Rezension: Love - Stephen King

Von Niwa

© Random House

Meine Bewertung ★★★


SHORT FACTS

Titel: Love
Autor: Stephen KingVerlag: Heyne 2006Seiten: 736ISBN: 9783453265325

Ehe-Wahnsinn

Liseys Ehemann ist tot. Der berühmte Schriftsteller Scott Landon ist vor zwei Jahren einer Lungenentzündung erlegen und Lisey muss langsam aber sicher den Nachlass ihres Mannes aufarbeiten. Immerhin schreit die halbe Welt nach dem schriftstellerischen Vermächtnis des Autors und für Lisey ist es an der Zeit, "Adieu" zu ihrem verstorbenen Gatten zu sagen, weil er eben tot ist und nie wieder kommt. Oder etwa nicht?


Anfangs lernt man Lisey kennen. Sie ist Mitte 50, reich, allein, Witwe. Gut 2 Jahre ist es her, dass ihr Mann gestorben ist. Jahrzehntelang war ihre Aufgabe die, der Gefährtin des berühmten Schriftstellers Scott Landon, und nun ist er tot, hat sie allein gelassen. Allein mit seinem Büro in der alten Scheune, allein mit dem großem Haus und allein mit den Geiern, die sich alle auf seine schriftstellerischen Ergüsse stürzen möchten. Lisey hat es lang genug vor sich hergeschoben und macht sich endlich mit einer ihrer Schwestern dran, Scotts Büro auszuräumen, um dessen Inhalt den Hyänen zum Fraß vorzuwerfen. Oder ist es dafür sogar schon zu spät?

Denn ein besonders engagierter Landon-Fan droht ihr und stopft die tote Nachbarskatze in den Briefkasten, während Lisey meint, Hinweise ihres verstorbenen Mannes zu entdecken.

Der Einstieg in die Geschichte ist sehr schwierig gestaltet. Von Beginn an hat man es mit einer besonders diffusen Pärchensprache zutun, so wie sie wohl jeder kennt, der schon einige Zeit in einer Beziehung gelebt hat. Wörter, Gesten, Gegenstände - viele Paare verständigen sich in Symbolen, die nur sie kennen, entwickeln eine eigene Sprache, die nur sie verstehen und verwenden Gesten, die nur sie gegenseitig deuten können. Stephen King lässt Lisey Resümee über ihre Ehe ziehen, sie verliert sich in Erinnerungen, denkt in dieser Paarsprache und vergisst darüber ganz die Realität, die ihr im wahrsten Sinne des Wortes mit den Fäusten droht.

Während der ersten 300 Seiten habe ich mir gedacht, dass es wohl das schlechteste King-Buch ist, das ich jemals gelesen habe. Die diffuse Sprache, die berüchtigten Klammern (ja, die können einen ordentlich auf die Nerven gehen) und diese Komplexität hinter den einzelnen Szenen, die man nur ahnen, aber lange Zeit nicht greifen kann.

Und dann hat der Meister sein Können gezeigt! Und ja, es war gut, so gut! Man muss eben diesen schwierigen Einstieg schaffen, der im Nachhinein betrachtet tatsächlich nötig ist, damit sich der Horror so richtig entfalten kann.

Denn schaurig wird es allemal, und wie! Lisey erinnert sich nach und nach an die dunkle Seite ihrer Ehe, an Ereignisse, die sie verdrängt hat, und an einen Ort, an dem das Böse lauert, auch nach Scotts Tod.

Wer noch nie ein Buch von Stephen King gelesen hat, sollte meiner Ansicht nach keinesfalls ausgerechnet damit beginnen. Es ist ein sehr persönliches Werk, wie es der Autor angeblich selbst bezeichnet, dabei hege ich trotzdem die Hoffnung, dass es nicht zu persönlich ist. Denn falls doch, dann sind Mr. und Mrs. King nicht nur wahnsinnig, sondern krank, richtig krank.


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