Am heutigen Freitag veröffentlicht das Label Folgenreich mit Mark Brandis 24: Blindflug zur Schlange eine neue Folge der beliebten SF-Hörspielserie, wieder basierend auf Motiven eines gleichnamigen Romans von Nikolai v. Michalewsky.
Am Ende von Mark Brandis 23: Triton-Passage konnte der Commander der VEGA einer Degradierung wegen Befehlsverweigerung nur durch seine Kündigung zuvorkommen. Um seinen Freund Grischa Romen zu suchen, dessen Raumschiff von Piraten zerstört wurde, schmuggelt er sich gemeinsam mit Pablo Torrente auf einen Raumfrachter. Etwas anderes bleibt ihm auch nicht übrige, denn immerhin besitzt Brandis keine Raumfluglizenz mehr. Als der Frachter von Piraten des berüchtigten Achmed Khan gekapert wird, werden Mark und Pablo auf dessen Schiff gebracht. Unter der Besatzung entdecken sie einen guten Bekannten.
In ca. 64 Minuten (inkl. Abspann) ist Mark Brandis 24: Blindflug zur Schlange erzählt, womit die Geschichte ungefähr eine Viertelstunde kürzer als der Vorgänger ausfällt und ca. 40 Minuten unter der Spielzeit der letzten Doppelfolge 21/22 liegt. Gegenüber der Sirius-Patrouille (Folge 19/20) kommt man sogar mit fast 50 Minuten weniger aus, ohne dass die Spannung darunter leidet. Ganz im Gegenteil: Interplanar ist mit dieser Folge ein packendes Hörspiel gelungen, dass gradlinig seinem Plot folgt, auf Leerlauf komplett verzichtet und in Sachen Action, Dramatik und Atmosphäre voll überzeugen kann. Darüber hinaus ist man hinsichtlich der Sprecherauswahl über jeden Zweifel erhaben, denn neben Michael Lott als Mark Brandis, Martin Keßler als Pablo Torrente, David Nathan als Grisha Romen und Martin Wehrmann als Iwan Stroganow hört man außerdem in Gastrollen u.a. die Stimmen von Dietmar Wunder und Charles Rettinghaus. Letzterer verkörpert den Oberpiraten Achmed Khan.
Achmed Khan, genannt Die Schlange, ist eigentlich der große Gegenspieler in dieser Geschichte, doch er bleibt eine Schablone. Lediglich in einer längeren Szene absolviert er einen Auftritt und diese reicht nicht aus, um der Figur Charaktertiefe zu verleihen. Auch die restlichen Antagonisten, von einer Ausnahme mal abgesehen, kommen über das Klischee der bösen und gewaltbereiten Piraten, die ihrem Boss hörig sind, nicht hinaus. Mark Brandis und Pablo Torrente ziehen hier eine Mission: Impossible im Weltall durch, bei der es weniger auf ausgefeilte Charaktermerkmale ankommt als mehr auf einen möglichst raschen Fortgang der Handlung. Die Ausflüge in die Gedankenwelt der Hauptfigur wurden folgerichtig auf ein Mindestmaß reduziert und der Plot leistet sich keine unerwarteten Wendungen, sondern steuert zielgerichtet auf sein Finale zu. Manch einem Anhänger mag solch ein kurzweiliger Action-Happen möglicherweise zu wenig sein, denn von Mark Brandis war man bislang durchaus anderes gewohnt als James Bond in Space. Doch der Titelheld und sein Universum sind so flexibel, dass sie auch in einer plotorientierten Story tadellos funktionieren. Darüber hinaus ist diese Folge ideal für Hörspielfans, die bislang mit einem Einstieg in die Serie gezögert hatten, denn im Epilog wird der Grundstein für eine neuen Abschnitt im Leben des Mark Brandis gelegt. Im Outro, in Zukunft das neue Intro der Geschichten, wird der Zeitenwechsel für den Welraumhelden deutlich.
In puncto Abmischung, Sounddesign und Musik reiht sich Mark Brandis 24: Blindflug zur Schlange nahtlos in die Riege seiner Vorgänger ein, die ebenfalls in diesen Punkten eine wahre Pracht waren. Wieder einmal bringt der Soundtrack die Dramatik der Situationen auf den Punkt und die vielfältigen Soundeffekte und atmosphärischen Geräusche erzeugen von der ersten Szene an jenes Kopfkino, das einen als Hörer unwiderstehlich in die Geschichte hineinzieht. Dafür lieben die Fans diese Serie und ihre Macher enttäuschen ihr Publikum erneut in keinster Weise. Abgerundet wird die Produktion durch eine schöne Aufmachung mit einem sehenswerten Cover von Alexander Preuss.
Mark Brandis 24: Blindflug zur Schlange ist eine ehrliche Haut, denn die Story will nie mehr sein als ein kurzweiliger Action-Trip in die Weiten des Alls. Um dies zu ermöglichen, wurde jeglicher Ballast über Bord geworfen. Vielleicht etwas zu viel, denn zumindest der Schurke Khan hätte mehr Aufmerksamkeit verdient, als man ihm zu schenken bereit war. In den schwachen Charakterzeichnungen liegt das einzige Manko dieser ansonsten gelungenen Produktion, die hungrig auf die nächste Folge macht.
Link: Mark Brandis bei Folgenreich