[Rezension] Manuela Salvi – Tod oder Liebe (NotizBuch-Edition)

Von Steflite @steflite

::: Originaltitel: E sarà bello morire insieme ::: Genre: Jugendbuch ::: Verlag: Fischer ::: Erschienen: April 2012 :::
::: 352 Seiten ::: Amazon | Goodreads :::

Inhalt

Bianca fühlt sich gezwungen mit ihrem Vater Mailand und ihre Mutter zurück zu lassen, um in einer kleinen Provinz an der Küste Italiens eine Kunsthochschule zu besuchen, während ihr Vater als Richter mit Ermittlungen in einem dubiosen Fall beschäftigt ist. Bianca braucht den Abstand, um mit sich selbst und ihrer Umgebung fertig werden zu können, nachdem sie mit einem harten Schicksalsschlag zu kämpfen hat.

Doch ausgerechnet in dieser kleinen italienischen Provinz lernt sie schließlich einen ganz besonderen Jungen kennen. Zu spät erkennt sie, dass er der Mittelpunkt der Ermittlungen ihres Vaters ist und eine weitaus kompliziertere Vergangenheit hat, als es ihr lieb wäre. Bedeutet Manuel für sie den Tod, oder doch die Liebe?

Beurteilung

Mir gefällt das Grundkonzept dieses Buches unglaublich gut, gerade weil es einen Hauch von Romeo und Julia an sich hat. Der böse, kriminelle Manuel verliebt sich in die unscheinbare Bianca. Und ihre Beziehung scheint absolut keine Zukunft haben zu können, schließlich ist er Teil eines Mafia-Clans und sie die Tochter des ermittelnden Richters. Auch wenn es eine altmodische Konstellation ist: ich mag solche Geschichten.

Umso eher war ich daher vom letztendlichen Ergebnis enttäuscht. Bianca viel mir schon im Prolog negativ auf. Sie ist launisch, zickig und denkt die meiste Zeit nur an sich selbst. Alle wollen ihr nur böses, ihre Mutter ist eine egoistische Familienverräterin und der Vater schenkt ihr zu wenig Aufmerksamkeit. Bianca stellt sich stets in den Mittelpunkt während sie zeitgleich behauptet lieber für sich sein zu wollen. Auch wenn Bianca mit einem harten Schicksal zu kämpfen hat, so fand ich ihre Art – eigentlich jedem gegenüber – vollkommen daneben und ungeheuer nervig. Am ehesten fiel dies auf, als sie Manuel das erste Mal trifft. So wünscht sie ihm schließlich den Tod (!), weil er sich in der Klasse auf ihren Platz setzt. Ist ja auch ungeheuerlich, sowas. *lach*

Die Beziehung zwischen Bianca und Manuel konnte ich ebenfalls nicht nachvollziehen. In einem Moment begegnet man den vorher genannten Szenen und im nächsten finden die beiden sich plötzlich sympathisch. Biancas Stimmungsschwankungen ließen es überhaupt nicht zu mir die Liebesgeschichte der beiden näher zu bringen. Eher musste ich mich ständig fragen, welcher Kerl sich freiwillig an solch ein Mädchen heften möchte. Die Liebe war hier für mich so gut wie nie zu spüren, hier ist kein Funken übergesprungen und die Romantik konnte ich nur in seltenen Momenten entdecken.

Hinzu kommt der m.E. wirklich gewöhnungsbedürftige Schreibstil der Autorin, was vielleicht aber auch an der Übersetzung gelegen haben mag. Jede Person wird hier vollkommen distanziert präsentiert. Biancas Vater ist nicht „Biancas Vater“ sondern „der Richter“. Durch die witzigen Kommentare im NotizBuch konnte ich sogar feststellen, dass eine Leserin sich wundern musste, ob „der Richter“ denn eigentlich einen Namen hatte. ^^ „Der Junge“ war ebenfalls ein beliebtes Synonym, gerne auch mal mit der Haarfarbe kombiniert. Damit kam ich absolut nicht zurecht und es zerstörte mir viele Momente im Buch. Grundsätzlich erschien mir die Erzählweise sehr trocken und lieblos, so dass bei mir echte Gefühlsregungen gar nicht erst aufkamen.

Der Ausgang der Geschichte hat mir ebensowenig gefallen. Denn dadurch wurde selbst Manuel für mich zum charakterschwachen Protagonisten. Ich konnte da zumindest nur den Kopf schütteln…

…anstatt mich über das „Happy End“ zu freuen. Manuel hat Bianca auf brutalste Weise aus ihrem bisherigen Leben und ihrem Umfeld gerissen. Ihre Eltern müssen nun den Verlust beider Kinder verkraften, ob sie nun über Biancas Wohlbefinden bescheid wissen, oder nicht. Die Aktion war von Bianca und Manuel gleichermaßen egoistisch und ohne jegliche Rücksicht auf Verluste. Dass Bianca ihrer Mutter die ganze Zeit über als „egoistisch“ und eine „Verräterin“ bezeichnet hatte, macht die ganze Aktion umso witzloser für mich. Bianca war für mich durchgehend einfach eine ganz schreckliche Protagonistin, die mit ihrer Doppelmoral zum Ende hin nochmal ganz deutlich ihren miesen Charakter betont hat.

Fazit

Mir gefiel die Umsetzung dieser eigentlich schönen Idee überhaupt nicht. Eine nervige Bianca ruinierte den Großteil der ach so tragischen Romanze und der ab und an seltsame Schreibstil blockierte mir den Zugang zur Geschichte. Leider nicht mein Fall.

Meinungen bisheriger NotizBuch-Teilnehmer

::: Lettersalad ::: Buchstabenträume 4/5 :::

Zum NotizBuch

Obwohl das Buch an sich nicht wirklich komplett meinen Geschmack treffen konnte, machte mir das Lesen dennoch ungeheuren Spaß. Drei Menschen vor mir hatten das Buch bereits – bewaffnet mit einem netten Stift – in der Hand und ihren Gedankengängen auf vielen Seiten freien Lauf gelassen. Zu lesen wie die ein oder andere Szene bei den jeweiligen Kandidaten ankam, fand ich richtig spannend, ganz besonders an den Stellen, an denen die Meinungen stark auseinander gingen. Ich denke genau deshalb war dieses Buch hier perfekt als NotizBuch, weil nicht alle ritt von einem “Fand ich auch!”, “Bin Deiner Meinung” oder “Dito” die Rede war. Manchmal war ich persönlich sogar ziemlich überrascht wie positiv manche Dinge auf andere wirkten, während ich da saß und immer wieder die Augen verdrehen musste. ^^ Ich, für meinen Geschmack, hätte durchaus noch ein paar mehr Kommentare à la Carina vertragen können. *lach* Aber die Nudel hat ja mittendrin abgebrochen. :P

Ich konnte es mir nicht nehmen lassen mal einen kleinen Auszug aus dem bisherigen Stand zu fotografieren und stelle zumindest mal zwei kleine Teaser aus dem Buch vor. So kann man sich immerhin mal ein Bild machen, ohne das gleich die gute Sandra keine Überraschungen mehr erlebt. ;)

Ich kann an dieser Stelle nur festhalten: NotizBücher sind große klasse und ich hoffe es werden noch viele weitere folgen! :D