Rezension: "Mark Brandis - Raumkadett 04: Hinter den Linien" (Folgenreich/Interplanar)


Wie schon die ursprüngliche Mark-Brandis-Hörspielserie, so spielt auch das Prequel Mark Brandis – Raumkadett vor dem Hintergrund der Blockkonfrontation zwischen der Union und den Republiken. Dies kommt nicht von ungefähr, denn Autor Nikolai von Michaleweski schrieb seine MB-Romane zwischen 1970 und 1987, also unter dem Eindruck des Kalten Krieges. Und Interplanar räumte bei der Adaption der Erzählungen seit 2007 den politischen Aspekten der Handlung auch immer großen Raum ein. Für die ersten beiden Folgen von Mark Brandis – Raumkadett stellte man dieses Element zwar zunächst etwas zurück, doch schon Folge 3 gab sich wieder deutlich politischer. Die neue Produktion Mark Brandis – Raumkadett 4: Hinter den Linien, die am Freitag (7.11.2014) in den Handel kommt, steht nun endgültig im Zeichen der Auswirkungen des Kräftemessens zwischen den Machtblöcken.
Zwischen der neugegründeten Union und den asiatischen Republiken herrscht Kalter Krieg. Der junge Mark Brandis bekommt die Gelegenheit, an einem Patrouillenflug entlang der Grenze zu den Asiatischen Republiken teilzunehmen. Alba Bravo, die Pilotin des Zweimannjägers, ist schnell und furchtlos. Als sie verfolgt werden, glaubt Mark noch, alles sei unter Kontrolle. Doch plötzlich versagen die Systeme, und die beiden müssen abspringen: 50 Kilometer hinter der Grenze …
Mit Mark Brandis – Raumakdett 4: Hinter den Linien liefern Interplanar und Folgenreich das akustische Äquivalent zu jenen Actionfilmen ab, wie sie in der Reagan-Ära (für die Spätgeborenen: das waren die 1980er) häufig gemacht und sehr beliebt waren. Ob nun Unternehmen Firefox, Rambo III oder Missing in Action, alle diese Streifen - man könnte noch jede Menge weitere aufzählen - einte das Motiv des "Allein im Feindesland". Jedes Mal ging es für den Protagonisten darum, sich auf feindlichem Terrain gegen eine Übermacht an Gegnern zu behaupten, um eine für ihn oder die freie Welt wichtige Mission auszuführen. Während man sich zumindest gelegentlich die Mühe machte, die Motivation des Helden zu erläutern (oft reichte es aber schon, dass er von seinen Vorgesetzten einfach auf diese Mission geschickt wurde), betrieb man hinsichtlich des Gegners nicht sonderlich viel Aufwand: Der Feind war böse, weil er eben böse war. Und böse zu sein bedeutete, kein Freund westlicher Demokratievorstellungen zu sein. Damit war der Feind zum Abschuss freigegeben, und von dieser Option machten die tapferen Recken aus dem Westen auch ausgiebig Gebrauch.
Nun ist der junge Mark Brandis von der inneren Einstellung und vom äußeren Erscheinungsbild her kein John Rambo, weshalb sich der Bodycount in diesem Hörspiel sehr in Grenzen hält. Stattdessen konzentriert sich Autor Balthasar v. Weymarn darauf, Spannung aus dem Umstand zu generieren, dass Brandis und seiner Kameradin lebenslange Haft in einem Republiken-Arbeitslager erwartet, sollten die beiden geschnappt werden. Dieser Ansatz passt auch besser zu dieser Serie als ein plattes "mähen wir sie nieder" und man muss in der Tat konstatieren, dass das Hörspiel einen gelungen Handlungsbogen aufweist, der nach einem kurzen Anlauf, in dem Brandis noch einmal über die Ereignisse aus der vorangegangenen Folge reflektiert, richtig zur Sache kommt, gutes Timing aufweist, es versteht, den Hörer für sich einzunehmen und spannend zu unterhalten. Dem Rookie Brandis stellt man dabei mit Alba Bravo eine zwar junge, aber dennoch erfahrene und toughe Soldatin zur Seite. Eine durchaus glaubwürdige Figur, und sie und Brandis geben ein interessantes Duo ab, das die Handlung problemlos trägt. Brandis' Kameraden an der Akademie absolvieren dieses Mal nur kurze Szenen, was jedoch nicht negativ ins Gewicht fällt, denn sonderlich spannend diese Charaktere ja nicht gerade. Mehr Aufmerksamkeit schenkt v. Weymarn dagegen der Figur des Lt. Eckmann, dessen Beziehung zu Mark Brandis sich vertieft und gegen Ende ein interessante Wendung erfährt. Somit funktioniert der Plot sowohl im Hinblick auf seinen Spannungsbogen als auch im Bezug auf die eingesetzten Charaktere über weite Strecken wirklich gut. Nicht zuletzt auch, weil das Hörspiel mit 49 Minuten Spielzeit eine optimale Länge für solch eine Story aufweist und nahezu ohne unnötigen Ballast daherkommt.
