Rezension: Mein böses Herz von Wulf Dorn

Rezension: Mein böses Herz von Wulf Dorn
Autor: Wulf Dorn
Titel: Mein böses Herz
Teil einer Reihe? Nein
Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: cbt
ISBN-10: 3570160955 
ISBN-13: 978-3570160954
Preis: 16,99€
Originaltitel: -
Genre: Thriller; Jugendthriller; Psychothriller
Themen: Halluzinationen; Synästhetik; Misstrauen; Selbstfindung; Mord; Das Böse im Menschen
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«Glaub mir, Doro, der menschliche Geist ist sehr viel komplexer, als wir es uns vorstellen können. In jeder Sekunde unseres Lebens kommunizieren Milliarden von Zellen in unserem Gehirn. Es ist wie ein Universum, von dem wir längst nicht alles wissen. Deshalb sind wir uns oft selbst ein Rätsel. Wir denken und handeln, und nicht immer können wir uns erklären, warum wir uns ausgerechnet so verhalten. Erst recht, wenn es noch weitere Einflüsse gibt, so wie bei dir. Deine synästhetische Veranlagung, der Tod deines Bruders, die Trennung deiner Eltern, der Wohnortwechsel...»[aus "Mein böses Herz" von Wulf Dorn; S. 304] 
Erster Satz: Was hast du getan, Doro?
Inhalt:
Seit ihr Bruder ums Leben kam, wird die siebzehnjährige Doro von Halluzinantionen und Wahnvorstellungen verfolgt. Bevor sie mit ihrer Mutter nach Ulfingen gezogen ist, glaubte sie diese eigentlich im Griff zu haben, doch in dem kleinen Dorf kommt der Stress wieder durch. Als sie dann eines Nachts in der Gartenlaube einen völlig verstörten Jungen entdeckt, der davon redet, von einem Teufel gejagt zu werden, glaubt Doro jedoch nicht an eine Halluziantion: Der Junge ist echt - Davon ist sie überzeugt, doch als die Polizei eintrifft, ist er spurlos verschwunden und wenig später erfährt Doro, dass der Junge sich erst vor Kurzem das Leben genommen hat. Niemand glaubt ihr, doch Doro ist sich völlig sicher, dass er nicht nur ein Abbild ihrer Phantasie war, sondern Realität. Gemeinsam mit ihrem Freund David versucht sie herauszufinden, was wahr ist und was lediglich in ihrem Kopf geschieht...
Schreibstil:Mit einem einfühlsamen Schreibstil entführt Wulf Dorn seine Leser in die Welt der menschlichen Psyche und findet dabei genau den richtigen Weg um sie in den Bann zu ziehen und auch genau dort zu halten. Seine Beschreibungen liegen irgendwo zwischen detail- und bildreich und lassen dennoch genug Freiraum für die Phantasie eines jeden Lesers, sodass man in der Geschichte versinken kann. Flüssig lesbar, dabei dennoch direkt und niveauvoll lässt sich das Buch leicht lesen und ist ein wahrer Pageturner.
Meinung:
Jeder kennt sie: Die Stimme im Inneren, die dann und wann auftaucht, wenn man sich besonders ärgert und dabei fiese Mordpläne schmiedet. In jedem Menschen steckt ein "böses Herz" und manch einer kann dieses kontrollieren, während andere es nicht können. Manchmal glaubt man nicht, wer zu bösen Taten in der Lage ist und manchmal ist man überrascht - Über genau dieses Phänomen schreibt Wulf Dorn in "Mein böses Herz" und schafft es dabei den Leser in ein Netz aus Lügen, Intrigen, Realität und Wahn zu ziehen, wobei er diese irgendwann nicht mehr auseinanderhalten kann.
Thriller folgen oft einem bestimmten Schema, das den Leser immer wieder auf falsche Fährten lockt, ihn verunsichert und jedem misstrauen lässt, der auf der Bildfläche erscheint. Schon oft habe ich dieses Schema direkt am Anfang durchschaut, doch hier habe ich etwas länger gebraucht, um auf die Lösung zu kommen. Es ist eine Kunst den Leser immer genau da hinzuführen, wo man ihn haben will und Wulf Dorn hat dies mit Bravur gemeistert, denn der Kreis der Verdächtigen engt sich immer mehr ein und wenn man am Ende glaubt zu wissen, wer die Fäden in der Hand hält, könnte es sein, dass man eine große Überraschung erleben wird.
Mit Doro hat der Autor eine überzeugende Protagonistin geschaffen, zu der man erst einmal Vertrauen fassen muss, denn da sie glaubt für den Tod ihres Bruders verantwortlich zu sein und ihr Unterbewusstsein die Erinnerung an den Abend, an dem ihr Bruder starb, verdrängt, sieht sie immer wieder Wahnvorstellungen und kann dabei Realität und Wahn nur sehr schwer voneinander unterscheiden. Nach und nach kommt es dazu, dass ihr niemand mehr glaubt und auch dem Leser fällt es daher vorerst schwer sich auf ihre Seite zu kämpfen. Doro ist außerdem Synästhetikerin und sieht mehr als andere Menschen, was sie zu einer besonderen und sehr interessanten Figur macht. Die Fähigkeit Dinge mit Farben zu verbinden war sehr faszinierend. Neben Doro bleiben jedoch auch die anderen Charakteren nicht blass, denn jeder ist sehr gut gezeichnet und plastisch. Dennoch ist es schwer eine Bindung zu ihnen aufzubauen, da man bis zum Ende nicht weiß, wem man wirklich trauen kann und zwischendrin hatte ich die wildesten Spekulationen, die sich letztendlich jedoch als falsch erwiesen haben. Dabei stechen vor allen Dingen David hervor, der sich zu Doros guten Freund entwickelt und mir sehr sympathisch war und Julian, von dem man anfangs eher wenig erfährt und zu dem Doro sich hingezogen fühlt.
Die Spannung zieht sich durch das ganze Buch und teilweise spitzt sich die Situation so zu, dass eine gruselige Szene auf die andere folgt. Liest man "Mein böses Herz" abends kann es auf jeden Fall zu einer leichten "Paranoia" führen, denn durch die unheimlichen Wahnvorstellungen und die Tatsache, dass man nicht mehr weiß, was real ist und was nicht, schleicht sich eine sehr düstere Atmosphäre zwischen die Zeilen. Es ist sehr schwer, das Buch aus der Hand zu legen, da wirklich in jedem Kapitel irgendetwas geschieht und immer mehr Situationen auftreten, über die man nachdenken und bei denen man das fehlende Puzzleteil finden muss, um am Ende das gesamte Bild zusammensetzen zu können.
Vor allen Dingen die Psyche der einzelnen Figuren ist sehr gut dargestellt und führt den Leser von einem schlimmen Schicksal zum nächsten. Hinter jedem Charakter steckt irgendetwas dunkles und gerade das macht das Buch sehr dreidimensional und glaubwürdig. Die Abgründe, die sich zuweilen vor dem Leser auftun, sind oft schockierend und lassen einen bitteren Nachgeschmack auf der Zunge zurück. Dabei fand ich es sehr erfrischend, dass das Buch nicht auf der blutigen Thrillerebene spielt, sondern sich wirklich eher mit der Psyche und dem Unterbewusstsein beschäftigt, sodass das Buch zwar unheimlich, jedoch nicht voll und ganz abschreckend ist. Es zeigt, dass jeder irgendetwas verbirgt und jeder eine dunkle Seite hat, dies jedoch in Ordnung ist, wenn man sie richtig zu kontrollieren weiß.
Ein Minuspunkt war für mich jedoch das Ende, denn irgendwie hat mich die letztendliche Lösung doch gestört. *SPOILER* Der Selbstmord Julians war irgendwie etwas zu dramatisch und ich hätte mir gewünscht, dass er vielleicht irgendeine Perspektive gehabt hätte. Zwar ist die Tat ansich durchaus verständlich, aber irgendwie doch nicht vollends befriedigend. *SPOILER* Auch Doros Handlungen fand ich etwas unbedacht und daher teils unrealistisch. Mehr möchte ich hier aber nicht verraten, da jedes weitere Wort ein Hinweis auf die Lösung wäre.
 
