[Rezension] Mein Bruder der Nichtraucher von Thorwald Börner

Von Tialda @Schnoberschnute

x Autor: Thorwald Börner
x Titel: Mein Bruder der Nichtraucher: Geschichten aus der Psychiatrie
x Genre: Erfahrungen
x Erscheinungsdatum: 22. Dezember 2008
x 184 Seiten
x im Eigenverlag erschienen
x ISBN: 3000262075
x Erste Sätze: Die Psychiatrie ist in Deutschland immer noch ein großes Tabuthema. Deshalb habe ich die nachfolgenden Geschichten geschrieben. Sie sollen dem Leser einen Einblick hinter die Türen der modernen Psychiatrie geben. Für Außenstehende sind sie an manchen Stellen sicherlich zum Schmunzeln, doch sollte man aber den Ernst der Lage nicht verkennen.

Klappentext:

Wir sollten stets auf unsere Gedanken achten, denn sie werden vielleicht zu Worten, Handlungen oder Gewohnheiten.
Gewohnheiten können schnell zu Charaktereigenschaften werden.
Wir sollten also auch auf unseren Charakter achten, denn er bestimmt unser Schicksal.
(Unbekannt)

Rezension:

In “Mein Bruder der Nichtraucher” gibt Thorwald Börner durch selbst erlebte Geschichten einen Einblick in das noch immer hinter vorgehaltener Hand beredete Thema “Psychiatrie”, in dem er seit vielen Jahren als Krankenpfleger arbeitet.

Ich weiß nicht genau warum, aber ein bisschen hatte ich mich auf kuriose und irgendwie witzige Storys eingestellt – dem war aber dann nicht so. Kurios – ja, witzig – nicht wirklich, allerdings vielleicht aus dem Grund, weil ich auf diesem Gebiet bereits eigene Erfahrungen gemacht habe. Er erzählt ungeschönt, was wirklich auf einer Station der Akutpsychiatrie abgeht – von solchen, die am Bett fixiert werden müssen, weil einfach nichts anders mehr hilft und sie sonst sich selbst und ihr Umfeld ernsthaft gefährden würden, bis hin zu verwirrten, panischen oder von Selbsthass zerfressenen Patienten.

Die optische Gestaltung ist nahezu perfekt an das Buch angepasst. Auf der jeweils ersten Seite einer neuen Geschichte, von denen es insgesamt 13+Vorwort gibt, befindet sich ein dazu passendes Bild und jede Seite wurde von zwei gezielt eingesetzten schwarzen Strichen in Szene gesetzt.

Auch am Schreibstil kann man absolut nichts aussetzen, denn Thorwald Börner versteht es, so zu erzählen, dass man der Story gebannt folgt – was wohl auch zum Teil an diesem “Lassen Sie mich durch, ich bin Schaulustiger”-Gen liegt, das doch irgendwie jeder Mensch zu einem gewissen Grad in sich trägt.

Wer allerdings emotional nicht besonders stabil ist, sollte sich vorher gut überlegen, ob er “Mein Bruder der Nichtraucher” wirklich lesen möchte/kann, denn da auf verschiedenste Krankheiten eingegangen wird, könnte für fast jeden ein Triggerpunkt dabei sein, der unter einer psychischen Krankheit leidet. Die Geschichten sind absolut realitätsnah, es wird kein Blatt vor den Mund genommen und somit wird man als Leser unter anderem mit Krankheiten wie Borderline, Demenz, Schizophrenie und Essstörungen konfrontiert.

Trotz allem finde ich, dass dieses Buch publik gemacht werden muss, so dass möglichst viele es lesen. Der Großteil unserer Gesellschaft kennt die Psychiatrie oder überhaupt psychische Krankheiten nur aus Filmen oder Erzählungen, und bevor man etwas mit Vorurteilen als Tabuthema deklariert, sollte man sich besser einmal damit befassen um dem Ganzen so seinen Schrecken zu nehmen. Psychisch krank zu sein ist keine Schande – so etwas kann leider jedem von uns passieren und sich behandeln zu lassen ist kein Zeichen von Schwäche – ganz im Gegenteil.

Fazit:

Ein realistischer Einblick in die Welt der Akutpsychiatrie anhand von echten Geschichten aus Sicht eines Pflegers.

Bewertung:

Über den Autor (lt. Klappentext):

Thorwald Börner, geboren 1960, gelernter Handwerker, ergriff auf dem 2. Bildungsweg den Beruf des Krankenpflegers. Nach seiner Ausbildung 1995 arbeitete er ausschließlich in der Psychiatrie, die er als Inspirationsstätte für sein Buch benutzt hat.
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Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an den Autor.