Titel: Legendary (Caraval #2)
Autorin: Stephanie Garber
Übersetzerin: Diana Bürgel
Format: Klappbroschur
Preis: 15,00 €
Seitenzahl: 441 Seiten
Verlag: IVI Verlag
ISBN: 978-3-492-70402-1
Bewertung: 2 Sterne
Inhalt
Kaum ist Caraval zu Ende, beginnt die Aufführung eines neuen Spiels: zu Ehren des Geburtstages der Kaiserin in Valenda. Donatella Dragna reist gemeinsam mit ihrer Schwester Scarlett und sämtlichen Caraval-Darstellern an diesen zauberhaften Ort, denn Tella hat Schulden, die sie nun begleichen muss. Wenn sie ihre hart erkämpfte Freiheit behalten will, bleibt ihr keine Wahl als Master Legend zu verraten, dies ist der Preis. Sie lässt sich also nicht nur auf Caraval, mit all seinen Geheimnissen ein, sondern spielt noch ein weiteres, sehr viel tödlicheres Spiel…
Diesen Monat hatte ich mit einem Buddyread bereits „Caraval„, den ersten Teil dieser Trilogie gelesen. Meine Freundin und ich waren von diesem Auftakt beide eher mäßig begeistert, dennoch waren wir neugierig auf die Fortsetzung. Ich wollte wirklich wissen, wie die Reihe weiter geht und ob sich einige Fragen, die in „Caraval“ unbeantwortet blieben, vielleicht klären könnten. Meine Erwartungen an „Legendary“ habe ich deutlich heruntergeschraubt, denn eine ähnliche Ernüchterung wie beim ersten Teil wollte ich wirklich nicht noch einmal erleben. Tja, leider hat das dann doch nicht so richtig funktioniert.
Als erstes muss ich sagen, dass mir der Schreibstil von Stephanie Garber einfach nicht liegt. Es ist nicht so, dass ich ihr nicht folgen kann, ich komme gut voran und mein Lesetempo ist nicht eingeschränkt, allerdings finde ich ihre Beschreibungen und Umschreibungen einfach anstrengend. Bei Scarlett aus Band 1 waren es Gefühle, die sie in den schillerndsten Farben beschrieb und bei Tella war es ähnlich. Zwar gab es keine farbenfrohe Gefühle mehr, doch die Art und Weise wie Garber beschreibt ist für mich eher irritierend als faszinierend oder gar magisch. Es fällt mir schwer mich in diese Welt hineinzudenken, weil ich die Umschreibungen nur schwer greifen kann. Alles ist wunderschön, glänzen, glitzernd aber für mich fühlt es sich ganz und gar nicht so an. Was wirklich schade ist, denn die Welt von Caraval bietet so viele Möglichkeiten, so viel Magie und Geheimnisse… all das ist bei mir aber, erneut, nicht angekommen.
Nun aber zur Handlung des Buches, welche mit einem Prolog aus Tellas Kindheit beginnt. Sie ist zehn Jahre alt und spielt im Schlafzimmer der Eltern. Ihre Mutter hatte ihr und Scarlett, ihrer älteren Schwester, ausdrücklich verboten mit einem bestimmten Schmuckkästchen zu spielen und genau dieses nimmt Tella immer und immer wieder zur Hand. Sie kann nicht anders, denn ihre Neugierde ist einfach zu groß. Doch dieses Mal ist etwas anders, denn anstelle des verdreckten Säckchens, das dort auch aufbewahrt war, liegt dort ein Kartendeck. Tella weiß instinktiv, dass von diesen Karten etwas magisches ausgeht und dass sie lieber die Finger davon lassen sollte. Doch ihre Neugierde siegt und sei dreht drei verschiedene Karten um. Mit ihren zehn Jahren versteht sie nur sehr wenig von dem, was sie da möglicherweise in Gang gesetzt hat, denn das, was auf den Karten abgebildet ist, sind nicht bloße Bilder: sie hat die Karten der Schicksalsmächte aufgedeckt und teilweise ihre Zukunft vorausgesagt. Paloma, Tellas Mutter, hält sie davon ab, noch weitere Karten umzudrehen und kurze Zeit später verschwindet sie spurlos aus dem Leben ihrer Töchter. Die beiden Mädchen sind dem gewalttätigen Vater hilflos ausgeliefert und damit setzt die eigene Mutter möglicherweise alles in Bewegung, was seit dem ersten Teil „Caraval“ mit ihren Kindern geschehen ist.
