*Rezension* Moxyland / Lauren Beukes

Ich lebe gerne in der Gegenwart, mag es aber auch, lesetechnisch in eine zukünftige, fiktive Welt einzutauchen. "Moxyland" ist solch ein Roman, der sich mit der Zukunft beschäftigt. Mit einer Zukunft in Südafrika, veranschaulicht am Schicksal von vier jungen Menschen.

Ich hatte zwar vor der Lektüre dieses Buches einige negative Stimmen und Kritiken darüber gelesen, wollte mir aber unbedingt ein eigenes Bild machen - und habe mich somit in die Welt von "Moxyland" gestürzt.

*Rezension* Moxyland / Lauren BeukesRowohlt / Taschenbuch / 368 Seiten / aus dem Englischen von Mechthild Barth 18.12.2015 / Science-Fiction / 9,99 €

Der Inhalt

Kapstadt in der nahen Zukunft: Eine neue Form der Apartheid hat Einzug gehalten - zwischen Arm und Reich, zwischen Online und Offline. In dieser repressiven Welt kreuzen sich die Wege von vier grundverschiedenen Menschen: der Fotografin Kendra, die nach einer Injektion mit Nanobots als lebende Werbefläche herumläuft; des hedonistischen Videobloggers Toby, der in den Sog eines mysteriösen Online-Computerspiels gerät; der systemkonformen Programmiererin Lerato - und von Tendeka, dem romantischen Antikapitalisten, der nichts Geringeres plant, als das System zu stürzen ... (Quelle: Rowohlt)

Die Gedanken zum Buch

Toby, Kendra, Tendeka und Lerato - die vier Protagonisten von "Moxyland" - haben nicht viel gemeinsam. Außer, dass sie alle in einem Kapstadt der Zukunft leben. In einer Stadt, in der sowohl Technik als auch die Medien eine entscheidende Rolle spielen und in der die Menschen durch eben diese Medien kontrolliert werden. So hat beispielsweise ein Mobiltelefon für seinen Besitzer eine lebenswichtige Funktion. Es dient als Geldkarte, Wohnungsschlüssel, Personalausweis und Datenspeicher. Ohne ein Mobiltelefon ist man "Offline" und hat kaum eine Überlebenschance. Zum Glück sind unsere vier Hauptfiguren "Online" und haben ihren Platz in diesem zukünftigen Kapstadt eingenommen. Allerdings nicht, ohne gegen das System zu protestieren und sich - jeder auf seine Art - dagegen aufzulehnen. Während der Sozialarbeiter Tendeka sich in terroristischen Aktivitäten verliert und verschiedene Anschläge plant, die junge Fotografin Kendra sich als Versuchsobjekt für eine Werbekampagne zur Verfügung stellt und Toby seiner Leidenschaft als Videoblogger frönt, zieht die erfolgreiche Programmiererin Lerato im Hintergrund einige Fäden, um das System zu demontieren.

Das zukünftige Kapstadt, wie die südafrikanische Autorin Lauren Beukes es darstellt, ist düster, verstörend und perspektivlos. Die Menschen bewegen sich wie in einem Käfig - einem Käfig, der gläsern ist und keinen Schutz bietet. Die Ideen zu ihrem Buch hat die Autorin über mehrere Jahre hinweg gesammelt und sie zunächst als kurze (oft wahre) Geschichten aufgeschrieben, aus denen dann dieser Roman entstand. In Südafrika wurde "Moxyland" bereits im Jahr 2008 veröffentlicht, und nach Beendigung dieses Buches wird man erstaunt - und vielleicht erschreckt - feststellen, dass einige Aspekte aus Beukes´ Darstellung heute - 2016 - bereits Wirklichkeit geworden sind.

Die eigene Meinung

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich anfangs einige Schwierigkeiten mit "Moxyland" hatte. Die Autorin wirft ihre Leserschaft mit einem einzigen Schwung in die Zukunft, in das Südafrika der Zukunft. Dabei wirft sie außerdem mit fremdartigen Ausdrücken, unbekannten Namen und neuartigen Bezeichnungen nur so um sich. Es wirkt beinahe so, als würde sie voraussetzen, dass man schon bestens über ihre Version der Zukunft informiert ist. Dies habe ich als anstrengend, befremdlich und verwirrend empfunden. Auch die vier Protagonisten wirken zu Beginn ein wenig plan- und orientierungslos, sie verbindet scheinbar kaum etwas. Noch niemals ein roter Faden, nach dem man in den ersten Kapiteln vergeblich suchen muss.

Doch Geduld zahlt sich bei "Moxyland" aus: Im Laufe der Geschichte kommt der rote Faden immer stärker zum Vorschein, die Schicksale der Charaktere verknüpfen sich immer mehr miteinander und Lauren Beukes gelingt es, langsam aber sicher einen Spannungsbogen aufzubauen. Es lohnt sich definitiv, bei diesem Roman am Ball - beziehungsweise am Buch - zu bleiben, denn in den letzen zwei Dritteln wird man mit packenden Lesestunden belohnt.

Die Autorin

Lauren Beukes wurde 1976 in Johannesburg, Südafrika, geboren. Sie arbeitet als Autorin und Journalistin und schreibt Romane, Graphic Novels und Drehbücher. Heute lebt sie in Kapstadt. Die Autorin begeisterte mit ihren ersten beiden Romanen "Moxyland" und "Zoo City" und das Feuilleton im englischsprachigen Ausland und gewann für ihr Werk einen der beiden renommiertesten internationalen Sci-Fi- Literaturpreise - den Arthur C. Clarke Award. Ihre Romane "Shining Girls" und "Broken Monsters" waren internationale Bestseller. (Quelle: Rowohlt)

Das Fazit

"Moxyland" ist ein intelligentes, anspruchsvolles, düsteres und teils verwirrendes Science-Fiction-Drama mit vier sehr unterschiedlichen und sehr faszinierenden Protagonisten. Diese Geschichte ist sicherlich kein leichter Lesestoff, der jedem Leser gleichermaßen schmecken wird. Daher gibt es von mir auch keine uneingeschränkte Lese-Empfehlung. Aber wer sich ohnehin gerne in Dystopien und Science-Fiction-Romane vertieft und bereit ist, sich auf die zukünftige südafrikanische Welt einzulassen, wird garantiert einige unterhaltsame und spannende Lesestunden mit diesem Buch verbringen können.

Die Vernetzung*Rezension* Moxyland / Lauren Beukes

Ich habe "Moxyland" zeitgleich mit Anna von Buchstabenträumerei gelesen, und wir haben uns im Anschluss über unseren Lesestoff ausgetauscht. Das hat uns beiden viel Spaß gemacht und hat auf jeden Fall zur Bereicherung des Lesevergnügens beigetragen. :-) Anna schreibt hervorragende Buchbesprechungen - ein Besuch auf ihrem wunderbaren Blog lohnt sich immer. Hier ist ihre Rezension zu "Moxyland":

Buchstabenträumerei


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