Jesper Juul ist ein angesagter Pädagoge. Seine Bücher schmücken die Regale vieler Eltern. Das sind so Dinge die man lernt, wenn man in diesen elitären Club aufgenommen wird. Jesper Juul kennt man einfach, vor allem, wenn man ein Kind hat.
Leseprobe: Leitwölfe seinIn seinem Buch "Leitwölfe sein" nimmt Jesper Juul einmal mehr die deutsche Erziehungskultur auseinander. Wollen die deutschen Eltern viel zu sehr "bester Freund" ihrer Kinder sein? Zumindest falle es ihnen schwer Entscheidungen zu treffen, die ihrem Nachwuchs Grenzen setzen, meint Juul. Wollen wir uns also viel zu sehr beliebt machen bei unseren Kindern und vergessen dabei die Person zu sein, die Führung bietet? Vieles in dem Buch hat mich zum Nachdenken verleitet. Auch ich merke bei meiner kleinen, wieviel einfacher es manchmal ist nachzugeben. Und meine kleine ist erst 9 Monate. Viele Erziehungsratgeber mahnen, dass man unter 12 Monaten überhaupt nicht mit Erziehung anzufangen brauche!
Jesper Juul zeigt auf, dass wir zu große Angst haben, unseren Kindern zu schaden, oder sie gar zu verletzen. Und auf Erziehung zu verzichten ist, so der Autor auch keine Lösung. Wir müssen vielmehr unsere Kinder an die Hand nehmen und sie leiten, durch das Leben, durch die Gesellschaft. Ihnen zeigen, was in Ordnung ist, ohne uns dabei zu verlieren. Wie sollten, auch nach der Geburt, nicht in die Rolle einer "Mama" und eines "Papa" schlüpfen, sondern weiterhin authentisch bleiben - weder übermässig streng, noch zuckersüß - einfach wir.
Erst seit dieser Lektüre, wurde mir klar, was versagte Führung für die kleinen bedeutet. Das Leben ist kein Zuckerschlecken. Und wir begleiten sie ins Erwachsenenleben. Wir müssen unsere Kinder auf die Welt vorbereiten, die sie ohne unseren Schutz erwartet. Und die ist eben nicht Zuckerwatte und rosarote Luftballons. Natürlich kann ich meinem Kind nachgeben und warten, bis es sich dazu entscheidet sich ins Auto zusetzen. Aber ich kann genauso meinem Kind erklären, warum es sich jetzt ins Auto setzen muss. Was gebe ich meinem Kind mit auf den Weg, wenn ich es über alle Entscheidungen bestimmen lasse?
Ich weiß nicht, ob ich ein Leitwolf bin, oder sein werde. Ich hoffe, dass ich meiner Tochter eine gute Mutter sein werde. Eine Mutter, die ihr zuhört, die ihr aber auch Grenzen setzt, eine Mutter die erklär und auch durchsetzen kann. Nicht nur die strenge Autoritätsperson, aber auch nicht ihre beste Freundin. Ich hoffe ich kann meiner Tochter einmal vorleben, wer ich bin, ich als Person, nicht nur ich als Mama. Vielleicht reicht das ja bereits aus, um ein guter Leitwolf zu werden... Und falls nicht, hilft es im Buch zu blättern, denn Juul kritisiert nicht nur, nein, er liefert auch Lösungen. Definitiv eine Lektüre wert.
4 von 5 Sternen*** Vielen Dank an die den Beltz-Verlag für das Zusenden des Buches***