Dass die Karten und auch Tellas Mutter eine wichtige Bedeutung für „Legendary“ haben würden, war anzunehmen, denn sonst hätte die Autorin den Prolog umsonst geschrieben. Ich fand die Ausgangslage sehr interessant und wollte wissen, wie sich alles zusammenfügt. Schließlich steht auch noch ein weiteres Spiel an, an dem Tella teilnehmen muss, um ihre Schuld an demjenigen zu begleichen, der ihr und Scarlett überhaupt erst dazu verhalf, von zu Hause zu fliehen und an Caraval teilzunehmen. Nun also möchte sie ihre frisch gewonnen Freiheit nicht wieder aufs Spiel setzen und willigt ein Master Legend zu hintergehen. Wie das alles mit ihrer Mutter und den Karten zusammenhängt ist zunächst noch nicht klar, wird aber im Verlauf der Geschichte gelüftet. Es ist, wie soll ich sagen, ein bisschen viel für dieses Buch. Es gibt den Handlungsstrang in dem Tella an Caraval teilnimmt, um ihre Schuld an ihrem „Freund“ zu begleichen, gleichzeitig ist ihre Schwester Scarlett ebenfalls mit in der Stadt und scheint Geheimnisse zu verbergen, die immer wieder auftauchen. Dann muss Tella sich mit den Schicksalsmächten auseinandersetzen, die die Welt zu bedrohen scheinen außerdem wurde ihr in Aussicht gestellt, dass sie endlich wieder mit ihrer Mutter zusammen sein wird, sollte sie Caraval gewinnen. Außerdem spielt auch eine Liebesgeschichte eine Rolle, die irgendwie völlig verquer in einer Dreiecksgeschichte endet, die zwar angeteasert wird, aber überhaupt nicht richtig bearbeitet. Es ist fast so, als sollen wir Leser uns selbst überlegen wie das jetzt mit der Liebe zwischen Scarlett und den beiden Männern, die in ihr Leben treten, ist. Ich habe bei keinem von den Kandidaten den Funken übersprühen sehen, doch Tella ist vor allem bei einem völlig hin und weg. Aber sie möchte es natürlich nicht zulassen und wehrt sich, wenig erfolgreich, gegen ihre Gefühle. Es gibt einige wenige Szenen, in denen sie mit jeweils einem der Männer allein ist, über ihre Gefühle nachdenkt und diesen teilweise etwas nachgibt. Doch ich habe nie das Gefühl gehabt, dass da wirklich etwas zwischen ihnen entsteht. Es war immer mehr oder minder eine Zweckgemeinschaft, weil sie möchten, dass der jeweils andere etwas für einen tut. Es ist nicht so, als hätte Garber nicht genügend Möglichkeiten gehabt, eine schönere Liebesgeschichte zu schreiben. Sie wollte definitiv eine Art Dreiecksgeschichte entstehen lassen, die wohl auf den finalen Band hindeuten soll, denn ein Detail, das ich leider nicht verraten kann, hat eventuell noch größere Auswirkungen, was das Liebesleben von Tella angeht. Trotzdem hat es mich einfach nur angestrengt.
