Klappentext
Als Lio und ihre Mutter sich nach einer längeren Funkstille in Berlin wiedersehen, bricht die Tochter das größte Tabu. Sie
Meinung und Fazit
Das Cover wirkt sehr schlicht und lässt vorerst auf eine leichte Leselektüre schließen.
Doch im Gegensatz dazu beginnt der Roman sehr beklemmend und stimmte mich schon darauf ein, dass dies keine locker leichte Geschichte werden würde, sondern ein Lesevergnügen der gehobenen Art. Eindrücklich, zuversichtlich und fesselnd auf der einen Seite, aber auch verwirrend und erschütternd.
Immer wieder stieß ich im Roman auf Zeitsprünge.
In der Gegenwart erfährt man viel über das Leben der Hauptperson Lioba. Ihre Arbeit, ihr Umfeld und ihre Gefühle werden offen gelegt. Später erhält man zusätzlich noch ein gutes Bild ihrer Kindheit, welches ihren Erinnerungen entstammt.
Unterbrochen werden Liobas Geschichten durch Darstellungen einer (vergangenen) Welt, dem 2ten Weltkrieg, deren Hauptperson man vorerst nur erahnen kann. Im Verlauf lichtet sich der Schleier, die vergangenen Ereignisse werden klarer, es werden aber dennoch immer wieder neue Fragen aufgeworfen. Diese Kapitel waren in jeder Hinsicht besonders hochemotional, und ich fand sie sehr eindrucksvoll.
Trotz der angesprochenen Plastizität ist Lio ein Charakter, bei dem ich nicht von Anfang an wusste, ob er mir sympathisch ist oder nicht. Als Privatperson gefiel sie mir ganz gut und ich fand sie sehr authentisch. Als Künstlerin sah ich sie jedoch sehr zwiegespalten, da sie scheinbar vollkommen auf der feministischen Welle reitet und immer wieder von ihren „Plüschmuschis“ und „Fellfotzen“ redet. Das war mir dann doch anfangs etwas viel. Nach und nach erst begriff ich ihre Art der Kunst, und was sie damit ausdrücken wollte. Das lag zum einen an den Erklärungen die Lio selbst lieferte, zum anderen lag es aber auch an ihrer Vergangenheit, die sich unbemerkt immer mehr in ihr Leben schlich.
Einschneidende Erlebnisse prägen unser Leben und lassen uns nachdenken. Lioba lies ein solches Ereignis über ihre Vergangenheit nachdenken, was unter anderem die Vaterfrage aufwarf.
„Erst wenn Du weißt wo Du herkommst, weißt Du, wer Du bist und sein wirst“. Das wurde zu ihrem ungewollten Credo und war dann zugleich Motivation genug, um immer tiefer in ihre Vergangenheit, als auch die Vergangenheit ihrer Mutter einzutauchen.
Sie nimmt den Leser mit auf eine hochemotionale Reise in ihre Welt und nach sich selbst. Die Geschichte ist absurd, heiter, beklemmend, erschreckend, liebevoll und so vieles mehr. Vor allem aber ist sie sehr bewegend.
Das Ende des Romans ist wie der Roman selbst: gefühlvoll und sehr authentisch. Ich war sehr froh, dass die Autorin nach solch einer Geschichte auf ein triefendes Happy-End verzichtet hat, es hätte nicht zum Roman gepasst. Aber so war alles wunderbar stimmig.
Ein kleiner Kritikpunkt ist für mich, dass einige Fragen aus der Vergangenheit offen blieben, und ich die „heimliche“ Geburtsszene nicht ganz glaubhaft fand. Das ändert allerdings nichts an meinem positiven Gesamturteil.
Ein nachdenklicher Roman voller Tiefgang, der mit vielen Metaphern durchsetzt ist. Wundervolle dreidimensionale Charaktere und Umgebungen lassen die Geschichte lebendig und Gefühle erlebbar werden.
Es war faszinierend in Liobas Welt abzutauchen, und dabei auch ein wenig über sich selbst nachzudenken.
Die Autorin
Mila Lippke, Jahrgang 1972, studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften. Heute arbeitet sie als Fernsehautorin in Köln. Das Herzstück ihrer Wohnung ist der antike Schreibtisch an dem sie ihre erfolgreichen Unterhaltungsromane und ihre historischen Krimis schreibt. Homepage der Autorin: www.mila-lippke.de (Quelle: amazon.de)
Eckdaten zum Buch
- ISBN-10:3-548-28349-7
- EAN:9783548283494
- Seiten:344
- Erscheinungstermin:09.12.2011
- Verlag:Ullstein Taschenbuchverlag
- Einband:Taschenbuch