Was die Besetzung von Mark Brandis – Raumkadett 4: Hinter den Linien angeht, so herrscht weitgehend Konituität, da Daniel Claus, Leyla Rohrbeck, Friedel Morgenstern, Sebastian Kluckert, Konstantin Seidenstücker und Sebastian Fitzner genauso ihre gewohnten Rollen wieder aufnehmen, wie auch Leon Boden als Commander Westhoff und Wanja Gerick als Lt. Wilhelm Eckmann. Für den Part der Alba Bravo, die erstmalig in der Serie vorkommt, konnte man Manja Doering gewinnen. Anatol Fiedler wird verkörpert von Romanus Fuhrmann und als Mark Brandis d.Ä. in der Funktion des Erzählers ist Michael Lott zu hören. Die wirklich ansprechende Leistung aller Sprecherinnen und Sprecher wurde von Jochim C. Redeker mit einer Geräusch- und Musikkulisse umgeben, die wunderbar auf die jeweiligen Szenen abgestimmt wurde und so ein gepflegtes Kopfkino ermöglicht.
Sind die ganzen genannten postiven Punkte nun ein Grund, Mark Brandis – Raumkadett 4: Hinter den Linien als großen Wurf zu betrachten? Vierzig Minuten lang deutet wirklich alles darauf hin, doch leider konnte es sich Autor Balthasar v. Weymarn nicht verkneifen, seiner Geschichte auf den letzten Metern einen Twist zu geben, der so unsagbar überkonstruiert und unglaubwürdig ist, dass es einen sprachlos macht. Was v. Weymarn geritten hat, innerhalb einer einzigen Szene so viel von dem zu zerstören, was zuvor sorgsam aufgebaut wurde, will sich einem kaum erschließen. Bestenfalls erscheint es denkbar, der Autor habe plötzlich das Vertrauen in seinen gradlinigen Plot verlassen und versuche nun völlig überstürzt Boden gutzumachen, den er aber in Wahrheit überhaupt nicht verloren hatte. Erst in diesem Moment verliert er ihn und die letzten anderthalb Minuten dieser Produktion sind zu kurz, als dass v. Weymarn noch etwas kitten könnte. Was für ein enttäuschender Ausklang für so ein packendes Hörspiel.
Interplanar war sicherlich gut beraten, in Mark Brandis – Raumkadett 4: Hinter den Linien das politische Element weiter zu betonen, welches prägend für Michalewskis Romane war und auch für die noch laufende ursprüngliche Hörspielserie ist. Die neue Produktion kommt im besten Sinne des Wortes "erwachsen" daher und braucht inhaltlich den Vergleich mit den Abenteuern des gereiften Mark Brandis durchaus nicht zu scheuen. Dass es in der Endabrechnung nicht für eine Bestnote reicht, ist einzig der unnötigen, vermeidbaren und durchweg aufgesetzt wirkenden Wendung kurz vor Schluss zuzuschreiben. In diesem Hörspiel wurde unbestreitbar sehr vieles gut gemacht. Manches war leider aber nur gut gemeint.
Mark Brandis – Raumkadett 4: Hinter den Linien ist eine Produktion von Interplanar im Vertrieb durch Folgenreich/Universal Music Family Entertainment. Das Hörspiel kommt am 7. November 2014 offiziell in den Handel. Link 1: Mark Brandis bei Folgenreich Link 2: Facebook-Seite von Mark Brandis
zum Weiterlesen: Verzeichnis meiner Hörspielrezensionen


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