“Mr Little Jeans”, benannt nach einer skurrilen Nebenfigur aus Wes Andersons Film “Rushmore”, ist eigentlich eine Mrs Little Jeans namens Monica Birkenes. Die in London wohnhafte Norwegerin legt nun ihr erstes Album vor: die Schlaumeier von The Guardian sagen, sie sei “an über Kylie”, wozu wir uns wiederum nicht äussern möchten. Sehr wohl aber zur grossartigen Musik, die es hier zu hören gibt.
Monica Birkenes macht Electropop, der eine Bandbreite von intellektuell-ausgetüftelt bis mainstreamtauglich-catchy abdeckt. Die beiden Gallionsfiguren, respektive Gallionssongs, des Albums sind “Runaway” und “Oh Sailor”. Die beiden Songs zeigen auf eindrückliche Art und Weise, dass der vielgeschmähte “Ohrwurm”, der “Radiosong” nicht gleichbedeutend sein muss mit “Sondermüll”. Im Gegenteil!
“Runaway” mit seiner simplistischen, aber mitreissenden Basslinie und diesem glorreichen sofort eingängigen Refrain, ist allergrösstes Electropopkino. Indes die Dame für den grössten Hit des Albums, “Oh Sailor”, tief in die Trickkiste gegriffen hat und uns einen Kinderchor, namentlich den Silverlake Conservatory of Music Youth Chorale, um die Ohren knallt. Haben Pink Floyd schon gemacht – hat da schon funktioniert. Und auch auf “Oh Sailor” fungiert der Chor als sprichwörtliches Pünktchen auf dem (sonst schon verdammt genialen) i. Ich versteige mich in einen euphorischen Lobgesang, was man als Kritiker nicht sollte – und doch: “Oh Sailor” ist einer der grössten Songs des laufenden Jahres. Hört selbst:
“Easily one of the best albums this year thus far”, sagt PopMatters, und hat damit recht. Denn auch abseits der beiden Hits brilliert die junge Norwegerin, findet ihren Platz im grossen Electropopkosmos irgendwo zwischen St. Vincent, La Roux und – ja, doch – Kylie.
Anspieltipps? Alles? Genau. Am besten, man hört sich das gesamte Album an. Zwölf Songs, vielfältig, perfekt durchdacht, getränkt in fantastischen Melodien. “Mercy” mit seinen mystischen Cellos, die Powerpop-Hymne “Haunted”, der hypnotische Dancetrack “Good Mistake”, usw. usf. Ganz ehrlich: kein Song auf diesem Debüt ist misslungen.
Electropop lebt – und Mr (Mrs) Little Jeans hat, aufgrund ihrer kristallklaren Stimme, ihrer Vielseitigkeit, ihres Gespürs für wundersame Melodien, das Potenzial zu einer der neuen ikonischen Figuren des Genres zu werden. Viel Glück!
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