Einen undurchdachten Weltentwurf kann man Brandon Sanderson nämlich nicht vorwerfen - ganz im Gegenteil: Die Welt, die sich in "Kinder des Nebels" langsam enthüllt - vermutlich aber in den Folgebänden noch viel mehr zu bieten hat - ist ungeheuer komplex und es hat durchaus seine Zeit gebraucht, bis ich mit den vielen Begriffen und Namen etwas anfangen konnte. Nebelgeborene, Allomanten, Obligatoren und Inquisitoren - da kommt eine Menge auf den (unerfahrenen) Fantasyleser zu, die aber nach einigen Seiten sitzen und Spaß machen. In dem ersten Band der Reihe lernen wir zwar nur einen kleinen Teil der Welt kennen, doch der allein hat es schon in sich: es gibt so vieles zu erkunden, so viele Geheimnisse aufzudecken und so viel zu verlieren, dass man sich auf jeder Seite fragt, wie das Buch ausgehen könnte und dadurch die Spannungskurve konstant erhalten bleibt. Das liegt daran, dass Sanderson immer wieder kleine Rätsel und Geheimnisse ins Geschehen streut und sie langsam auflöst, sodass es immer neue Aufdeckungen gibt, die die Handlung lenken und verändern.
Was letztendlich aber für die unterschiedlichen und beeindruckenden Facetten sorgt, sind die Figuren. Es ist faszinierend, wie immer wieder Schwarz und Weiß ineinander zerfließen und die verschiedensten Grauschattierungen hervorrufen - so ist jede Figur, wenn man sie erst einmal kennengelernt hat, eine Welt in sich. Jeder hat seine Geschichte, seine Art und seinen Charakter, den man schnell zu lieben lernt. Gerade Vin und Kelsier lernt man als Leser besonders gut kennen - und lieben. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein: Vin ist die Vorsichtige, die niemandem vertraut, was in ihrer Vergangenheit begründet liegt und Kelsier ist eher rätselhaft, aber auch sehr auf Gefühle und Vertrauen bedacht. Es ist ungeheuer spannend zu sehen, wie diese beiden Extreme aufeinandertreffen und sich zusammen, aber auch unabhängig voneinander immer weiter entwickeln und neue Dinge kennenlernen - gerade Vins Entwicklung hat mir besonders gut gefallen. Aber auch Nebenfiguren wie
Worum es nun eigentlich geht? Das muss man selbst herausfinden, denn ich möchte da eigentlich gar nicht so viel vorwegnehmen. Es macht den größten Spaß, diese Welt alleine zu erkunden und sich ein eigenes Bild zu machen. Themen wie Macht, Unterdrückung, Magie, Freundschaft, Vertrauen und Liebe spielen eine Rolle, aber letztendlich ist es das Gesamtbild, das so faszinierend gestaltet ist, wenn all diese Aspekte ineinander übergehen und sich vermischen. Wer prinzipiell keine High Fantasy mag, wird wohl auch mit "Kinder des Nebels" keinen Spaß haben, wer aber auch nur annähernd Interesse an dem Genre und dem Buch hat, sollte der Geschichte definitiv eine Chance geben, denn wenn man schließlich in die Welt eingetaucht und die Figuren in sein Herz geschlossen hat, kommt man so schnell nicht mehr von ihr los. "Kinder des Nebels" hat mich nicht nur von sich selbst und der Trilogie an sich überzeugt, sondern mir auch Mut gemacht, andere Bücher des Genres (und natürlich auch des Autors) mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
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