[Rezension] Morgan Matson – Second Chance Summer

Erstellt am 19. Mai 2012 von Steflite @steflite

Inhalt

Taylor steht ein äußerst schwieriger Sommer bevor. Das Haus am Lake Phoenix war jahrelang für den Sommer der Zufluchtsort ihrer Familie, bis sie schließlich vor fünf Jahren diesen Familienurlaub aus Zeitmangel einfach nicht mehr gemeinsam unternahmen. Und nun bestehen ihre Eltern darauf den letzten gemeinsamen Sommer als Familie wieder dort zu verbringen. Die 17jährige Taylor ist von dieser Idee jedoch gar nicht angetan. Schließlich ist sie dazu verdammt ihre ehemalige beste Freundin und ihren Jugendschwarm wieder zu begegnen und sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Und ganz nebenbei soll sie auch noch zusehen, wie ihr Vater langsam an den Folgen seiner Krebserkrankung stirbt.

Beurteilung

Auf dieses Buch habe ich ein ganzes Jahr lang verzweifelt gewartet. Handelt es sich hierbei schließlich um die Autorin eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Bei der Beurteilung habe ich daher umso mehr versucht mich nicht von meinen Erwartungen oder Sympathien dem Buch und der Autorin gegenüber beeinflussen zu lassen. Und was soll ich sagen? Die Autorin weiß einfach, wie man Geschichten erzählt und hat mich somit auch mit ihrem zweiten Roman durchaus überzeugen können.

Morgan Matson schreibt Geschichten, die sich leicht lesen lassen und dennoch mit tiefgründigen, detailreichen und authentischen Charakteren auffahren. Taylor hat es schließlich nicht leicht, als sie erfährt, dass ihr Vater Bauchspeicheldrüsenkrebs hat, der auch nicht mehr zu heilen ist. Zusammen mit ihren Geschwistern und ihrer Mutter muss sie über den Sommer hinweg zusehen, wie er immer schwächer wird und mit dem Mann, der er einmal war, nicht mehr zu vergleichen ist. Ihr Vater versucht währenddessen den letzten gemeinsamen Sommer so normal wie möglich zu verleben und animiert seine Familie dazu die Krankheit so gut es geht zu ignorieren.

Die Entwicklung der Familie über den Sommer hinweg hatte mir an manchen Stellen Gänsehaut bereitet. Es ist der Autorin richtig gut gelungen den schleichenden Prozess der Krankheit des Vaters darzustellen, ohne dabei direkt darauf einzugehen. Die gesteigerte Nervosität der Mutter, die Sensibilität ihres Bruders oder auch die Unsicherheit von Taylor selbst schaffen es bereits die schwierige Situation greifbar werden zu lassen, egal wie sehr der Vater auch versucht so zu tun, als sei alles in bester Ordnung. Die unterschwellige konstante Anspannung aller ist durchweg zu spüren, und war mit ein Grund weshalb ich das Buch nicht mehr weglegen konnte. Der Leidensweg des Vaters – und damit auch der ganzen Familie – war an vielen Stellen wirklich ergreifend, aber trotzdem driftet die Geschichte nicht in eine unangenehme oder depressive Atmosphäre ab. Nebencharaktere wie Henry oder die neue beste Freundin der kleinen Schwester lockern immer wieder die Situation auf und bringen neben dem seriösen Thema auch eine Menge Spaß und witziger Momente.

Die Geschichte um Taylor und Henry nimmt in diesem Buch zwar einen bedeutenden Part ein, jedoch steht hier die Sommerromanze definitiv im Hintergrund. Dies hat m.E. aber sehr gut harmoniert, da alles andere einfach nicht passend gewesen wäre. Wie ich auch schon damals bei Roger festgestellt hatte, handelt es sich bei Henry auch endlich mal um einen ganz normalen Kerl, den man locker an der nächsten Straßenecke hätte kennenlernen können. Ich bin Jugendbuch-Helden, die immer das richtige zum richtigen Zeitpunkt sagen und immer mal wieder irgendein Gedicht zitieren müssen, so satt (ganz ehrlich, wer von Euch findet sowas eigentlich gut?). Umso mehr freue ich mich daher über Jungs wie Henry, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen, sich auch mal im Ton vergreifen und der Protagonistin nicht hemmungslos ab Seite 1 verfallen sind. Um einen Jungen wie Henry muss Taylor tatsächlich erst einmal kämpfen und ich als Leser habe ihr gern dabei zugesehen. Authentisch, nachvollziehbar und dennoch kein bisschen weniger romantisch.

Die 468 Seiten hatte ich in anderthalb Tagen weggelesen. Einfach, weil ich nicht anders konnte und ans Aufhören teilweise gar nicht zu denken war. Einen winzigen kleinen Kritikpunkt habe ich dennoch. Und der hatte mich auch genug gestört, um mich von den vollen fünf Sternen abzuhalten. Und zwar handelt es sich hierbei um eine seltsame Eigenart von Taylor, die mich manchmal sogar richtig auf die Palme bringen konnte.

Fazit

Durch und durch eine mitreißende, traurige, unterhaltsame und rührende Geschichte über eine Familie, die langsam Abschied nehmen muss und ein Mädchen, dass diesen Sommer endlich lernt den Dingen ins Auge zu blicken. Schön erzählt, spannend aufgebaut und daher eine dicke Empfehlung meinerseits.