten wir nicht die Courage diesem Menschen vorher zu helfen und beizustehen?

Genau darum dreht sich dieses Buch. Jodi Picoult hat es erfolgreich geschafft, einem einen Einblick in die Gedanken von Peter zu verschaffen, um zu verstehen, wie jemand an diesen Punkt gelangen konnte, dabei jedoch niemals seine unverzeihliche Tat zu verharmlosen. Es finden immer wieder Zeitsprünge statt. Natürlich wird jener Tag des 06. März 2007 rekonstruiert, aber auch die Zeit danach, in der Peter im Gefängnis auf seinen Prozess wartet als auch Erinnerungen an seine Kindheit. Sehr viele Personen treten nach und nach ins Geschehen ein. Peters Eltern, der Anwalt, der Richter, der Polizeichef, die Eltern der Opfer, die Überlebenden, Peters Kindheitsfreundin Josie und deren Mutter Alex.

Die letzteren beiden nehmen einen großen Teil der Geschichte ein und man merkt als Leser gar nicht, wie man ganz unbewusst an der eigentlichen Story, am eigentlichen Mittelpunkt vorbei liest. Erst ganz am Ende wird einem dies bewusst. Für meinen Geschmack fügte sich die Gesamtstory an einigen Stellen zu sehr zusammen, einige Details was Josie oder auch Peters Bruder betreffen, wurden mehr dramatisiert, als nötig gewesen wäre. Doch das Gesamtkonzept beeinflusst dies natürlich keineswegs und ich denke, dieses Buch, auch wenn es kein reines Jugendbuch ist, könnte als Pflichtlektüre in den Schulen einige wenn nicht zum Handeln, dann zumindest zum Nachdenken bringen.

Denn wie die Autorin im Nachwort selber schreibt, ist dieses Buch für alle Kinder auf der Welt, die „ein bisschen anders, ein bisschen ängstlich und ein bisschen unbeliebt sind.“ Für mich aber genauso ein Buch für alle Menschen da draußen, die ein bisschen unfair, ein bisschen brutal und ein bisschen mitschuldig sind.

[Rezension] Neunzehn Minuten von Jodi Picoult

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