[Rezension] Liebesschmarrn und Erdbeerblues (A. Schwarzhuber)

Angelika Schwarzhuber: Liebesschmarrn und Erdbeerblues[Rezension] Liebesschmarrn und Erdbeerblues (A. Schwarzhuber)Für Fans von kaiserlichem Schmarrn und Drolligkeit, die ein Dirndl ohne Mühe ausfüllt, dürfte dieser heitere Roman gerade gelegen kommen. Angelika Schwarzhuber beleuchtet das Unikat der bairischen Lebenskultur auf hübsch verzierte Weise. Lokalpatriotismus der besonderen Art wird uns Lesern beschwingt ans Herz gelegt.
Ein Roman, der diesseits und jenseits des Weißwurstäquators für ein wenig liebenswerte Völkerverständigung sorgen dürfte. 


~ Rezension ~


Die Herausforderung: das richtige Wort im richtigen Augenblick

Lene glaubte sich in einer zufriedenen Beziehung mit ihrem Michi. Doch dieses Empfinden wird jäh zerstört, als der vermeintliche Traumprinz ihr eines Tages gesteht: I hob mi fei sakrisch in di valiabt. Lene ist geschockt. Weshalb kann Michi ihr nicht einfach Ich liebe dich sagen? Oder liegt es letztlich gar nicht an Michi speziell, sondern an der bairischen Sprache im Allgemeinen, die schlichtweg nicht ohne Umschweife zu Herzen gehen kann? Lene trennt sich sich kurzerhand von Michi und widmet sich ihrer neuen Theorie. Dass sie sich damit nicht nur Freunde macht, erfährt Lene schnell. An vorderster Front ihrer Widersacher: der Sprachwissenschaftler Karl Huber. Was für ein Grantler. Doch auch vor potentiellen Herzbuben, die ihr das Gegenteil ihrer Theorie beweisen wollen, kann Lene sich plötzlich kaum retten. Allmählich ist guter Rat teuer.

Angelika Schwarzhubers Liebesschmarrn und Erdbeerblues ist ein illustrer blau-weißer Kompass auf der Suche nach dem greifbaren und vor allem dem für alle verständlich zum Ausdruck gebrachten Glück.

Im Grunde kommt Protagonistin Lene resolut und beherzt daher. Allerdings lassen sie kürzlich erlebte (Sprach-) Eskapaden zweifeln. An der Männerwelt, der bairischen Empathie, an sich selbst. Die Autorin zeigt eine Figur, die Irrungen und Wirrungen des Lebens versucht zu meistern, wobei allerdings köstlich verpackte Zwickmühlen stets aufs Neue für Umwege oder Sackgassen sorgen. Nicht ganz unschuldig daran ist das behände in die Handlung eingeflochtene Potpourri an markanten Charakteren. Figuren, die zu Lenes mehr oder minder amüsierten Wegbegleitern werden.

Mit ihrer Geschichte gelingt es Angelika Schwarzhuber auf schmackhafte Weise in die bairische Lebenskultur einzutauchen. Mit einem Augenzwinkern verbindet die Autorin Tradition mit (linguistischer) Eigenheit und einem guten Schuss Stereotypenhaftigkeit. Geschickt agiert sie auf dem Schachbrett aus weiß-blauen Rauten und versäumt es nicht, den Leser Zug um Zug zu unterhalten. Wohl dosierte Überspitzungen gehören hier schlichtweg zum guten Ton.

Wenngleich sich die Entwicklungen mancher Handlungsstränge für mich als "mit dem Zeitraffer versehen" lasen, tat dies dem spritzigen Gesamtpaket keinen großen Abbruch. Vielmehr sorgten hier die Reihe feiner bairisches Details für Applikationen, die im Verlaufe des Romans zu nicht missen wollenden Gefährten wurden.

Gleichzeitig tragen ein ungezwungener Erzählstil, den ein gepflegter Bayrisch-Crashkurs garniert, und die eine oder andere Lebensweisheit ihren Teil dazu bei, dass  Angelika Schwarzhuber zur Ehrenbotschafterin bairischer Lebensfreude wird.

Insgesamt ein Roman, der, wie es der Titel bereits anklingen lässt, ein wenig von allem parat hält: Herzklopfen und Unsinn, Gaumenfreuden und die knifflige Suche nach der großen Erfüllung. Mit Situationskomik und Selbstreflektion staffiert die Autorin einen Weg aus, der weder rosarot noch mausgrau anmutet, sondern durch weiß-blaue Originalität punktet.

FZIT: Lieblich. Forschend. Verspielt. 

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