Erscheinungstermin: Juli 2011
Autorin: Angela S.
Verlag: Arena
Preis: 9,99€ (broschiert)
Seiten: 164
ISBN-10: 3401065831
Meine Bewertung
Inhalt: Angela verletzt sich selbst, seitdem sie 12 Jahre alt ist. Seit sie in der Schule ist wird sie von ihren Mitschülern gemobbt. Auch ihr Familienleben ist alles andere als rosig. Von ihrer Mutter wird sie seit Jahren geschlagen und beschimpft und bekommt nicht die Nähe, die ein Kind verdient hat. In ihrem Buch erzählt uns die junge Angela, wie es zu ihrem selbstverletzenden Verhalten gekommen ist und wie sie noch immer darum kämpft ein glückliches Leben zu führen.
Meine Meinung: ‘Mein Leben als Ritzerin – Dann bin ich seelenruhig’ ist ein sehr bewegender, aber gleichzeitig auch beklemmender Roman. Der Leser wird aus der Sicht von Angela in das Krankheitsbild der Borderline-Persönlichkeitsstörung eingeführt, wobei der Schwerpunkt klar auf dem Blickfeld einer Betroffenen liegt. Zwischendurch gibt es kurze Einschübe, in denen ausgewählte Aspekte der Krankheit von Seiten von Fachleuten beleuchtet werden, diese bilden aber keineswegs den Mittelpunkt der Geschichte. Und genau diese Tatsache ist ausschlaggebend dafür, dass mich die Geschichte von Angela sehr berührt hat.
Das Buch wechselt zwischen Gegenwarts- und Vergangenheitserzählungen, die äußerst erschreckend sind. Angela erzählt von einer traumatischen Kindheit, in der sie stets darum gekämpft hat, die Anerkennung und Liebe ihrer Mutter, die eigentlich selbstverständlich ist, für sich zu gewinnen. Als achtjähriges Mädchen schmeißt sie den Haushalt, erledigt völlig ohne Hilfe ihre Hausaufgaben und erhält von ihrer Mutter für ihre getane Arbeit kein einziges Wort des Lobes. Im Gegenteil, Angela wird weiterhin kritisiert, mit Wörtern wie “Pissnelke” beschimpft und erhält regelmäßig Prügel. Auch in der Schule findet sie keinen Ausgleich, geschweige denn Trost. Ihre Mitschüler titulieren sie mit grausamen Namen, schmieden hinter ihrem Rücken grausame Pläne, um Angela noch weiter zu demütigen. Das alles ist ausschlaggebend dafür, dass Angela eines Tages keinen anderen Ausweg mehr sieht, als sich zu ritzen.
Im Laufe der Geschichte kann der Leser mit verfolgen, wie Angela an ihrem Leben zerbricht und sich selbst dafür verantwortlich fühlt. Dies betont sie auch immer wieder. Ihr selbstverletzendes Verhalten ist ein Schrei nach Hilfe und Zuneigung, die ihr aber von Niemandem gewährt wird. Angelas Mutter scheint ihre Tochter für verrückt zu halten und kümmert sich nicht weiter um das Wohlergehen ihres einzigen Kindes. Lehrer hören zwar zu, sind mit der Situation aber maßlos überfordert. Und so ist es Angela selbst, die den ersten Schritt zu einer Therapie macht. Letztere werden in Angelas Buch sehr ausführlich und nicht minder emotional beschrieben. Auch hier lernt man die Protagonistin noch besser kennen und kommt nicht umhin des Öfteren fassungslos den Kopf für angebliche Menschen des Faches zu schütteln. Es ist schier erschütternd zu lesen, wie unsensibel psychisch kranke Menschen abgestempelt werden. Doch trotz all der äußerst grausamen Situationen, die Angela in ihrem Buch schildert, ist zu bewundern, wie stark die Protagonistin im Grunde ist. Denn trotz ihrer Krankheit gibt sie nie die Hoffnung auf, dass sie ihre traumatische Kindheit eines Tages in irgendeiner Form doch überwinden kann.
Fazit: ‘Mein Leben als Ritzerin – Dann bin ich seelenruhig’ erzählt eine Geschichte, die mich emotional aufgewühlt hat. Liest man von solch einem tragischen Schicksal, erscheinen die eigenen Probleme auf einmal als sehr klein und überwindbar.
Vielen Dank an den Arena Verlag für das Rezensionsexemplar.