[REZENSION] "Mein böses Herz"

Cover
[REZENSION]

Der Autor
Wulf Dorn, Jahrgang 1969, schreibt seit seinem zwölften Lebensjahr. Seine Kurzgeschichten erschienen in Anthologien und Zeitschriften und wurden mehrfach ausgezeichnet. Mit seinem Debütroman Trigger gelang ihm sofort ein Bestseller, die Verfilmung des Romans befindet sich in Vorbereitung. Inzwischen wurden seine Romane in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Produktinformation
Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: cbt (27. Februar 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3570160955 / ISBN-13: 978-3570160954
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 - 17 Jahre
Größe und/oder Gewicht: 22 x 14,6 x 4 cm
Leseprobe
Quelle: Randomhouse *klick*
Die Geschichte...
Nach dem plötzlichen Kindstod ihres kleinen Bruders Kai zerbricht die Familie, denn Kai ist unter Doros Aufsicht verstorben, der Teenager kann sich an nichts mehr erinnern und wird von Wahnvorstellungen geplagt. Nach diversen Aufenthalten in der Fahlenberger Psychiatrie beginnen Doro und ihre Mutter ein neues Leben in dem schwäbischen Dorf Ulfingen. Doch auch dort wird die Schülerin von Halluzinationen geplagt. Gibt es den verwahrlosten Jungen, den Doro in der Gartenhütte gesehen hat, wirklich oder bildet sich die Schülerin alles ein? Obwohl sich Doro selbst unsicher ist, gibt sie nicht auf und macht sich auf die gefahrenvolle Suche nach der Wahrheit...
Meine Meinung:Da ich seit "Trigger" ein riesengroßer Fan von Wulf Dorn's Werken bin, musste ich natürlich auch seinen ersten Jugendthriller lesen. Als (fiktiver) Schauplatz dient Ulfingen, ein kleines Nest in Deutschland. Der Prolog erzählt davon, wie Doro ihren kleinen Bruder tot aufgefunden hat und sie krampfhaft nach ihren verschütteten Erinnerungen sucht. Die Geschichte wurde in 5 Teile gegliedert, die eigentliche Story beginnt 14 Monate nach dem Prolog, dauert ein paar Wochen, um mit dem Epilog 6 Wochen danach zu enden. Weiters findet sich im Buch ein Interview mit dem Autor, dass man allerdings erst nach der Lektüre lesen sollte, da manches auf das Ende von "Mein böses Herz" hindeutet.  
Seit den traumatischen Ereignissen rund um den Tod ihres Bruders Kai leidet die 16-jährige Doro(thea) unter Albträumen und Halluzinationen, ihre Erinnerungen an die schicksalshafte Nacht sind lückenhaft und Doro tut sich schwer, Realität und Fiktion zu unterscheiden. Die sensible Schülerin war vorher bei Jan Forstner in Therapie und wechselt nun zum Psychiater Frank Nord.  Denn die Schülerin, die Stimmen hört und eine unerklärliche Telefon-Phobie hat, hat vieles zu verarbeiten. Dabei lernt sie auch Julian, den Sohn des Psychiaters kennen, der Doro auf Anhieb gefällt. Außerdem macht sie die Bekanntschaft von David, dessen Vater das Freibad gehört und der Doro auf Davids Drängen einen Ferienjob anbietet. Denn Geld kann das Mädchen gut gebrauchen, da ihre Mutter  Antonella einen -von Doro ausgelösten- Polizeieinsatz bezahlen muss und Doro ihrer Mutter das Geld zurückgeben möchte.
Hauptperson Doro ist eine interessante Persönlichkeit mit vielen Facetten, die man wegen ihrer Sinnestäuschungen  allerdings schwer einschätzen kann und mit der ich nicht richtig warm geworden bin.   Die mitwirkenden Nebencharaktere wurden ansprechend gestaltet und halten sich zahlenmäßig in Grenzen. Es freut mich, dass Dr. Forstner (bekannt aus den vorherigen Werken) ebenfalls erwähnt wird. :) Die reizvolle Handlung konzentriert sich fast ausschließlich auf Doro und ihre Wahnvorstellungen, wobei man nicht genau weiß, was real und was fiktiv ist.
Mir persönlich ist die Story manchmal "too much" und ein wenig unglaubwürdig gestaltet, da hat es der Autor bei der Umsetzung des Plots meiner Meinung etwas übertrieben. Was es mit dem bösen Herz auf sich hat und welchen Ausgang die Geschichte nimmt, lässt sich teilweise erahnen. Hier hätten ruhig noch mehr Irrwege und falsche Fährten Platz gefunden. Wulf Dorn führt uns in "Mein böses Herz" in die interessante Welt der Synästhesie ein, eine Gabe, die mit der Wahrnehmung von Sinnesreizen zu tun hat.
Ich-Erzählerin Doro schildert die unglaublichen Geschehnisse aus ihrem Blickwinkel und lässt uns an ihren Gedanken & Gefühlen teilhaben, was mir gut gefällt. Trotzdem wirkt die Geschichte durch die alleinige Erzählperspektive ein klein wenig eindimensional, auch wenn die Trugbilder und Stimmen etwas Abwechslung bieten. Der Plot dieses Jugendthrillers beinhaltet viele Fragen, Spannung, dunkle Geheimnisse und einen Hauch Romantik. Dank der ausdrucksvollen, durchwegs fesselnden Schreibweise und der angenehmen, der jugendlichen Zielgruppe angepassten, Sprache hat man die 416 Seiten schnell durch.
FAZIT:Auch wenn sich "Mein böses Herz" wegen des spannenden Plots, der eigenwilligen Hauptperson sowie des unterhaltsamen Schreibstils flüssig lesen lässt, bin ich von Wulf Dorns erstem Jugendthriller nicht so angetan wie von seinen restlichen Werken. Für die kurzweiligen Lesestunden vergebe ich 4 (von 5) Punkte.
[REZENSION]
 

ZITAT Seite 21:
"Berlin war mein großes Ziel. Ich wollte endlich raus aus der spießigen Welt der Kaninchenzüchter, Blaskapellen und Kleingartenvereine, hinein ins pulsierende Großstadtleben." (Doro)

ZITAT Seite 61:
"Ob du einsam bist, erkennst du am besten daran, dass du zwar zweihundertvier Freunde bei Facebook hast, aber im wirklichen Leben keinen einzigen. Niemanden, mit dem du dich mal eben schnell treffen kannst, um zu reden oder einfach nur zusammen zu sein." (Doro)


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