Rezension: Metronomy – Love Letters (Because Music, 2014)

Die Band mit dem Rhythmus im Namen, Metronomy, ist bereits seit Februar mit ihrem derzeitigen Album „Love Letters“ in der unsrigen Welt zu hören. Einige Monate zu spät möchten wir der Indietronics-Band (wie sie Wikipedia so schön nennt) noch Tribut zahlen und ein Review über ihr viertes Studioalbum verfassen. 

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ÜBER HEKTISCHE ELEKTRONIK UND DIE DIFFUSION VON ALLEM
Zunächst wurde die Vorfreude auf das neue Album ein wenig abgeschwächt. „I`m Aquarius“ hiess die vorab im Februar veröffentlichte Single und die klingt wie ein etwas erzwungener Spagat zwischen Elektronik und 70er-Hippiemusik. Die „shoop-doo-wahs“ halfen dem ganzen auch nicht mehr, (im Gegenteil… ) Das Lied war und ist hektisch und ziemlich in Massen geniessbar.
Die zweite Singleauskoppelung erschien ein wenig später und nennt sich wie das Album „Love Letters“. Bergauf geht es! Anna Prior, Schlagzeugerin und hier auch Sängerin verleiht dem dem hörenden Ohr den Wurm: Das mondlandschaftige Blasmusikintro wird abgelöst vom Abwechslungsgesang zwischen Joe Mount und Anna Prior. ..Ein Love Letter an David Bowie?

HIER DAS ALBUM VIA SPOTIFY ANHÖREN:


DIE LIEDER AUF “LOVE LETTERS” – LIEBE?
Was hat sich geändert seit der friedlichen „English Riviera“, dem doch eher grossartigen Metronomyalbum aus dem Jahr 2011? „Love Letters“ hat mehr Upbeat, Vielfalt und Verzweiflung. Im ersten Song des Albums „The Upsetter“ wird der Link zu ihrem Vorgängeralbum geschlagen:

“I’ve gotta beam my message to you
Straight from the satellite
Cause, girl, we’re meant to be together
Yeah girl, we’re meant to be together
I’m back out on the Riviera
It got so cold at night”

Metronomy sind also „back out on the riviera“. Wo auch immer diese Riviera sein mag, dort scheinen die Melodien nur so zu fliessen. „The Upsetter“ ist eine emotional geknickte Ballade mit bemerkenswertem Gitarrenlauf ab der zweiten Liedhälfte. Durch die klaren Keyboardeinsätze wirken die Lieder manchmal wie liebliche kinderhafte Stücke aus den späten 60ern. „Monstrous“ zum Beispiel vermischt barockhafte Klänge mit entmutigenden Texten der Kapitulation.
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“Hold on tight to everything you care about
Hopelessly it’s all I dream about
Hold on tight cause this might be the last time we dance”

„Call Me“ ist ein Lied des Appells an die Kommunikation (die ein thematisch durchgehendes Motiv innerhalb “Love Letters” ist). In “Call Me” wird der Brief zum moderneren Telefon. Die hüpfenden Synthies im Hintergrund bilden die Verbindung zwischen einer Welt, in welchen diese Musik eine Farbe bekommt, so bunt mag sie klingen. “Boy Racers” klingt wie eine Dschungelwelt in Nintendos Mario Cart. Und “Month of Sundays” könnte sich glatt auf dem MGMT “Congratulations” Album verstecken.

METRONOMY – RESERVOIR (MUSIKVIDEO)
“Reservoir” beschreibt den freudigen Weg zu einem gewissen Sammelbecken. Das “Reservoir” steht für einen entfallenen, sakralen Ort, an welchem das Weltbild intakt ist. Der Keyboardlauf ist ebenso infektiös wie nervtötend. (Und das Video wie eine animierte Zeichnung eines fünfjährigen Mädchens). Süss.

Nun mögen wir aber einmal zum Punkt kommen, zum vielleichtigen Schlüssellied des Albums. „The Most Immaculate Haircut“ heisst vielleicht nicht das hervorstechendste, aber das bewunderungswürdigste und schrägste Stück auf “Love Letters”. Vordergründig handelt die erste Zeile von einem Haarschnitt, der so perfekt ist, dass man ihn selbst will. Die ersten 3 Strophen sind von Eifersucht geprägt und der Rest zeugt von einer psychisch-physischen Schwäche des Singenden. Da denkt man zunächst, oh ist der arm, der hat viele Schmerzen, doch wo endet das Ganze wieder einmal? In der Liebe:

“I get this feeling in my bones
Sometimes it’s like my legs might fall away
A shooting pain runs down my left hand side and I
I think of you”

METRONOMY – THE MOST IMMACULATE HAIRCUT

EIN FAZIT, DAS SICH SCHICKT
Absurdität und kalte Emotionshaftigkeit verpackt in synthetisch-sympathische Melodien. Das ist “Love Letters” von Metronomy. Und wenn jemals das Gefühl aufkommen sollte, die eignen Beine würden einem abfallen, weiss man, man ist verliebt.

Note: 9 / 10

KEEP BUZZIN


Tagged: anna prior, Indie, Joe Mount, Love Letters, Metronomy, MGMT, The English Riviera, The Most Immaculate Haircut

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