Rezension - Mark Brandis - Testakte Kolibri (Folgenreich)

Von Watchman @scifiwatchman


Im Oktober 2009 veröffentlichte Folgenreich das zweiteilige Hörspiel Mark Brandis - Testakte Kolibi als Folgen 5 und sechs der Serie. Erneut wurde es von Interplanar produziert. Die Entscheidung, die Geschichte auf zwei CDs mit einer Gesamtspielzeit von ca. 110 Minuten zu präsentieren, war goldrichtig, denn dadurch stand ausreichend Raum für eine adäquate Adaption der Romanvorlage von Nikolai v. Michalewski zu Verfügung, der von Balthasar von Weymarn auch entsprechend genutzt wurde.
Die Handlung spielt im Jahre 2124 und dreht sich um den Kolibri, einen neuen Raumschifftyp, der nicht nur im Weltall und in der Atmosphäre eines Planeten operieren kann, sondern auch unter der Meeresoberfläche. Dadurch ist er nicht nur Missionen zu Erkundung fremder Welten interessant, sondern auch für militärische Zwecke. Leider läuft die Erprobung des neuen Vogels alles andere als erfolgreich und Mark Brandis wird zum neuen Projektleiter ernannt, um die mysteriöse Pannenserie aufzuklären, die einen Testpiloten nach dem anderen das Leben kostet. Die VEGA (Venus-Erde Gesellschaft f. Astronautik) will den Mächtigen in Politik und Militär so schnell wie möglich ein einsatzfähiges Raumschiff präsentieren und mit jedem verlorenen Prototyp steigt der Druck auf auf Brandis. Schließlich steigt er selbst ins Cockpit und begibt sich in Gefahr, um dem Rätsel auf den Grund zu gehen ...

Aus was für einem Holz muss man eigentlich geschnitzt sein, um freiwillig als Testpilot zu arbeiten? Dies ist die Frage, auf die Mark Brandis – Testakte Kolibri eine Antwort gibt, denn man ist als Hörer hautnah dabei, wenn diese Menschen die Limits ihrer Maschinen austesten, Freiheit und Ungebundenheit spüren und dabei stets wissen, dass der Tod ihnen im Genick sitzt. Es ist der Traum vom Fliegen, den die Piloten ausleben und das Gefühl dieses Raumschiff und seine Eigenarten bezwungen zu haben. Es sind aber keine Superhelden, die man im Cockpit begleitet, sondern glaubwürdige Charaktere, die auch ihre Ängste und Fehler haben. Sie unterscheiden sich eben nur darin von anderen Menschen, dass sie besonders gut ein Raumschiff zu steuern vermögen. Wie sie mit dem Verlust von Kameraden umgehen, ist durchaus verschieden, jedoch durchaus nachvollziehbar. Von Betroffenheit bis hin zum Galgenhumor ist alles vertreten. Auf Mark Brandis lastet ein besonderer Druck. Selbst Testpilot, ist es nun an ihm diejenigen auszuwählen, die als nächste mit dem Kolibri starten sollen und vielleicht nicht zurückkehren werden. Eine Situation, um die man niemanden beneidet. Dieses Dilemma wird eindringlich herausgearbeitet. Wie immer spielt auch die Weltpolitik in die Geschehnisse hinein, denn zwischen den Blöcken herrscht wieder einmal eisiges Schweigen. Die globalen Spannungen sind ein ständiges Thema der Serie und verkomplizieren auch hier wieder die Lage.
Der Cast wird erneut von Michael Lott als Mark Brandis angeführt, der inzwischen so mit der Rolle verschmolzen ist, dass man sich gar keinen anderen Sprecher als ihn für diesen Part mehr vorstellen kann. Ihm zur Seite stehen erneut Dorothea Anna Hagena und Gerhart Hinze. Mit David Nathan, Marion von Stengel, Katinka Jaekel, Peter Bieringer, Frank Thomé, Detlef Bierstedt, Ozan Ünal, Olaf Reichmann, Holger Umbreit und Ulrike Kapfer sind auch die weiteren Rollen exzellent besetzt. Das Sounddesign und die Musik sind wieder von einer Qualität, dass man als Hörspielfan gar nicht anders kann, als beeindruckt, wenn nicht sogar begeistert zu sein. Was Jochim-C. Redeker hier wieder auf die Beine gestellt hat, verdient Bestoten. Dies sahen auch die Juroren des Hörspielpreises Ohrkanus so, die Mark Brandis – Testakte Kolibi für das beste Sounddesign auszeichneten.

Mark Brandis – Testakte Kolibri besticht durch eine Geschichte, welche die Charaktere in den Mittelpunkt rückt und trotzdem nicht mit spannender Action geizt. Für Fans der Serie ohnehin ein Muss und für Newcomer eine gute Möglichkeit zum Einstieg.