[Rezension] Mein bester letzter Sommer (Anne Freytag)

Anne Freytag: Mein bester letzter Sommer 
[Rezension] Mein bester letzter Sommer (Anne Freytag)Ohne den geringsten Zweifel hat dieses Buch, lange vor seiner Veröffentlichung, zu den Romanen gehört, die ich lesen MUSSTE. Weshalb? Weil ich in ganzer Größe bekennender Anne-Feytag-Fan bin. Sie ist eine der Schriftstellerinnen, deren Wortzaubereien mich immer wieder aufs Neue zum Staunen bringen. Außerdem liebe ich diese Art von Geschichten, in denen  Glückseligkeit und Tragik unmittelbar miteinander verflochten sind. Mein bester letzter Sommer klingt also wie für mich gemacht, oder?

Liebe Anne, liebes Heyne fliegt Team, danke schön dafür, dass ich vor dem offiziellen Startschuss bereits mit #teskar einen besten letzten Sommer (mitten im Februar) auskosten durfte. Mein Herz sprang vor Freude, schlug höher, brach.

P.S.: Das Cover ist ein echter Hit. Eine Klass für sich!
Cover: Heyne fliegt

~ Rezension ~

Herzschlagmomente im Hier und Jetzt und für die Ewigkeit

Die siebzehnjährige Tessa weiß eines mit Sicherheit: Ihre Zeit ist begrenzt. Sehr begrenzt. Die Ärzte haben alles getan, was sie konnten. Tessa hat sich schweren Herzens Ha! Wie makaber. Wie kann ihr Herz trotz seines unheilbaren Lochs schwerer sein als das vieler anderer Menschen?— damit abgefunden. Damit, dass sie nie studieren, sich nie verlieben oder nie die Welt bereisen wird. Aber dann stolpert rein zufällig Oskar in ihr Leben und stellt dieses noch einmal gehörig auf den Kopf. Na klar, das Timing könnte weiß Gott besser sein und Tessa hat immense Angst davor, dass ihre Krankheit nun auch noch Oskars Herz brechen wird. Doch er kann sie davon überzeugen, noch eine (gemeinsame) beste letzte Zeit erleben zu wollen...

Mein bester letzter Sommer von Anne Freytag ist eine Premiere. Denn es ist das erste Jugendbuch der fulminant mit Worten und Emotionen jonglierenden Autorin. Obgleich die Grundidee hinter der Geschichte keinesfalls neu ist, ist es das feinfühlig und auf gewisse Weise unerschrocken geschnürte Gesamtpaket, das Herzen wie Gelato zum Schmelzen bringt.

Es ist zweifellos gewagt, ein Buch zu schreiben, dessen Ende dem Leser bereits mit dem Blick auf den Titel seinen (höchstwahrscheinlichen) Ausgang verrät. Doch in Anne Freytags Fall ist die Reise hin zum letzen Kapitel das Ziel. Die schüchterne Tessa und der verständnisvolle Oskar werden für einen (letzten) Sommer zum zu allem entschlossenen Team Teskar. In einem gelben Volvo brechen sie Richtung Italien auf. Ihr Weg ist geprägt von kleinen Träumen, an allen Nervenenden kitzelnder Neugier und wie Säure brennenden Ängsten. Jede Etappe dieses Roadtrips birgt sowohl diese gewisse Ungewissheit als auch eine ungewisse Gewissheit in sich. Denn jeder Tag, nein, jeder Herzschlag könnte der letzte sein. Es gelingt Anne Freytag auf unnachahmliche Art, ebenjenes packende Gefühl in die einzelnen Kapitel zu legen. Der Spannungsbogen, auf dem die beiden Protagonisten balancieren, kommt wie ein bunter und dennoch vergänglicher Regenbogen, der einen endgültigen Abgrund für einige Zeit vergessen macht, daher.

Die einzelne Charaktere werden mit Nachdruck gezeichnet. Und so ungewöhnlich ihre Geschichte sein mag, sie sind nicht nur das Mädchen und der Junge, die auf unfaire Art viel zu schnell oder eben gar nicht erwachsen werden müssen bzw. dürfen. Tessa und Oskar sind nebenbei auch einfach nur echt. 
Was mich allerdings noch ein Stückchen mehr beeindruckt, ist die fulminante Gesamtatmosphäre, welche von der Autorin geschaffen wird. Das Gefühl der Beklemmung, jeder wundervolle Augenblick von und mit Tessa und Oskar könnte tatsächlich der letzte sein, schwingt auf ergreifende Weise stets mit. Der Gedanke Liebes Leben, schenke Teskar bitte noch einen weiteren Tag zusammen kommt unwillkürlich auf und bleibt hängen — trotz des Buchtitels. Denn manchmal geschehen vielleicht doch Wunder und aus einem Sommer könnte noch ein Herbst werden...
Dieser Jugendroman ist eine Hommage an das Leben. Nicht an irgendein Leben, sondern an unseres. Er ist ein weises und wortgewandtes Plädoyer, das Anne Freytag an ihre Leser heranträgt, jeden einzelnen Tag zu einem liebens- und lebenswerten zu machen. Denn dann können wir immer sagen: Ja, liebes Leben, du warst freudevoll. Es war mir ein Vergnügen.
FZIT: Ergreifend. Erfüllt. Endgültig.

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