Fazit:

Das böse Herz schlummert in jedem von uns und auch Protagonistin Doro muss sich mit dieser Tatsache auseinandersetzen und wird dabei an ihre Grenzen geschickt. In viele Abgründe muss man sehen, ehe man die Wahrheit durchschaut, die in diesem Buch sehr schwer zu entdecken ist und viele unheimlichen Situationen überstehen. Am Ende wird man merken, dass die dunkle Seite unumgänglich ist und dass es nur darauf ankommt, wie man mit ihr umgeht. Eine düstere, wahnsinnig spannende Geschichte, die in mir schon eine winzigkleine Paranoia auslöste und die letztendlich dazu führte, dass die Seiten, umgeblättert von meinen schwitzenden Händen, nur so dahinflogen.
Rezension: Mein böses Herz von Wulf Dorn Trailer zum Buch
Zum AutorRezension: Mein böses Herz von Wulf DornBereits mit 5 Jahren unterhielt Wulf Dorn mit seinen Geschichten sein Umfeld. Seit seinem 12. Lebensjahr schreibt er. Anfangs im Horrorgenre, doch bald wechselte dies zu Thrillern. Seine Kurzgeschichten wurden als Anthrologien und in Zeitungen veröffentlicht. Wulf Dorn ist augebildeter Fremdsprachenkorrespondent. Mit seiner Frau und einer Glückskatze lebt der Autor in der Nähe von Ulm. "Mein böses Herz" ist Wulf Dorns erstes Jugendbuch. [via Lovelybooks]
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