In Band 1 habe ich mir Tella als risikobereite junge Frau vorgestellt, die weiß was sie tut und sich immer Gedanken über ihre nächsten Schritte macht. In Legendary findet kaum etwas davon statt. Sie taumelt, ähnlich wie Scarlett, einfach durch das Spiel Caraval. Sie hat nicht wirklich eine Ahnung was sie eigentlich tut und wie sie zum Ziel kommt. Ohne Hilfe wäre sie am Ende der Geschichte immer noch dort, wo sie am Anfang war. Sie verhält sich unglaublich naiv und ganz und gar nicht tough. Sie ist kein badass Charakter, der mutig und klug durch Caraval geht. Sie ist genauso wie Scarlett. Nur, dass bei Tella kaum etwas schief geht. Sie tut etwas, um einen möglichen Hinweis zu finden und entweder muss jemand anders ihre Taten ausbaden, sie wird gerettet oder bekommt Hilfe, um zum Ziel zu gelangen.
Eigentlich wird auch bis zum Ende hin keine Spannung aufgebaut. Es ist nicht wirklich so, als hätte mich irgendein Detail noch überrascht oder irgendwie gefesselt. Auf den letzten hundert Seiten wollte ich irgendwann nur noch, dass das Buch zu Ende ist, weil ich es als anstrengend empfunden habe, dass Tella alles gelingt, was sie tut, ohne dass sie wirklich einen Plan hat. Wie soll dieses Mädchen es zu Hause geschafft haben mit dem „Freund“ über mehrere Wochen Kontakt zu haben, ohne dass sie vom Vater entdeckt wird? Es ergibt für mich einfach überhaupt keinen Sinn. Es ist ja nicht so, als hätte sich Tella nicht mit Caraval auseinander gesetzt und dennoch wirkt sie unvorbereitet und naiv, als sie durch das Spiel geht. Ihr kreisen tausende andere Dinge durch den Kopf aber nicht die Dringlichkeit mit der sie das Spiel gewinnen muss. Mir fehlt einfach das Kontrollierte, Durchdachte, mit dem man an so ein Spiel herangehen sollte. Und Tella muss sich dem doch bewusst sein. Ihr muss klar sein, dass Caraval mit Realitäten spielt und irgendwie doch Wirklichkeit ist. Doch sie verhält sich eben ganz und gar nicht so.
Letztlich ist alles genau so konstruiert worden, dass das Buch so ausgehen muss, wie es schließlich ausging. Ich hätte mir etwas unerwartetes gewünscht. Etwas spannendes. Doch das ist eben überhaupt nicht der Fall. Ich konnte tatsächlich alles vorhersehen was im großen Showdown passiert ist und jedes einzelne Detail hat mich aufgeregt. Die Identität von Legend wird, als Höhepunkt, endlich gelüftet und es hätte nicht unlogischer sein können. Diese Person macht in meinen Augen einfach keinen Sinn. Vielleicht möchte uns die Autorin auch nur auf eine falsche Fährte führen, doch das bezweifle ich leider.
Legendary hätte unglaubliches Potential gehabt. Es gab Handlungsstränge, die weiter ausgebaut, eine geniale Spannung hätten erzeugen können. Doch nichts davon wurde genutzt. Die Geschichte wirkt auf mich wie ein Buch voller verpasster Chancen. Nicht nur für die Charaktere, sondern auch für die Autorin.
Fazit
Ich bin froh, dass ich die Erwartungen an dieses Buch sehr niedrig gehalten habe, denn so wurde ich dann doch nicht groß enttäuscht. Ich habe gehofft, dass der zweite Band der Trilogie besser wird. Spannender. Doch die Autorin hat aus Tella eine zweite Scarlett gemacht. Ein naives Mädchen, das durch eine Handlung stolpert und damit irgendwie zum Ende gelangt ohne dass es für sie weitere Konsequenzen hat. Die großen Enthüllungen des Buches fand ich unlogisch und nicht gut durchdacht. Es hat mich wirklich angestrengt zu sehen, dass sich kaum etwas verändert hat. Die Handlung in „Legendary“ verläuft ähnlich wie in „Caraval“. Da mir schon der erste Teil nicht besonders gefallen hat, war es nun nicht weiter verwunderlich, dass ich auch mit „Legendary“ meine Probleme hatte. Ich kann euch diese Reihe nicht empfehlen.